Alles Wissenswerte zur E-Zigarette Rauchen Sie noch oder dampfen Sie schon?
01.11.2015, 14:37 Uhr
(Foto: imago/JuNiArt)
Drei Millionen Deutsche haben schon mal eine E-Zigarette gedampft, Tendenz steigend. Aber ist der Hightech-Glimmstängel wirklich gesünder als die herkömmliche Zigarette, welche Gefahr lauert für Passiv-Dampfer und wie sicher sind die Dampfgeräte überhaupt?
Was ist das Prinzip der E-Zigarette?
Man raucht sie nicht, man dampft sie. Elektronische Zigaretten simulieren das Rauchen mit technischen Mitteln, ohne dabei Tabak zu verbrennen. Sie enthalten einen Akku, einen elektrischen Vernebler und eine auswechselbare Kartusche mit einer Flüssigkeit (Liquid), die Nikotin und Aromen enthalten kann. Die Flüssigkeit wird durch das Saugen am Mundstück vernebelt und der Dampf inhaliert.
E-Zigaretten sind in zahlreichen Ausführungen erhältlich. Vor allem ältere Produkte ähneln in Form und Größe normalen Zigaretten. Neuere Produkte sind oft größer und variabler, sie haben größere Nachfülltanks und leistungsstärkere Akkus. Bei jedem Zug verdampft ein Brennelement, ein sogenanntes Liquid. Um die Illusion perfekt wirken zu lassen, glüht bei manchen Modellen eine Leuchtdiode an der Spitze auf.
Welche Inhaltsstoffe sind enthalten?
E-Zigaretten enthalten keinen Tabak. Die Hauptbestandteile der Liquids sind Propylenglykol, Glycerin, Nikotin sowie verschiedene Duft- und Aromastoffe. Es gibt jedoch auch nikotinfreie Erzeugnisse auf dem Markt. Neben den kommerziell erhältlichen Liquids können Konsumenten auch eigene Gemische und Konzentrate herstellen, wodurch ein unübersichtliches Spektrum an Substanzen konsumiert wird.
Wie schädlich ist der Konsum?
Die gesundheitlichen Folgen für E-Dampfer sind in der Wissenschaft umstritten. "Die große Gefahr bei E-Zigaretten ist das tiefe und häufige Inhalieren eines Chemiecocktails, von dem niemand genau weiß, was drin ist", sagt etwa Martina Pötschke-Langer vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg.
Thomas Hartung, Toxikologe an der US-amerikanischen Johns Hopkins Universität, schätzt dagegen, dass die Gesundheitsrisiken der E-Dampfer insgesamt etwa zehn Mal niedriger liegen als die der normalen Raucher. Denn beim Verbrennen des Tabaks gelangen mehr als 4000 verschiedene Chemikalien, davon 90 krebserregende, in den Körper. Wie viele es bei der E-Zigarette sind, ist nicht ganz klar. In einer jüngst veröffentlichten Studie belegten britische Experten erstmals mit offiziellen Zahlen, dass E-Zigaretten 95 Prozent weniger gesundheitsschädigend sind als gewöhnliche Zigaretten.
Das in den meisten Liquids enthaltene Nikotin ist ein Nervengift und ein Suchtstoff, der körperliche Abhängigkeit erzeugt und bei langfristigem Gebrauch zu Herz-Kreislauferkrankungen führen kann. Lungenärzte sind zudem über das Propylenglykol besorgt. Das Verneblungsmittel kann die Atemwege reizen. Wie sich das auf lange Sicht auswirkt, weiß niemand.
Wie sieht es mit der Passivdampfbelastung aus?
Die Gefahr für Dritte ist ebenfalls schwer abzuschätzen. Für die E-Zigarette spricht, dass die gängigen Modelle nicht pausenlos vor sich hinqualmen, sondern den Dampf per Knopfdruck freigeben. In die Umgebung gelangt also nur, was der Dampfer ausatmet. Dies zumindest scheint in vielen Fällen weniger Schadstoffe zu enthalten als normaler Zigarettenrauch. Die Menge an Propylenglykol ist bei den elektronischen Zigaretten dagegen höher. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) geht davon aus, dass Umstehende durch die Dämpfe gefährdet werden könnten. Das Institut verweist vor allem darauf, dass die Konsumenten mit den nachfüllbaren Kartuschen experimentierten und auch bedenkliche Substanzen verwenden könnten.
Machen E-Zigaretten weniger süchtig?
Es gibt keine wissenschaftlichen Beweise dafür. Sicher ist aber, dass Nikotin schnell süchtig macht. Die E-Zigaretten sind wenig erforscht, die Auswirkungen möglicher Schadstoffe unbekannt. Unklar ist zudem, was dem Konzentrat beigemischt ist. Das wissen nur die Hersteller, die Nachfragen mit dem Verweis auf das Betriebsgeheimnis unbeantwortet lassen. Die US-Kontrollbehörde FDA fand jedoch bei Stichproben giftige Substanzen – darunter krebserregende Nitrosamine.
Werden E-Zigaretten behördlich reguliert?
Bislang gibt es keine Qualitätskontrollen für E-Zigaretten und Liquids. Aus den USA sind mehrere Unfälle bekannt. Zuletzt explodierte ein Dampfgerät im Mund eines 21-Jährigen aus Florida, während er inhalierte. Bei einem anderen Vorfall verlor ein Mann mehrere Zähne und ein Stück seiner Zunge. Bei beiden Fällen ist nicht klar, ob es sich um fehlerhafte Fabrikate handelte oder ob die Dampfer mit der E-Zigarette experimentierten.
Klar ist aber, dass nicht alle übers Internet angebotenen E-Zigaretten und Liquids einwandfrei sind. Bei Stichproben stellten Wissenschaftler erhebliche Mängel fest. Einige Betriebsflüssigkeiten enthielten geringe Mengen an gesundheitlich problematischen Substanzen. Zudem wurden in "nikotinfreien" Liquids Nikotin nachgewiesen, Gebrauchsanweisungen falsch zugeordnet und undichte Kartuschen entdeckt.
Wie hoch ist das Risiko, dass eine E-Zigarette explodiert?
Solange sachgerecht mit den Materialien umgegangen wird, ist das Risiko verschwindend gering, erklärt E-Zigaretten-Verbandsvorsitzender Dac Sprengel n-tv.de. Weltweit stehen mittlerweile über eine Milliarde jemals produzierter E-Zigaretten unter Hundert bekannten Problemfällen gegenüber. Vergleicht man dies mit registrierten Schäden durch Notebookakkus, Handyakkus oder gar Elektroautos relativ zur produzierten Menge, ist die E-Zigarette nicht unsicherer als die übrigen genannten Produkte.
Quelle: ntv.de, dsi