25 Jahre lang ahnte sie nichts Jetzt spricht die Frau des Parkplatzmörders
07.08.2015, 19:30 Uhr
Für die sogenannten Parkplatzmorde an bekannten Homosexuellen-Treffpunkten muss Detlef S. lebenslang hinter Gitter.
(Foto: dpa)
"Ich dachte immer, ich hätte einen lieben Ehemann", sagt Renate Höhne, wenn sie an die Zeit mit Detlef S. zurückdenkt. Ein Vierteljahrhundert lang ahnt sie nicht, dass ihr Partner ein Doppelleben führt. Bis auf einmal Polizeibeamte ihr Haus stürmen.
Bis zum 11. Dezember 2010 dachte Renate Höhne, dass sie mit ihrem Ehemann Detlef S. ein normales, glückliches Leben führt. Dann stürmen Polizeibeamte der Kripo Stuttgart das Haus. Es stellt sich heraus: Detlef ist ein gesuchter Doppelmörder, der innerhalb weniger Wochen zwei Männer getötet hat. Er hatte sie auf Parkplätzen erschossen, die als Treffpunkte von Homosexuellen bekannt waren. Geschockt erfährt die Ehefrau mehr vom Doppelleben des Mannes, der sie 25 Jahre lang getäuscht hat. Ihre Geschichte hat sie in einem Buch festgehalten.
Nachdem sie mehrere Klinikaufenthalte hinter sich gebracht hatte, wusste Höhne, dass sie nicht für immer über das Erlebte würde schweigen können. Sie entschied sich also, an die Öffentlichkeit zu gehen. "Ich wollte dieses Buch auch für andere Frauen schreiben", sagt Höhne. Denen wolle sie zeigen, dass "man besser hinschauen und nicht alles glauben soll".
"Ich war seine Marionette"
Höhne weiß, wovon sie spricht. Bis zum Prozess gegen ihren Ex-Mann hatte sie an dessen Unschuld geglaubt. Am ersten Tag der Verhandlung durfte sie nicht in den Gerichtssaal - sie sollte noch als Zeugin gehört werden. Als ihr eine Freundin berichtete, was hinter verschlossenen Türen vor sich gegangen sei, konnte sie es nicht glauben. Schließlich aber kamen die Zweifel. Sie habe gefühlt, "dass die ganzen Jahre dann doch wohl nur ein Theater waren und ich seine Marionette, bei der er wusste, welche Strippen er ziehen musste", so Höhne.
Langsam löste sich Höhne von der Liebe zu einem Mann, der ein Mörder ist. Zunächst versuchte sie, die Morde gedanklich von der privaten Zweisamkeit des Ehepaars zu trennen, doch das funktionierte nicht. Irgendwann musste sie hören, wie die Richterin feststellte: "Er hat eine fest eingewurzelte Neigung zum Töten."
Das andere Gesicht des lieben Ehemanns
Seine Verbrechen waren nicht das einzige, was Detlef S. vor seiner Frau verbarg. Ohne ihr Wissen brachte er das gesamte Vermögen der beiden durch. Er betrog seine Frau mit Frauen und Männern. "Ich dachte immer, ich hätte einen lieben Ehemann", beschreibt Höhne heute ihre Sorglosigkeit. Verantwortlich für die Taten ihres Ex-Mannes fühlt sie sich nicht. Sie denke oft darüber nach, erzählt sie, doch sei sie sich sicher: "Ich hätte das nicht verhindern können."
Am 1. Februar 2012 wurde Detlef S. zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Das Stuttgarter Landgericht schloss in seinem Urteil eine vorzeitige Haftentlassung nach 15 Jahren aus und beantragte zudem Sicherungsverwahrung. Das Motiv für die Morde blieb auch nach dem Urteil unklar.
"Und ich habe nichts geahnt. Ich war jahrelang mit einem Doppelmörder verheiratet. Dann kam alles ans Licht" erscheint am 10. August.
Quelle: ntv.de, ame/spot