Panorama

Notstand in Baltimore Proteste gegen Polizeigewalt eskalieren

Bei Protesten gegen Polizeigewalt kam es am Montag erneut zu heftigen Zusammenstößen.

Bei Protesten gegen Polizeigewalt kam es am Montag erneut zu heftigen Zusammenstößen.

(Foto: REUTERS)

Nach der Trauerfeier für den in Polizeigewahrsam gestorbenen Schwarzen Freddie Gray kommt es in Baltimore erneut zu schweren Krawallen. Der Gouverneur ruft den Ausnahmezustand aus, die Nationalgarde steht bereit, eine Ausgangssperre wurde verhängt.

Nach dem Tod eines 25-jährigen Afroamerikaners ist es in der US-Ostküstenstadt Baltimore erneut zu gewalttätigen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen. Mindestens sieben Beamte seien dabei verletzt worden, sagte Polizeisprecher Eric Kowalczyk am Montag. Einer von ihnen sei bewusstlos, andere hätten gebrochene Knochen. Der Gouverneur des US-Bundesstaates Maryland hat den Ausnahmezustand verhängt, die Nationalgarde ist bereit zum Eingreifen. Die Bürgermeisterin von Baltimore, Stephanie Rawlings-Blake, hat eine einwöchige nächtliche Ausgangssperre verhängt.

Ausgelöst wurde die Gewalt durch den Tod Freddie Grays am 19. A pril, der nach seiner Festnahme vor rund zwei Wochen eine schwere Rückenmarkverletzung erlitten hatte. Die genauen Umstände sind noch unklar. Auf Videos ist aber zu sehen, wie Polizisten Gray zu Boden drücken, bevor sie den vor Schmerz schreienden jungen Mann zu einem Polizeibus schleifen. Nach Angaben der Behörden fiel er später ins Koma und starb. Gray wurde am Montag nach einem Gottesdienst beerdigt.

Notstand und Ausgangssperre

Nach der Trauerfeier lieferten sich Demonstranten und Polizisten erneut Straßenschlachten. Bereits in der Nacht zum Sonntag war es in Baltimore zu Zusammenstößen zwischen Polizei und Demonstranten gekommen. TV-Bilder zeigten Demonstranten, die ein Polizeiauto demolierten und Flaschen und Steine auf Beamte warfen. Mehrere Geschäfte wurden Medienberichten zufolge geplündert. Ein weiteres Polizeiauto wurde in Brand gesetzt.

Kowalczyk sagte, die Polizei werde Tränengas und Pfefferspray-Geschosse einsetzen, um Anwohner und Beamte zu schützen. Laut CNN wurden Gewalttäter mit Paintball-Geschossen farbig markiert, um sie später festnehmen zu können. Auch das Weiße Haus und das Justizministerium behielten die Lage im Blick. Verschiedene Gangs haben sich laut Polizei zusammengeschlossen, um Polizisten "auszuschalten", darunter Crips, Bloods und die Black Guerilla Family.

Die Behörden gehen von einer ernsthaften Bedrohung aus. Der US-Bundesstaat Maryland hat die Nationalgarde in Alarmzustand versetzt. "Die heutigen Plünderungen und Gewalttaten in Baltimore werden nicht toleriert", erklärte der Gouverneur von Maryland, Larry Hogan, am Montag. "Als Reaktion habe ich die Nationalgarde von Maryland in Alarmzustand versetzt, damit sie wenn nötig schnell eingesetzt werden kann." Zusätzlich hat Bürgermeisterin Stephanie Rawlings-Blake eine nächtliche Ausgangssperre verhängt, die am Dienstag um 22 Uhr Ortszeit in Kraft tritt und eine Woche lang zwischen 22 und 5 Uhr gilt.

Viele Afroamerikaner sehen Gray als das jüngste Opfer in einer Serie von Fällen tödlicher Polizeigewalt gegen Schwarze. Rund 3000 Menschen erschienen am Montag zu der Trauerfeier in einer Kirche in Baltimore. "Wir sind hier wegen Freddie Gray, aber wir sind auch hier, weil es viele Freddie Grays gibt", sagte der Anwalt der Familie, William Murphy, bei der Zeremonie. Murphy prangerte eine "Aushöhlung der Justiz" an und forderte eine Polizeireform. Der afroamerikanische Bürgerrechtsaktivist Jesse Jackson beklagte auf einer Pressekonferenz vor der Trauerfeier eine "Epidemie der Morde" in den USA. "Wir sind zu gewalttätig geworden, zu hasserfüllt."

Bereits am Wochenende waren zunächst friedliche Proteste in Baltimore in Gewalt umgeschlagen. Nach Behördenangaben gab es dabei mehr als 30 Festnahmen, sechs Polizeibeamte seien verletzt worden. Sowohl die Behörden in Baltimore als auch das US-Justizministerium haben Ermittlungen zu Grays Tod eingeleitet. Sechs Beamte wurden für die Zeit der Untersuchung vom Dienst suspendiert.

Quelle: ntv.de, jwa/AFP/dpa

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