Panorama

EU sucht nach Lösungen Madrid meldet drei Ebola-Verdachtsfälle

Der Passagier wurde auf dem Rollfeld untersucht.

Der Passagier wurde auf dem Rollfeld untersucht.

(Foto: picture alliance / dpa)

Auf einem Flug in die spanische Hauptstadt zittert ein Passagier plötzlich stark. Er kommt mit Ebola-Verdacht ins Krankenhaus. In den USA wird die Krankheit zum Wahlkampfthema. Weltweit rechnet die WHO mit 9000 Infizierten.

Rund um den Globus wächst die Angst vor der Ebola-Seuche. US-Präsident Barack Obama sagte mehrere Termine und Auftritte ab und kündigte wegen der mangelhaften Vorbereitung vieler Kliniken des Landes ein schärferes Vorgehen der Behörden an. In Madrid wurden gleich drei neue Ebola-Verdachtsfälle ins Krankenhaus eingewiesen - darunter ein Mann aus Nigeria, der während eines Flugs Schüttelfrost bekommen hatte sowie ein Priester, der vor kurzem in Liberia tätig war. Auch im US-Bundesstaat Connecticut werden Personen mit Ebola-typischen Symptomen untersucht. Die EU setzt derweil auf stärkere Kontrollen von Fluggästen in den am stärksten betroffenen westafrikanischen Ländern.

Flug-Passagier löst Großeinsatz ein

Auf dem Madrider Flughafen ist wegen eines Ebola-Verdachtsfalls eine Passagiermaschine vorübergehend isoliert worden. Ein Passagier eines Air-France-Flugs aus der nigerianischen Hauptstadt Lagos über Paris nach Spanien habe plötzlich Schüttelfrost bekommen, teilten der Betreiber Aena und die Gesellschaft mit. Die Besatzung habe die spanischen Gesundheitsbehörden informiert. Nach dem für solche Fälle vorgesehenen Protokoll sei die Maschine vom Typ Airbus A321 an eine abgelegene Stelle des Flughafengeländes dirigiert worden. Die Reisenden hätten in der spanischen Hauptstadt das Flugzeug verlassen, das nun desinfiziert werde. Der Rückflug sei abgesagt worden.

"El País" zufolge wurden sämtliche Mitreisende des Fluges in dasselbe Krankenhaus gebracht, wo sie sich einer speziellen Untersuchung unterziehen mussten. Die Passagiere wurden angewiesen, sich bei zukünftigen Anzeichen von Fieber im Ebola-Behandlungszentrum zu melden.

Der ebenfalls ins Krankenhaus eingewiesene Priester gehört dem gleichen Orden an, von dem auch die beiden in den vergangenen Wochen in Madrid verstorbenen Priester stammten.

In Spanien hatte sich eine Krankenschwester bei einem der beiden inzwischen verstorbenen Priester mit Ebola angesteckt. Sie schwebt in Lebensgefahr, doch ist ihr Zustand nach Angaben der Ärzte stabil. Die Behörden teilten mit, eine Kontaktperson der Frau, die schon zu Hause unter Beobachtung gestanden habe, sei ins Krankenhaus gebracht worden. Sie habe Fieber bekommen, was ein Symptom der tödlichen Seuche sein kann.

UN-Sonderfonds füllt sich kaum

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat bislang knapp 4500 Tote registriert, vor allem in Liberia, Guinea und Sierra Leone. Die Zahl der Infizierten dürfte noch in dieser Woche die Marke von 9000 überschreiten. Die Dunkelziffer jedoch liegt deutlich höher. In Sierra Leone erfasste die Seuche unterdessen auch den letzten Bezirk, in dem bislang noch keine Fälle registriert wurden.

Die internationale Gemeinschaft wollte eigentlich einen Fonds in Höhe von einer Milliarde Dollar einrichten, um die Seuche zu bekämpfen. Nach UN-Unterlagen sind davon nach knapp einem Monat erst 100.000 Dollar wirklich eingetroffen. Bis Donnerstag waren Zusagen in Höhe von 365 Millionen Dollar eingegangen. Zu den Geldgebern gehören etwa Staaten, die Afrikanische Union, die EU oder die Weltbank.

Ebola wird US-Wahlkampfthema

In den USA versuchen die Republikaner wenige Wochen vor den Kongresswahlen, aus der Ebola-Angst politisches Kapital zu schlagen. Obama handele zu langsam, wenn es um den Schutz der Bürger gehe, lautet ihre Kritik. Abgeordnete wie der Präsident des Repräsentantenhauses, John Boehner, fordern gar, Reiseverbote gegen die drei afrikanischen Staaten zu verhängen, von denen die Seuche ausgeht. Sie treffen damit den Nerv vieler Amerikaner, wie Umfragen zeigen.

Weltbank-Chef Jim Yong Kim erklärte dagegen, die Schließung von Grenzen sei kein effektives Mittel gegen die Krankheit. "Das ist so, als ob man in einem Zimmer in einem brennenden Haus mit nassen Handtüchern die Türschlitze abdichtet, um den Rauch zu stoppen." Stattdessen müsse die Verbreitung in den am stärksten betroffenen Ländern gestoppt werden. "Wir müssen uns wieder darauf konzentrieren, das Feuer zu löschen."

Verstärkt wurden die Sorgen in den USA durch die Infektion einer zweiten Krankenschwester in Texas, die kurz vor dem Ausbruch der Krankheit eine Flugreise unternahm und mit mehreren Personen in Kontakt kam. Sie gehörte zu den Betreuern von Thomas Eric Duncan, der eine Woche zuvor in Dallas im US-Bundesstaat Texas gestorben war.

Inzwischen gibt es auch in Connecticut in den USA einen Verdachtsfall: Wie das Yale-New Haven Hospital mitteilte, wird dort ein Patient mit ebolaähnlichen Symptomen untersucht. Ein weiterer Verdachtsfall in Dänemark bestätigte sich jedoch nicht.

Frankreich und Großbritannien scheren aus

In der EU ging derweil die Diskussion weiter, wie eine Einschleppung der Seuche verhindert werden kann. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe kündigte nach einer Sitzung mit seinen EU-Kollegen an, es werde geprüft, ob die von der WHO koordinierten Maßnahmen an den Flughäfen in Sierra Leone, Liberia und Guinea verbessert werden müssten. Eine EU-weite Kontrolle an den europäischen Flughäfen für Passagiere aus Westafrika sei nicht vorgesehen. Die EU-Staaten wollen sich nach Angaben Gröhes aber enger über Maßnahmen an den Flughäfen bei Direktflügen austauschen.

Nach Deutschland gibt es keine Direktflüge aus den drei am stärksten betroffenen afrikanischen Staaten. Frankreich und Großbritannien hatten sich zu eigenen Schritten wie Fiebermessungen entschlossen. Unabhängig von den EU-Maßnahmen haben sich Frankreich und Großbritannien zu eigenen Schritten wie Fiebermessungen an Flughäfen entschlossen.

Für die Versorgung von Ebola-Infizierten hat die Bundeswehr 20 spezielle Transportsysteme gekauft. Mit diesen sei eine Beförderung von Patienten im Liegen in einem Flugzeug möglich, sagte Oberstarzt Johannes Backus, Leiter der Task Force Ebola beim Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr. Drei Exemplare seien ausgiebig getestet worden. Diese jeweils rund 10 000 Euro teuren Transportisolatoren bestehen im Wesentlichen aus einer luftdichten, transparenten Plastikhülle und sind auf einer Trage angebracht. Sie sollen Ärzte und Pfleger vor Schmier- oder Tröpfcheninfektion schützen.

Quelle: ntv.de, rpe/jwu/dpa/rts

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