Tiere "in Kot und Ammoniak" Rinder-Schiff überzieht Kapstadt mit "überwältigendem" Gestank
20.02.2024, 11:38 Uhr Artikel anhören
Kapstadt klagt über immensen Gestank rund um den Hafen. Die Stadt spekuliert zunächst über eine defekte Abwasseranlage. Doch wenig später ist klar: Verantwortlich ist ein Frachter mit 19.000 lebenden Rindern. Wochenlang müssen die Tiere unter miserablen Bedingungen ausharren.
Der Gestank von einem Schiff mit Tausenden Rindern an Bord im Hafen der südafrikanischen Touristenmetropole Kapstadt hat für großen Aufruhr gesorgt. Im Zentrum der Stadt mit fünf Millionen Einwohnern sowie in der Umgebung roch es am Montag stark nach Gülle. Auf dem Schiff befanden sich nach Angaben der Stadtverwaltung 19.000 Rinder auf dem Weg von Brasilien in den Irak. Das Schiff hatte am Sonntag im Kapstädter Hafen angedockt, der direkt an die Innenstadt grenzt.

Ein südafrikanischer Tierschutzverbund hat das Schiff eigenen Angaben zufolge besichtigt - und die Rinder in erbarmungswürdigem Zustand vorgefunden. (Symbolbild)
(Foto: picture-alliance / dpa)
Der südafrikanische Tierschutzverbund NSPCA hatte die "Al Kuwait" nach eigenen Angaben besichtigt und wies in einer Mitteilung auf "die schrecklichen Bedingungen" der Tiere hin, die sich bereits seit zweieinhalb Wochen an Bord befänden. Die Tiere stehen demnach tief "in Kot und Ammoniak". Die Organisation sprach von einem "Kuwaitischen Todesschiff". "Der Gestank an Bord ist unvorstellbar", sagte der Veterinärberater des Verbunds, Bruce Marock. Dies sei ein Hinweis "auf die schrecklichen Bedingungen, unter denen die Tiere leiden", hieß es weiter.
"Ich hatte keine Lust mehr zu atmen"
Auch Anwohner beschrieben den Gestank in Kapstadt als bestialisch. "Es war der schlimmste Gestank, den ich je in meinem Leben erlebt habe", zitierte die BBC eine 29-Jährige. "Ich habe Mitleid mit den Arbeitern auf dem Schiff, die jeden Tag damit zu tun haben, und mit den Tieren." Ein anderer Anwohner, der in der Nähe des Hafens arbeitet, sagte dem britischen Sender, der Geruch sei "überwältigend". "Es roch so schlimm, wie man es sich nur vorstellen kann, und ich hatte keine Lust mehr zu atmen." Der Gestank zog jedoch offenbar nicht bis auf die andere Seite des Tafelbergs oder die südlichen Vororte.
Die Stadtverwaltung hatte zunächst angenommen, der Gestank komme von einer defekten Abwasseranlage in Kapstadt. Erst mehrere Stunden später führten die Behörden die Ursache auf den Schiffstransporter zurück. Nach Angaben der Stadtverwaltung habe das Schiff am Montagabend wieder abgelegt und befinde sich nun auf dem Weg in den Irak.
Die NSPCA startete bereits 2019 eine Kampagne, um ihre entschiedene Haltung gegen den Export von lebenden Tieren auf dem Seeweg zu bekräftigen. Laut der Organisation bereitet diese Praxis "vielen Tieren Schmerzen, Leiden und Ängste". Südafrikas politische Partei Democratic Alliance verurteilte den Transport ebenfalls. "Der Export von Lebendvieh setzt die Tiere gefährlichen Bedingungen aus, wie zum Beispiel gefährlichen Ammoniakwerten, rauer See, extremem Hitzestress, Verletzungen, schmutziger Umgebung, Erschöpfung und sogar dem Tod", so die Partei in einer Erklärung.
Quelle: ntv.de, spl/dpa