Panorama

Burger-Streit auf dem Petersplatz Kardinäle wollen keine McDonald's-Filiale

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(Foto: dpa)

Die Fastfood-Kette McDonald's will eine Filiale für Besucher des Vatikan eröffnen. Das passt katholischen Geistlichen allerdings gar nicht und auch traditionelle Lokale am Petersplatz zeigen nur wenig Begeisterung.

Der Papst erzählt gern, wie sehr er sich wünsche, einfach mal wieder wie ein normaler Mann zum Pizza essen zu gehen. Pizzerien gibt es rund um den Vatikan genug. Bald könnte Franziskus auch genau vor seiner Haustür Hamburger und Pommes essen und eine Cola aus einem großen Becher trinken. Die geplante Eröffnung einer McDonald's-Filiale wenige Schritte vom Petersplatz in Rom entfernt, entrüstet nicht nur die umliegenden Ladeninhaber.

Mittlerweile haben sich auch hochrangige Kardinäle in die Debatte über Pro-oder-Contra-Burger eingeschaltet. Denn: Der US-Fastfoodriese soll in eine Immobilie ziehen, die dem Vatikan gehört, und eine saftige Miete von 30.000 Euro an den Kirchenstaat zahlen. In dem Gebäude wohnen namhafte Kardinäle. Einen Steinwurf davon entfernt lebte auch Joseph Ratzinger, bevor er zum Papst Benedikt XVI. gewählt wurde. Heute residiert dort der deutsche Präfekt der Glaubenskongregation, Gerhard Ludwig Müller.

Potenzielles Anschlagsziel

Azurra Giovannola steht vor ihrem Café. Sie befürchtet eine steigende Terrorgefahr, sollte der McDonald's einziehen dürfen.

Azurra Giovannola steht vor ihrem Café. Sie befürchtet eine steigende Terrorgefahr, sollte der McDonald's einziehen dürfen.

(Foto: dpa)

McDonald's - Sinnbild für Globalisierung, Wegwerfgesellschaft und Schnelllebigkeit - in den Gemäuern der katholischen Kirche - das dürfte auch Franziskus, der unermüdlich das Gegenteil predigt, nicht gefallen. "Der Inbegriff des Kapitalismus in einem Gebäude des Vatikan - das ist reine Blasphemie", sagt Azzurra Giovannola vor ihrem Café - direkt gegenüber ist das leerstehende Lokal mit den großen Fenstern, in das das Schnellrestaurant einziehen soll.

Sie sorgt sich auch um die Sicherheit. Publikum aus aller Welt, und dann noch ein Fastfoodrestaurant, das unzählige Menschen mehr anziehen werde, das könne schnell Ziel eines Anschlags werden. Die Terrorvorkehrungen in der Gegend sind sowieso schon überall zu sehen. Borgo Pio ist eine der bekanntesten Touristenmeilen in Rom. "Wir sind mitten im historischen Zentrum, für die kleinen Läden kündigt sich eine Krise an", sagt Snack-Verkäufer Fabrizio, der sich um sein Geschäft sorgt. Andere befürchten Müll, Gestank und Lärm.

"Anti-McDonald's-Demo" geplant

Angeblich sollen die Purpurträger schon einen Beschwerdebrief an Franziskus geschrieben haben. Eine Bestätigung dafür gab es nicht. Und McDonald's erklärte, die Debatte nicht kommentieren zu wollen. Einige Kardinäle sprechen offen ihren Unmut aus. Die Entscheidung für einen mehr als 500 Quadratmeter großen McDonald's sei "abnormal" und respektiere in keiner Weise die architektonische und urbane Tradition des Ortes, schimpfte beispielsweise Kardinal Elio Sgreccia in der Zeitung "La Repubblica". Die Räume könnte man vielmehr für die Bedürftigen in der Gegend benutzen - "so wie es der Heilige Vater lehrt".

"Wir sind sehr besorgt, wir protestieren auf jeder Ebene", sagte der Präsident der Organisation zur Rettung des Stadtviertels Borgo, Moreno Prosperi, der Nachrichtenagentur Adnkronos. "Das Fastfood-Restaurant nur 50 Meter vom Eingang des Vatikans entfernt ist eine Widerspruch zu den Prinzipien, die Papst Franziskus vertritt", sagte Prosperi. Seine Organisation plane eine "Anti-McDonald's-Demo".

Bei der vatikanischen Güterverwaltung Apsa kann man die Aufregung nicht verstehen. "Ich sehe keinen Skandal", sagt Apsa-Präsident, Kardinal Domenico Calcagno, in "La Repubblica". Alles sei im Rahmen des Gesetzes geschehen. "Natürlich kann jeder seine Sicht der Dinge äußern, auch meine Kardinals-Brüder. Wir können nicht alle einer Meinung sein."

Quelle: ntv.de, Annette Reuther und Lena Klimkeit, dpa

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