Panorama

Tödliche Messerattacke in Grafing Messerstecher kommt in Psychiatrie

Nach dem Attentat am Bahnhof Grafing ist unklar, ob der Täter unter Drogen stand. Nun entscheidet ein Richter vorerst gegen die Zurechnungsfähigkeit des Täters. Seine Motive liegen weiterhin im Dunkeln.

Der Messerstecher von Grafing wird zunächst in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht. Dies habe der zuständige Ermittlungsrichter entschieden, teilten die Münchener Staatsanwaltschaft und das bayerische Landeskriminalamt mit. "Nach der vorläufigen Bewertung eines medizinischen Sachverständigen leidet der Täter an einer psychischen Erkrankung", hieß es. Zudem lägen "dringende Gründe für die Annahme vor, dass er im Zustand der Schuldunfähigkeit oder zumindest verminderten Schuldfähigkeit" gehandelt habe.

Am S-Bahnhof Grafing haben Trauernde Kerzen und Blumen niedergelegt.

Am S-Bahnhof Grafing haben Trauernde Kerzen und Blumen niedergelegt.

(Foto: dpa)

Der 27-Jährige hatte gestern am S-Bahnhof Grafing um sich gestochen und dabei einen 56-Jährigen getötet. Drei weitere Männer im Alter von 43 bis 58 Jahren verletzte der aus Gießen stammende Mann bei seiner Attacke, einen davon schwer. Die überlebenden Opfer befänden sich weiter in verschiedenen Kliniken, teilten die Behörden mit. Ihr Zustand sei stabil.

Polizei schließt religiöse Motive aus

Nachdem die Attacke wegen entsprechender Ausrufe des Deutschen zunächst als möglicher islamistischer Anschlag interpretiert worden war, gingen die Ermittler bereits im Lauf des Dienstags von der Tat eines offenbar Verwirrten aus und zweifelten an seiner Schuldfähigkeit. Auch in dessen Wohnung in Gießen seien keinerlei Hinweise auf einen religiösen Hintergrund oder andere Delikte entdeckt worden, betonten sie.

Ein bei der Durchsuchung beschlagnahmtes Mobiltelefon und Speichermedien würden nun untersucht. Gleiches gelte für einen Rucksack, der am Bahnhof Grafing gefunden und dem Verdächtigen zugeordnet werden konnte. Darüber hinaus wollten Staatsanwaltschaft und Polizei genauer klären, wann und wie der 27-Jährige aus Gießen zunächst nach München und dann nach Grafing fuhr. Dafür würden Aufnahmen von Überwachungskameras ausgewertet.

Gründe für die Reise nach Bayern noch unklar

Bislang ist unklar, warum der seit zwei Jahren von Hartz IV lebende, arbeitslose Schreiner nach Bayern reiste. Persönliche Verbindungen dorthin hat er nach dem Stand der bisherigen Ermittlungen nicht. Bereits bekannt ist auch, dass der Täter sich zunächst am Münchener Bahnhof aufhielt und in der Nacht zum Dienstag mit der Bahn nach Grafing weiterfuhr, wo er gegen 01.40 Uhr eintraf. Dort stach er gegen 05.00 Uhr um sich.

Seine ersten Opfer griff er in einer S-Bahn an. Die anderen attackierte er laut Polizei auf dem Bahnsteig und dem Bahnhofsvorplatz, bevor er überwältigt werden konnte. Gegen ihn laufen nun Ermittlungen wegen Mordes sowie dreifachen Mordversuchs.

Bei dem Täter handelt es sich um einen Deutschen. Die Ermittler sahen sich nach eigenen Angaben indes gezwungen, über das Internet verbreiteten Gerüchten über einen angeblich doch vorliegenden Migrationshintergrund des Mannes entgegenzutreten. In sozialen Netzwerken werde etwa gestreut, dass der Mann sich mehr als eine Identität zugelegt habe, sagte eine LKA-Sprecherin. Dies seien aber nur "irgendwelche Gerüchte".

Quelle: ntv.de, ahe/AFP

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