Panorama

"Nie gesehene Verwüstung" New York nach dem Sturm

Besonders traf es die Halbinsel Rockaway im New Yorker Stadtteil Queens. Dutzende Häuser brannten dort in der Nacht, als "Sandy" in der Millionenmetropole wütete, nieder.

Besonders traf es die Halbinsel Rockaway im New Yorker Stadtteil Queens. Dutzende Häuser brannten dort in der Nacht, als "Sandy" in der Millionenmetropole wütete, nieder.

(Foto: AP)

Ein Blick auf die Skyline: Noch immer sind in New York über 700.000 Menschen ohne Strom.

Ein Blick auf die Skyline: Noch immer sind in New York über 700.000 Menschen ohne Strom.

(Foto: AP)

Einen Tag nach dem Aufprall von "Sandy" auf die US-Ostküste ist das volle Ausmaß der Sturmkatastrophe noch unklar. Die Angaben zur Zahl der Toten steigen stetig. Die Schadenschätzungen liegen zwischen 10 und 20 Milliarden Dollar. Sicher ist nur eines: "Sandy" hat an der US-Ostküste Tod und Zerstörung zurückgelassen.

Nachdem Supersturm "Sandy" über die US-Küste hinweggefegt ist, besucht Präsident Barack Obama an diesem Mittwoch das Katastrophengebiet. Zusammen mit Gouverneur Chris Christie will er sich im besonders schwer betroffenen Bundesstaat New Jersey ein Bild vom Ausmaß der Zerstörung machen. Christie sprach am Dienstagabend (Ortszeit) von einer "Verwüstung, wie ich sie noch nie gesehen habe". New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg sagte, der verheerende Sturm sei von "historischer Intensität" gewesen. Die Bilder der Verwüstung, die "Sandy" angerichtet hat, erinnerten ihn an das Ende des Zweiten Weltkriegs, fügte er hinzu. Die Behörden in New York rechneten damit, dass die Zahl der Opfer weiter steigen würde.

Mindestens 47 Menschen verloren in den USA durch "Sandy" ihr Leben. Allein in New York gab es 22 Todesopfer. Die materiellen Schäden dürften ersten Berechnungen zufolge weit über 10 Milliarden Dollar liegen.

In Breezy Point im Bezirk Queens brannten Dutzende Häuser nieder.

In Breezy Point im Bezirk Queens brannten Dutzende Häuser nieder.

(Foto: AP)

Etwa acht Millionen Menschen in 20 betroffenen Bundesstaaten mussten ihre zweite Nacht im Dunkeln in ihren Häusern verbringen. Darunter waren 750.000 Menschen in New York. Allein 200.000 waren betroffen, als im Osten von Manhattan ein Umspannwerk explodierte. Es könnte bis zu einer Woche dauern, bis die Stromversorgung wieder vollständig hergestellt ist. Auch der U-Bahn-Verkehr im "Big Apple" blieb nach Überflutung mehrere Tunnel weiter lahmgelegt - und niemand wagte eine Prognose, wann sich das ändert.

Börse öffnet, Schulen nicht

Aber es gibt auch erste Anzeichen einer Normalisierung. So fuhren am Dienstagabend (Ortszeit) auf einigen Linien in New York wieder Busse, wenn auch weitaus spärlicher als sonst. Der Flughafen JFK nahm seinen Betrieb am Mittwoch langsam wieder aufnehmen. Auch der Airports Newark sollte wieder in Betrieb gehen. Für La Guardia wurde dies zunächst noch nicht in Aussicht gestellt. Insgesamt waren laut der Website Flightaware.com 18.100 Flüge von und zur Ostküste der USA annulliert worden.

Die Börse will am Mittwoch nach zweitägiger Zwangspause wieder öffnen. Die Schulen und auch die Vereinten Nationen sollen allerdings weiter dicht bleiben - bis auf eine Sitzung des UN-Sicherheitsrats. Die traditionelle Halloween-Parade, die am Mittwochabend stattfinden sollte, wurde zum ersten Mal in ihrer 40-jährigen Geschichte abgesagt. Der New York Marathon soll dagegen wie geplant am kommenden Sonntag stattfinden.  

Wahlkampfpause ist vorbei

Inzwischen scheint auch der US-Wahlkampf wieder in Schwung zu kommen. Zunächst hatten Obama und sein republikanischer Herausforderer Mitt Romney ihren Endspurt vor der Wahl am 6. November wegen "Sandy" unterbrochen. Der Spitzenkandidat der Konservativen will am Mittwoch nun gleich bei drei Veranstaltungen im besonders heiß umkämpften Florida auftreten.

Obama will - bis auf seinen Besuch in New Jersey - im Weißen Haus bleiben, um die Entwicklungen nach dem Sturm weiter zu verfolgen. Er bezeichnete die Folgen des Sturms am Dienstag als "herzzerreißend". Er forderte die zuständigen Behörden zu rascher unbürokratischer Hilfe aus. So erhielt New York bereits auch Sofortmittel in Höhe von 10 Millionen Dollar (7,7 Millionen Dollar) für Reparaturen an Straßen, Brücken und Tunneln.

"Sandy" zieht nach Kanada

"Sandy" nahm inzwischen Kurs auf Kanada. Auch die Metropole Chicago (Illinois) im Mittleren Westen bekam den Sturm zu spüren. Er peitschte so hohe Wellen über den Lake Michigan ans Ufer, dass laut lokalen Fernsehberichten Wasser über Teile eines Radfahrweges am Strand spülte. Die Bevölkerung wurde aufgerufen, sich vom Ufer fernzuhalten.

Der Sturm hatte das Festland am Montagabend (Ortszeit) nahe Atlantic City in New Jersey erreicht. Wasser spülte in New Yorker U-Bahn-Tunnel, die Verkehrsbetriebe sprachen von der schwersten Zerstörung in der 108-jährigen Geschichte dieses Nahverkehrssystems. Rund 100 Häuser in der Metropole brannten ab.

In den schwer überschwemmten Gemeinden entlang der mittleren Atlantikküste wurden den Dienstag über Hunderte Menschen aus ihren von den Fluten abgeschnittenen Häusern gerettet. Mindestens vier Städte in New Jersey standen nach einem Dammbruch bis zu 1,80 Meter hoch unter Wasser. West Virginia bescherte der Sturm teils heftige Schneefälle, an manchen Orten türmte er sich nach Blizzards fast einen Meter hoch. Bäume stürzten unter der Last um und rissen Stromleitungen mit sich.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen