Panorama

Sektenmitglied mit 24 Ehefrauen Kanadisches Gericht verurteilt Polygamisten

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Winston Blackmore sieht in dem Urteil einen Verstoß gegen die Religionsfreiheit.

(Foto: REUTERS)

Die Vielehe ist in Kanada verboten. Zwei Männer heiraten dennoch über Jahre mehrere Frauen. Nun werden sie deshalb verurteilt. Doch der Rechtsstreit ist womöglich nicht vorbei - denn die Verurteilten wollen ihre Religionsfreiheit vorm Verfassungsgericht einklagen.

Ein Gericht in Kanada hat zwei Ex-Bischöfe einer Sekte der Polygamie für schuldig befunden. Winston Blackmore soll 24 Frauen geheiratet haben, James Oler fünf, wie der Sender CBC unter Berufung auf das Oberste Gericht in der westlichen Provinz British Columbia berichtete. Demnach soll Blackmore mehr als 145 Kinder gezeugt haben. Beide Männer sind Angehörige der Fundamentalistischen Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (FLDS). Die Gruppe ist eine Abspaltung der mormonischen Kirche.

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James Oler heiratete fünf Frauen.

(Foto: REUTERS)

Beide Männer bekennen sich offen zur Vielehe. Seine einzige Schuld bestehe darin, seine Religion auszuüben, sagte Blackmore, "das habe ich nie bestritten." Einem Bericht des "Star" zufolge strebt Blackmores Anwalt, Blair Suffredine, eine Verfassungsklage an. Sein Klient verglich den Fall mit der Situation homosexueller Paare. Auch die Homo-Ehe sei in der Vergangenheit illegal gewesen, sagte Blackmore.

Im Gericht war auch die erste Ehefrau des 60-jährigen Polygamisten anwesend. Sie sagte, ihr Ex-Mann habe ihr gesagt, er würde lediglich das tun, "was Gott ihm aufgetragen hat". Der Richter stufte diese Aussage laut CBC als glaubwürdig ein. Blackmore habe jede seiner Ehen sehr bewusst geführt und würde "nicht verleugnen, woran er glaubt".

Rechtsstreit überdauerte Jahrtausendwende

Der Fall ist von großer Bedeutung für die Ausübung der Religionsfreiheit in Kanada. Die kanadischen Behörden haben die Sekte bereits seit den 90er Jahren im Visier, konnten aber wegen juristischer Unklarheiten zunächst nicht gegen die Polygamisten vorgehen. Es folgte ein langwieriger Rechtsstreit - und ein Urteil, das selbst die Angeklagten nicht überraschte. "27 Jahre und Millionen von Dollar später wurde lediglich etwas bewiesen, was wir nie abgestritten haben", sagte Blackmore. "Wir haben nichts anderes erwartet."

Im Jahr 2011 erklärte das Oberste Gericht, dass das Verbot der Vielehe in Kanada rechtmäßig sei und nicht mit der Religionsfreiheit im Konflikt stehe. Den beiden Männern drohen nun bis zu fünf Jahre Haft. Ein Termin für die Verkündung des Strafmaßes steht noch nicht fest.

Quelle: ntv.de, jug/dpa

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