Panorama

Fünf Tote bei Schiffsunglück Renzi: Passagiere von Adria-Fähre gerettet

Adria_Geretteter.jpg

Nach mehr als 30 Stunden sind offenbar alle Passagiere von der havarierten "Norman Atlantic"-Fähre in Sicherheit. An Bord ist italienischen Regierungsangaben zufolge nur noch die Besatzung.

Sämtliche Passagiere sind von der Adria-Fähre "Norman Atlantic" gerettet. An Bord sei nur noch die Besatzung, sagte der italienische Premierminister Matteo Renzi in Rom. 407 Menschen seien in Sicherheit gebracht worden. Bislang haben bei dem Schiffsunglück auf der Adria mindestens fünf Menschen ihr Leben verloren. Das hatten zuvor Renzi und der griechische Minister für Handelsschifffahrt, Miltiadis Varvitsiotis, mitgeteilt. Zur Identität der Toten machte sie keine weiteren Angaben.

Das erste Todesopfer war am Sonntag gemeldet worden: ein Grieche, der von dem brennenden Schiff ins Meer gestürzt war. Nun wurden vier Leichen den Angaben zufolge aus dem Meer geborgen.

Die Passagiere waren nach und nach mit Hubschraubern von der havarierten Fähre gebracht worden, nach Medienangaben etwa 20 pro Stunde. Wind, schlechtes Wetter und Rauch hatten die Aktion jedoch behindert. Der Marine zufolge waren Ärzte an Bord gebracht worden.

Staatsanwalt schaltet sich ein

Die italienische Staatsanwaltschaft leitete inzwischen strafrechtliche Ermittlungen zu dem Brand ein. Es solle vor allem geprüft werden, ob Fahrlässigkeit zu dem Unglück in der Adria geführt habe, teilte Staatsanwalt Giuseppe Volpe in Bari mit. Zudem sei Gegenstand der Ermittlungen, wie das Feuer ausbrach und warum es sich so rasend schnell verbreiten konnte.

Der italienische Eigentümer der Fähre versicherte indes, dass diese in einwandfreien Zustand gewesen sei. Es habe erst am 19. Dezember eine Inspektion gegeben, bei der auch die Brandschutztüren überprüft worden seien.

Am Morgen hatte derweil ein Containerschiff mit 49 Geretteten den Hafen des süditalienischen Bari erreicht. An Bord des Frachters "Spirit of Piraeus", der zur Hamburger Rickmers-Gruppe gehört, waren nach Angaben des Präfekten auch zwei Deutsche, zudem Griechen, Georgier, Iraker, Syrer, Türken und Albaner sowie ein Kanadier und zwei blinde Passagiere. Der Präfekt von Bari sagte, den Geretteten an Bord des Schiffes gehe es wohl gut. Viele bedankten sich weinend beim Verlassen des Schiffes bei den Rettern.

Feuer auf Autodeck ausgebrochen?

Die unter italienischer Flagge fahrende "Norman Atlantic" der griechischen Anek Lines war auf dem Weg von Patras in Griechenland nach Ancona in Italien, als am frühen Sonntagmorgen nordwestlich der Insel Korfu vermutlich auf dem Autodeck ein Feuer ausbrach. Das Schiff trieb anschließend manövrierunfähig zwischen der italienischen und albanischen Küste. 478 Menschen waren insgesamt an Bord, darunter wahrscheinlich auch 18 Deutsche.

In der Nacht hatte dichter Rauch den Rettungseinsatz behindert. Die Flammen an Bord der Fähre seien aber unter Kontrolle, meldete die italienische Nachrichtenagentur Ansa noch am späten Abend. Es könne jedoch weitere Glutnester im Inneren des Schiffes geben, und es qualme weiter.

Warum sich so wenige Passagiere mit Rettungsbooten in Sicherheit bringen konnten, erklärt ADAC-Nautikexperte Jens-Peter Hoffmann bei n-tv: "Das Schiff hat zwei Rettungsboote, die sind an den Seiten angebracht uns müssen dann außenbords gebracht werden, ins Wasser", sagte er. Das sei jedoch sehr schwierig. "Außerdem hat das Schiff natürlich Rettungsinseln, aber die müssen auch ins Wasser." Bei dem vorherrschenden stürmischen Wind sei es "ziemlich ausgeschlossen", dass dies funktioniere.

Quelle: ntv.de, jwu/ghö/AFP/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen