Panorama

Gewalt- und Missbrauchsvorwürfe SOS-Kinderdorf-Chef Österreich ist suspendiert

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Wegen der Vorwürfe wird Christian Moser als Geschäftsführer von SOS Kinderdorf Österreich freigestellt.

Wegen der Vorwürfe wird Christian Moser als Geschäftsführer von SOS Kinderdorf Österreich freigestellt.

(Foto: IMAGO/Eibner Europa)

Gegen SOS-Kinderdorf Österreich laufen Ermittlungen wegen Gewalt- und Missbrauch. Der langjährige Chef Moser wird deshalb seines Amtes enthoben. Es ist leider nicht der erste Fall der Organisation, die als Ziel hat, benachteiligten Kindern zu helfen.

Infolge der Ermittlungen wegen Gewalt- und Missbrauchsvorwürfen gegen SOS Kinderdorf in Österreich ist der langjährige Geschäftsführer der Organisation vom Dienst suspendiert worden. Christian Moser, der SOS Kinderdorf 17 Jahre lang geleitet hatte, sei von allen seinen Funktionen entbunden worden, bis die Ergebnisse einer Untersuchungskommission vorliegen, teilte der Aufsichtsrat von SOS Kinderdorf mit. "Kinderschutz, Transparenz und Aufarbeitung haben absolute Priorität", erklärte die Aufsichtsratsvorsitzende Irene Szimak.

Die Vorwürfe gegen SOS Kinderdorf in Österreich hatte die Wochenzeitung "Falter" im September aufgebracht, als sie über Gewaltvorwürfe gegen das SOS-Kinderdorf in Moosburg in Kärnten berichtete. Demnach waren dort zwischen 2008 und 2020 Kinder und Jugendliche geschlagen, eingesperrt und nackt fotografiert worden. Trotz eines detaillierten Berichts aus dem Jahr 2020 seien die Vorwürfe nie öffentlich gemacht worden.

Nach dem Bericht waren weitere Vorwürfe auch gegen die Kinderdörfer in Imst in Tirol und in Seekirchen bei Salzburg erhoben worden. Die Staatsanwaltschaften in Kärnten, Tirol und Salzburg leiteten Ermittlungen ein.

Die Mitglieder der Geschäftsführung waren nach Angaben der österreichischen Nachrichtenagentur APA vom Aufsichtsrat erst am Freitag über die Freistellung Mosers informiert worden. Ob Moser vorübergehend ersetzt wird, sei noch offen, sagte Geschäftsführerin Annemarie Schlack der Zeitung "Falter".

Der Aufsichtsrat hatte die Einsetzung einer Reformkommission verkündet, wie APA berichtete. Ursprünglich hätten drei Mitglieder des Aufsichtsrates darin sitzen sollen, nach Kritik sei das Gremium neu besetzt worden.

Mehrere Fälle in der Vergangenheit

SOS Kinderdorf wurde in Österreich gegründet und ist weltweit unter dem Dach von SOS Kinderdorf International organisiert. Die Organisation hat Zentren und Programme in mehr als 130 Ländern und betreut vor allem Kinder.

In den vergangenen Jahren geriet SOS Kinderdorf allerdings immer wieder wegen Missbrauchsvorwürfen in die Schlagzeilen. 2022 meldete die Organisation einen Fall von mutmaßlichem Kindesmissbrauch in einer ihrer Einrichtungen in Asien, wo ein österreichischer Großspender bei Besuchen vor Ort in den Jahren 2010 bis 2014 mehrere Minderjährige sexuell missbraucht haben soll. Zuvor hatte SOS Kinderdorf Fälle von sexuellem Missbrauch oder Betrug in rund 20 seiner Einrichtungen in Asien und Afrika in den 1990er Jahren bekannt gemacht.

Quelle: ntv.de, jaz/AFP

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