Panorama

Viel Dampf um nichts? So (un)gefährlich ist die E-Zigarette

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Immer weniger Raucher, aber mehr Dampfer.

(Foto: imago stock&people)

Elektrozigaretten sind auf dem Vormarsch, aber auch umstritten. Während Suchtforscher schon das Ende des Tabakkonsums sehen, würden Kritiker des Dampfens E-Zigaretten am liebsten im Giftschrank der Apotheke verschwinden lassen.

"Es funzt", jubelt Dampfi 51 in einem Internetforum. "Der morgendliche Husten ist weg, Treppensteigen geht ohne Probleme und Atemnot bis in den 4. Stock und das Gekochte schmeckt auch ein wenig anders (Gemüse hat ja Geschmack)." Dampfi 51 ist einer von vielen, der seine herkömmlichen Zigaretten entsorgt hat, nicht aber seinen Hang zum Nikotin.

Immer mehr Raucher steigen von den stinkenden Glimmstängeln auf die fast geruchlose elektronische Zigarette um, die eine nikotin- und aromastoffhaltige Lösung zu einem inhalierbaren Dampf vernebelt, aber nichts verbrennt. Die meisten "Dampfer" benutzen die die E-Zigaretten, um vom Tabak wegzukommen. Viele der Umsteiger fühlen sich besser, weil sie weniger husten, ihre gelben Finger los sind und fest daran glauben, ihre Mitmenschen viel weniger zu belasten als mit ihrem bisherigen Gequalme.

Unter Wissenschaftlern ist das Dampfen jedoch umstritten. Suchtforscher hoffen, die elektronischen Glimmstängel könnten das Ende der herkömmlichen Tabakzigarette einläuten. Kritiker befürchten hingegen, die Dampfer würden das Rauchen wieder salonfähig machen und die Jugend verderben.

Was ist das kleinere Übel?

Besonders entschieden warnt Martina Pötschke-Langer vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg: "E-Zigaretten sind nicht harmlos, egal, ob mit oder ohne Nikotin. Die große Gefahr ist das tiefe und häufige Inhalieren eines Chemiecocktails, von dem niemand genau weiß, was drin ist." Sie befürchtet Langzeitfolgen. Schon jetzt würden sich vielfach bedenkliche Symptome zeigen, Mundtrockenheit zum Beispiel oder gereizte Atemwege.

Rund 15 Millionen Menschen hängen hierzulande am Tabak. Jeden Tag sterben im Schnitt 300 von ihnen einen verfrühten Tod. Sollten also Raucher, denen Teerlunge und Krebs drohen, warten, bis irgendwann Langzeitstudien über das Dampfen alle Risiken ausschließen?

Wir sollten unsere Betrachtungsweise überdenken, sagt E-Zigaretten-Verbandsvorsitzender Dac Sprengel n-tv.de. "Denn erstens ist unsere Luft oft schädlicher als eine E-Zigarette und zweitens sind E-Zigaretten ein 'Harm reduction'-Produkt; also eine Option für Raucher, nicht mehr ihrer Sucht wegen ein deutlich höheres Gesundheitsrisiko eingehen zu müssen. Der korrekte Vergleich ist daher E-Zigarette zu Tabakzigarette und die folglich richtige Frage: Sind E-Zigaretten weniger schädlich als Tabakzigaretten?".

"Dampfer" auf dem Vormarsch

Fakt ist: Während beim Rauchen konventioneller Zigaretten 4000 verschiedene Stoffe in den Körper gelangen, atmen "Dampfer" nur Nikotin und Trägerstoffe wie Propylenglykol ein. Allerdings ist fraglich, welche Chemikalien beim Verdampfen der Aromastoffe entstehen. Doch insgesamt dürften E-Dampfer deutlich weniger Schadstoffe zu sich nehmen. Das belegt auch eine Studie, die britische Experten jüngst veröffentlichten. Die Autoren der Studie sind der Meinung, dass E-Zigaretten die öffentliche Gesundheit revolutionieren, indem sie die enormen Gesundheitsrisiken des Rauchens reduzieren.

Weniger schädlich heißt aber nicht harmlos. Unstrittig ist, dass Nikotin süchtig macht und als Nervengift tödlich wirken kann, wenn es geschluckt wird. Lungenärzte sind zudem über das Propylenglykol besorgt. Das Verneblungsmittel kann die Atemwege reizen. Wie sich das auf lange Sicht auswirkt, weiß niemand.

Während Wissenschaftler noch diskutieren, schaffen die Konsumenten bereits Fakten. Der "Verband des eZigarettenhandels" (VdeH) schätzt, dass bereits drei Millionen Deutsche wenigstens gelegentlich dampfen. Tendenz: steigend.

Quelle: ntv.de

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