Schwere Beschuldigungen gegen UNO Immer mehr Cholera-Tote in Haiti
03.11.2010, 19:47 Uhr
Viele Haitianer leben seit dem Erdbeben immer noch in provisorischen Camps.
(Foto: REUTERS)
Die Vereinten Nationen wehren sich gegen den Verdacht, ihre UN-Soldaten aus Nepal hätten die Cholera nach Haiti eingeschleppt. Am Camp der Nepalesen habe es keine Choleraerreger gegeben, erklärt die UNO. Unterdessen steigt die Zahl der Toten und Erkrankten unaufhörlich.
Die Zahl der Cholera-Toten in Haiti ist seit Ende der vergangenen Woche um 105 auf 440 gestiegen. Das teilten die Gesundheitsbehörden in Port-au-Prince mit. Zudem seien weitere 2000 Menschen wegen der gefährlichen Durchfallerkrankung ins Krankenhaus eingeliefert worden. Die Gesamtzahl der Erkrankten liege damit bei 6742.
Die Hilfsorganisationen und die in Haiti stationierte UN-Mission Minustah setzten unterdessen ihren Kampf gegen eine Ausweitung der Epidemie fort.
Die Vereinten Nationen wiesen den Verdacht zurück, ihre UN- Soldaten aus Nepal hätten die Cholera nach Haiti eingeschleppt. Unmittelbar nach dem Ausbruch der Epidemie in Zentralhaiti seien am Camp der Nepalesen im Department Artibonite Untersuchungen angestellt worden, erklärte die UN-Mission Minustah in Port-au-Prince. Diese hätten nachgewiesen, dass es dort keine Choleraerreger gegeben habe.
Am Montag hatten die Gesundheitsbehörden Haitis mitgeteilt, dass der in Haiti aufgetretene Cholerastamm mit Stämmen aus Südasien verwandt sei, und deshalb möglicherweise von dort eingeschleppt worden sei. Vor dem Stützpunkt der Nepalesen in Mirebalais, die Teil der Stabilisierungstruppe der UN in Haiti sind, war es bereits zu wütenden Demonstrationen der Bevölkerung gekommen.
Die Cholera war am 20. Oktober dieses Jahres in den zentralen Departments Artibonite ausgebrochen. Es ist in Haiti üblich, dass sich die Menschen in den Flüssen waschen und deren Wasser ungereinigt trinken. Die Erreger, die zuletzt vor über 100 Jahren in der Region aufgetreten waren, galten als ausgerottet. Regierung und Hilfsorganisationen konzentrieren sich vor allem darauf, die Menschen über die Cholera aufzuklären und sie darüber zu informieren, wie sie sich am besten vor einer Ansteckung schützen können.
Haiti gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Anfang des Jahres hatte ein starkes Erdbeben das Land auf der Karibikinsel Hispaniola erschüttert und große Zerstörungen angerichtet.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP