Filmreife Flucht in Niedersachsen Polizei fasst fünf Ausbrecher
27.10.2015, 08:24 Uhr
Ihre Freiheit währte nur knapp 24 Stunden: In der Nacht nimmt die Polizei die fünf Straftäter aus dem Maßregelvollzug in Niedersachsen fest. Die Männer hatten offenbar Hilfe von außen. Es ist nicht das erste Mal, dass Täter aus der Einrichtung entkommen.
Fünf Straftäter, die am Montag aus dem Maßregelvollzug in Niedersachsen ausgebrochen waren, sind von der Polizei gefasst worden. Ein Polizeisprecher bestätigte entsprechende Berichte des NDR. Demnach wurden die Männer im Bereich Ostfriesland aufgegriffen.
Die Häftlinge im Alter zwischen 22 und 28 Jahren hatten am frühen Montagmorgen drei Vollzugsangestellte in einer Einrichtung im Zevener Stadtteil Brauel überwältigt und deren Schlüssel an sich genommen. Anschließend flüchteten sie durch das Tor auf der Rückseite. Ein Angestellter wurde nach Polizeiangaben verletzt und kam vorübergehend ins Krankenhaus. Der verletzte Wachmann konnte am selben Tag das Krankenhaus wieder verlassen.
Spezialkräfte stürmen Wohnung
Die Polizei im Kreis Rotenburg suchte mit Hunden und einem Hubschrauber nach den drogenabhängigen Männern. Das "Hamburger Abendblatt" berichtete, dass die Straftäter in der Nacht von Spezialkräften der niedersächsischen Polizei im ostfriesischen Leer festgenommen worden seien. Umfangreiche Ermittlungen hätte die Polizei zur Adresse eines Fluchthelfers geführt, hieß es in dem Bericht weiter.
"Als sich die Beamten sicher waren, dass sich die Entwichenen in der Wohnung befanden, stürmten sie die Wohnung", wird ein Polizeisprecher von dem Blatt zitiert. Sowohl die Ausbrecher als auch eine mutmaßliche Fluchthelferin hätten sich widerstandslos festnehmen lassen. Die Männer wurden noch in der Nacht in die Justizvollzugsanstalt Oldenburg gebracht.
Ob die fünf Männer die Flucht gemeinsam geplant haben, ist unklar. Nach Angaben von Vollzugsleiter Harald Schmidt waren sie erst kurze Zeit zusammen auf der geschlossenen Station untergebracht. Die dort untergebrachten Straftäter haben zwar keinen Freigang, aber auch ihre Zimmertüren stehen jederzeit offen. Weswegen die fünf aus Brauel ausgebrochenen Männer verurteilt worden sind, sagte Schmidt nicht. Es handele sich aber nicht um Tötungs- oder Sexualdelikte, so der Vollzugsleiter.
Ausbrüche häufen sich
Es war nicht das erste Mal, dass Straftäter aus dem Maßregelvollzugszentrum in Brauel geflohen sind. Erst vor einem Jahr gelang unter anderem einem 21-Jährigen die Flucht aus der Einrichtung. Erst zwei Monate später wurde er aufgespürt und gefasst. Der Mann soll während seiner Flucht mehrere Raubüberfälle begangenen haben.
Durch die wiederholten Ausbrüche hatte die niedersächsische Sozialministerin Cornelia Rundt seinerzeit eine Verschärfung der Sicherheitsmaßnahmen veranlasst. Unter anderem wurde ein Zaun rund um die geschlossene Station erhöht und mit Stacheldraht versehen, ein weiterer Zaun mit Bewegungsmeldern ausgestattet. Bei der aktuellen Flucht der fünf Männer spielte die Höhe des Zaunes jedoch keine Rolle: sie hatten schließlich die Schlüssel zum Tor gestohlen.
Rund 1300 Straftäter sind nach Ministeriumsangaben zurzeit in den zehn niedersächsischen Maßregelvollzugseinrichtungen untergebracht. Dabei handelt es sich um psychisch kranke oder suchtkranke Straftäter, die eingeschränkt oder gar nicht schuldfähig sind und deshalb nicht ins Gefängnis kommen. Das Ziel ist, sie zu therapieren und die Bevölkerung vor ihnen zu schützen. Doch immer wieder kommt es vor, dass Straftäter aus dem Maßregelvollzug flüchten. In diesem Jahr waren es zusammen mit denen aus Brauel 14, im vergangenen Jahr 16.
Quelle: ntv.de, kpi/dpa/AFP