"Hochgradig kritisch, aber stabil" Leipziger Ebola-Patient geht es schlecht
09.10.2014, 16:25 Uhr
Der Zustand des in Leipzig behandelten Ebola-Patienten wird von seinen Ärzten als "hochgradig kritisch, wenngleich stabil" bezeichnet. Der 56-jährige UN-Mitarbeiter sei ansprechbar. Für andere Patienten der Klinik oder deren Besucher bestehe keine Ansteckungsgefahr.
In Deutschland wird zum dritten Mal ein Ebola-Patient aus Westafrika behandelt. Der UN-Mitarbeiter wurde am Donnerstag im Leipziger Klinikum St. Georg aufgenommen, wie das Krankenhaus mitteilte. Ärzte und Behörden versicherten, dass für die Bevölkerung keine Gefahr bestehe. Teams des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) trafen derweil in Sierra Leone und Liberia an, um vor Ort Hilfe für Ebola-Erkrankte vorzubereiten.
Bei dem nach Leipzig gebrachten Patienten handelt es sich den Angaben zufolge um einen 56-jährigen Mann aus dem Sudan, der sich bei seiner Arbeit in Liberia mit dem oft tödlichen Virus infiziert hatte. Es befinde sich in einem "stabilen, aber extrem kritischen Zustand", sagte der Leitende Oberarzt, Thomas Grünewald.
Deutsche Kliniken in Hamburg und Frankfurt am Main hatten zuvor bereits zwei weitere an Ebola erkrankte Experten aufgenommen, die sich beim Kampf gegen den Erreger in Westafrika angesteckt hatten. Der Hamburger Patient wurde inzwischen entlassen. Er war wieder ganz gesund geworden.
Bürger müssen sich nicht sorgen
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Das Klinikum St. Georg in Leipzig ist eines von sieben deutschen Behandlungszentren für Patienten mit hochgefährlichen ansteckenden Krankheiten. Erkrankte können dort auf hermetisch abgeschotteten Isolierstationen von speziell geschulten Ärzten und Pflegekräften intensivmedizinisch betreut werden.
Das Klinikum St. Georg schloss eine Gefährdung der Bevölkerung aus. Die Bürger müssten sich "überhaupt keine Sorge machen", sagte Chefarzt Bernhard Ruf. Die Abteilungsleiterin Hygiene im Leipziger Gesundheitsamt, Ingrid Möller, versicherte, von dem Patienten gehe für die Bevölkerung "keine Gefahr" aus. Sachsens Sozialministerin Christine Clauß (CDU) zeigte sich überzeugt, dass die Klinik für die Behandlung des Patienten bestens gerüstet sei.
Sorge vor Ansteckung ist berechtigt
Das in Afrika vorkommende Ebola-Virus gehört zu den gefährlichsten Krankheitserregern der Welt. Es führt in 50 bis 90 Prozent der Fälle zum Tod. Trotz intensiver Forschung gibt es weder eine vorbeugende Impfung noch ein Heilmittel.
Das Virus wird nach Angaben des Berliner Robert-Koch-Instituts hauptsächlich durch direkten, engen Kontakt von Mensch zu Mensch übertragen, wahrscheinlich über bluthaltige Körpersekrete. Nach einer Inkubationszeit von zwei Tagen bis drei Wochen führt die Krankheit meist zu Fieber und inneren Blutungen (hämorrhagisches Fieber), die Mehrheit der Patienten stirbt an Lungenversagen und Kreislaufschock.
Das Virus, das zuerst am Ebola-Fluss im Kongo auftauchte, lässt sich im Blut, Urin und Rachensekret nachweisen. Schon der Verdacht auf eine Erkrankung ist in Deutschland meldepflichtig.
In einem Krankenhaus in der spanischen Hauptstadt Madrid hatte sich kürzlich eine Krankenschwester bei der Pflege eines aus Afrika eingeflogenen Ebola-Patienten mit dem Virus angesteckt und dadurch Befürchtungen vor einer Ausbreitung der Krankheit ausgelöst. Bisher ist unklar, wie sie sich trotz Sicherheitsmaßnahmen infizierte.
Wie die Klinik Carlos III. mitteilte, wurden zudem drei neue Patienten isoliert, zwei Ärzte und ein Krankenpfleger. Der Krankenpfleger hatte mit einem der beiden Missionare in Kontakt gestanden, die beiden Ärzte mit der Ebola-Infizierten. Bei dem Krankenpfleger seien Symptome einer möglichen Erkrankung festgestellt worden, ein Untersuchungsergebnis liege aber noch nicht vor.
Auch in Australien musste eine Mitarbeiterin des Roten Kreuzes unter Quarantäne gestellt werden, die in Sierra Leone Ebola-Kranke betreute. Die Frau habe nach ihrer Rückkehr von einem einmonatigen Einsatz in Sierra Leone leichtes Fieber entwickelt, teilten die Behörden im Bundesstaat Queensland mit. Die 57-Jährige werde nun isoliert im Krankenhaus von Cairns behandelt, während das Ergebnis einer nach Brisbane geschickten Blutprobe noch abgewartet werden müsse.
Ebola überträgt sich durch Kontakt mit Körperflüssigkeiten und -ausscheidungen von Erkrankten. Eine Verbreitung durch die Luft ist ausgeschlossen. Ärzte und Pfleger tragen bei ihrer Arbeit daher Schutzanzüge. Es ist aber denkbar, sich beim Ausziehen der Anzüge versehentlich doch zu infizieren.
Erkundungsteams erreichen Afrika
Zwei DRK-Erkundungsteams trafen derweil in Sierra Leone und Liberia ein. In Kenema in Sierra Leone ist laut DRK eine Behandlungsstation geplant, in Liberia wird mit Unterstützung der Bundeswehr die Errichtung eines mobilen Krankenhauses geprüft. Beim DRK meldeten sich nach Angaben der Hilfsorganisation bislang 1500 Interessenten für einen Einsatz gegen die Ebola-Epidemie in Westafrika. Davon kommen demnach allerdings nur 97 potenzielle Helfer ernsthaft infrage.
Der neu ernannte Ebola-Beauftragte der Bundesregierung, Walter Lindner, will am kommenden Wochenende in die von der Seuche betroffene Region in Westafrika reisen. "Wenn man den Job macht, muss man einfach wissen, was vor Ort ist", sagte Lindner vor Journalisten. Der erfahrene Diplomat und Afrika-Experte leitet seit Mittwoch offiziell einen Sonder-Krisenstab zur Koordinierung der Ebola-Hilfen. Die Abreise nach Westafrika ist am Sonntag geplant, Lindner will etwa eine Woche in der Krisenregion bleiben.
Quelle: ntv.de