Kein stabiles Hoch in Sicht Mit großen Schritten Richtung Herbst
13.09.2011, 13:26 Uhr
Der Herbst ist nicht mehr aufzuhalten.
(Foto: picture alliance / dpa)
Das vergangene Wochenende brachte neben den teils heftigen Unwettern noch einmal einen Hauch von Sommer mit sonniger Wärme am Tage und lauen Temperatur in der Nacht. Doch das könnten die letzten Regungen des Sommers 2011 gewesen sein. Was macht unser Wetter in den nächsten Tagen und lassen sich anhand des miesen Sommers schon Prognosen für die folgenden Jahreszeiten geben? Darüber sprachen wir mit dem n-tv Meteorologen Björn Alexander.
n-tv:de: Björn, haben wir am vergangenen Wochenende das letzte Aufbäumen des Auslaufmodells "Sommer 2011” erlebt?
Björn Alexander: Das sieht momentan so aus. Denn zum einen kommt in den nächsten Tagen keine vergleichbar warme Luft aus südlichen Breiten zu uns. Zum anderen bewegen wir uns - auch jahreszeitlich gesehen - mit großen Schritten in Richtung Herbst. Der meteorologische Herbstbeginn war ja schon am 1. September, der kalendarische Herbstbeginn folgt dann mit der Tag-Nacht-Gleiche. Die Sonne steht dabei genau über dem Äquator. Und das ist in diesem Jahr am Vormittag des 23. September.
Rein vom Wetter her scheint sich jetzt der Herbst auch wirklich nicht mehr aufhalten zu lassen, oder?
Ja, insbesondere weil die ersten zwölf Septembertage - gemessen am langjährigen Mittelwert - deutlich zu warm waren und die Abkühlung uns dementsprechend nochmals größer vorkommt. Dafür kommt jetzt aber eben erst mal ein Schwall kühlerer Meeresluft zu uns. Und weil die Luftdruckgegensätze über uns groß sind, gibt es außerdem noch kräftigen Wind. Vor allem im Norden sind nach wie vor Böen um 80 bis 90 km/h zu erwarten. Ähnlich windig ist es auch in den Kammlagen der zentralen und östlichen Mittelgebirge. Verantwortlich ist dafür übrigens ein recht prominentes Druckgebilde.
Klingt spannend ...
Das Tief, das momentan von den Britischen Inseln über die Nordsee nach Skandinavien zieht, ist nämlich der ehemalige Hurrikan "Katia". Über den tropisch warmen Gewässern südlich der Bermudas erreichte "Katia" Spitzenböen über Tempo 250 und mittlere Winde um 215 km/h. Damit war er ein Kategorie-4-Hurrikan, also einer der zweithöchsten Stufe. Unter deutlicher Abschwächung zog er dann zwischen der US-Ostküste und den Bermudas nach Norden und schwenkte über dem außertropischen Atlantik dann immer weiter in Richtung Europa ein.
Und wird das Tief unser Wetter auch weiterhin dominieren? Oder kommt da auch mal wieder ein Hoch?
Keine Angst, ein Hoch wird auch noch kommen. Leider zunächst einmal aber kein richtig stabiles. Was uns jetzt wiederum aufs Wetter im Detail kommen lässt: Der Mittwoch bringt uns nämlich an den Küsten sowie an den Alpen dichtere Wolken mit Regen. Sonst bleibt es bei einem Mix aus Sonne und Wolken aber überwiegend trocken. An der See kann es nach wie vor stürmisch bleiben. Dazu erreichen die Tagesmaxima meistens nur 15 bis 20 Grad.

Björn Alexander
Das klingt irgendwie so gar nicht nach Hoch.
Das kommt ja auch noch. Und zwar zum Freitag. Der Donnerstag ist demzufolge nur im Norden noch wechselhafter mit Schauern. In den übrigen Landesteilen ist es schon schöner bei 16 bis 22 Grad. Freitag ist es dann nach Auflösung von Frühnebel mehrheitlich trocken und im Norden freundlich, in der Mitte und im Süden sogar sonnig. Die Temperaturen zeigen sich dabei weiter in der Aufwärtsbewegung und erreichen am Freitag und Samstag meistens 16 bis 23, am Rhein stellenweise auch bis 25 Grad. Im Laufe des Wochenendes wird es mit dem nächsten Tief aus Westen allerdings schnell schon wieder wechselhafter, windiger und kühler. Am längsten hält der Hauch vom Spätsommer noch im Südosten. Nach wie vor gilt also: das schöne Wetter ausnutzen, denn die Haltbarkeit ist derzeitig – ähnlich wie im ganzen Sommer zuvor – nicht gegeben.
Ist schon absehbar, wann sich das ändert? Oder lässt sich daraus schon etwas über die folgenden Jahreszeiten, also Herbst und Winter, sagen?
Nein. Zumindest wissenschaftlich fundierte Aussagen mit einer höheren Eintreffwahrscheinlichkeit als 50 Prozent – beispielsweise "wärmer oder kälter als Normal" – sind nicht möglich. Das bewegt sich also im Bereich "Glücksspiel". Was man jedoch schon feststellen kann, ist, dass es für die nächste Woche Ansätze bei den Modellberechnungen gibt, die auf ein stabileres Hoch hindeuten. Damit gibt es also Hoffnung auf ein paar schöne Spätsommer- bis Frühherbsttage.
Trotzdem gibt es doch Medien, die immer wieder solche Vorhersagen über Monate von Meteorologen veröffentlichen.
Stimmt, die gibt es. Interessant wäre hierbei allerdings, zu erfahren, wie die wissenschaftliche Grundlage der "errechneten" Temperaturverläufe ist. Die normalen Wettermodelle, die die meisten Meteorologen benutzen, gehen nämlich maximal in den Bereich von 10 bis 15 Tagen. Und selbst da wird die Prognosegüte, also die Glaubwürdigkeit, natürlich von Tag zu Tag geringer. Gehen die Berechnungen darüber hinaus – und das hat beispielsweise für bestimmte Parameter für die Energiewirtschaft vielleicht auch Sinn – dann hilft das dem normalen Endverbraucher, der seinen Urlaub planen möchte, gar nicht. Zumindest ist das nicht verlässlich. Die eigenen Großeltern fragen wäre genau so hilfreich und sicherlich um ein Vielfaches interessanter.
Quelle: ntv.de