Panorama

Teuerste Aktion aller Zeiten Suche nach MH 370 verschlingt Millionen

Teure Suche: Menschen und Technik kosten jeden Tag viel Geld.

Teure Suche: Menschen und Technik kosten jeden Tag viel Geld.

(Foto: AP)

Seit inzwischen 40 Tagen suchen Experten aus aller Welt zu Luft und zu Wasser nach MH370. Es geht um das Schicksal von 239 Menschen, aber es geht auch um viel Geld. Um wie viel genau, mag jedoch niemand so recht sagen.

Seit dem 8. März sucht die halbe Welt mit gigantischem Aufwand nach einer Boeing 777-200. An diesem Tag verschwand MH370 auf dem Flug von Kuala Lumpur nach Peking scheinbar spurlos. An Bord waren 239 Menschen.

Inzwischen erstreckt sich die Suche auf ein Gebiet rund 2200 Kilometer nordwestlich der australischen Stadt Perth im Indischen Ozean. Schon jetzt gilt die bereits knapp 40 Tage währende Suchaktion als teuerste der Luftfahrtgeschichte. Doch wie viel Geld bisher tatsächlich ausgegeben wurde, darüber hüllen sich die beteiligten Regierungen in Schweigen.

Auch Angus Houston, der Leiter des australischen Einsatzes, weigert sich, über die möglichen Kosten zu spekulieren. "Ich schätze, dass es sehr teuer ist", sagt er lediglich. Es sei eben auch die größte Suche, die er jemals gesehen habe. Houston verglich den Aufwand mit dem bei der Fahndung nach Air-France-Flug 447. Der Airbus A330-200 war 2009 über dem Atlantik abgestürzt. Französischen Ermittlern zufolge kostete der Einsatz an der Wasseroberfläche damals geschätzte 80 Millionen Euro, die Suche unter Wasser weitere 31 Millionen Euro. In insgesamt fünf Suchphasen kamen jede Menge Flugzeuge, Schiffe und Tauchroboter zum Einsatz. Der Flugschreiber von AF 447 und der Stimmenrekorder wurden trotzdem erst im Mai 2011 in 3000 Metern Tiefe gefunden.

Suche nach Stecknadel im Meer

Dabei war im Fall der Air-France-Maschine zumindest der Absturzort relativ klar. Bei MH370 musste das Suchgebiet hingegen erst mühsam eingegrenzt werden, und auch jetzt können die Experten nicht mit hunderprozentiger Sicherheit sagen, ob sie nun an der richtigen Stelle suchen. Deshalb dürfte klar sein, dass die Kosten der AF 447-Suche wahrscheinlich noch übertroffen werden. Experten rechnen mit mehreren Hunderttausend US-Dollar am Tag.

Fachleute gehen von Gesamtausgaben in dreistelliger Millionenhöhe aus. In der vergangenen Woche rechnete die Nachrichtenagentur Reuters aus, dass schon jetzt mindestens 44 Millionen US-Dollar (32 Millionen Euro) ausgegeben wurden. Der britischen BBC zufolge bewegen sich die Zahlen zwischen 33 und 42 Millionen US-Dollar (24 bis 30 Millionen Euro). Ein Pentagon-Sprecher hatte bisher lediglich mitgeteilt, für die Suche nach MH370 seien vier Millionen Dollar (etwa drei Millionen Euro) zurückgestellt worden. Anfang April waren davon schon mehr als drei Viertel ausgegeben. Die USA sind jedoch das einzige Land, das so konkrete Angaben macht.

"Die Suche reicht über Dollars und Cents hinaus", sagte der malaysische Verkehrsminister Hishammuddin Hussein zuletzt auf die Frage nach den Kosten. Im Einsatz sind inzwischen Flugzeuge und Schiffe aus Malaysia, China, Japan, Südkorea, Australien und Neuseeland. Besonders China lässt nichts unversucht, das Schicksal des Unglücksfluges aufzuklären. 153 der 239 Menschen an Bord waren Chinesen. Deshalb und weil die chinesischen Angehörigen mit den Aufklärungsbemühungen der malaysischen Regierung unzufrieden waren, entsandte Peking zwei Flugzeuge und sieben Schiffe. Sogar chinesische Satelliten wurden für die Suche umprogrammiert.

Rechnung mit vielen Unbekannten

Teuer wird die Suche auch deshalb, weil der Indische Ozean hier besonders tief und stürmisch ist. Die meisten Flugzeuge, die vom 2500 Kilometer entfernten Perth in Australien hierher fliegen, verbrauchen allein mehr als die Hälfte ihres Treibstoffs für den Hin- und Rückflug. Eine Stunde in einem der fünf Seefernaufklärer Orion-P-3 schlägt mit 10.000 Dollar (umgerechnet etwa 7250 Euro) zu Buche. Die Maschinen sind bis zu zehn Stunden am Tag in der Luft.

Der Versicherungskonzern Allianz hat unterdessen bereits mit der Auszahlung einer Millionensumme für das vermisste Flugzeug aus Malaysia begonnen. Neben der Fluggesellschaft Malaysia Airlines erhielten auch Angehörige der vermissten Passagiere eine finanzielle Entschädigung, sagte eine Sprecherin des Münchner Konzerns. Die gesamte Versicherungssumme für die Maschine soll bei mehr als 100 Millionen Dollar liegen, hieß es aus Versicherungskreisen. Die Allianz-Sprecherin äußerte sich nicht dazu. Sollte es sich aber um einen Unfall und nicht um eine Entführung handeln, könnte die Schadensumme laut der Hannover Rück mehrere hundert Millionen Dollar erreichen. Die Allianz führt ein Konsortium aus mehreren Unternehmen an, das die Flotte der Malaysia Airlines versichert hat. Wie groß der Anteil des Konzerns an den gesamten zu erwartenden Zahlungen ist, blieb unklar.

Malaysia Airlines hat jeder Familie, die Angehörige an Bord von MH370 hatte, zunächst einmal 5000 US-Dollar zur Deckung unmittelbar anfallender Kosten gezahlt. Was später noch an Schadenersatz für die Verwandten von Passagieren und Crew fließen wird, ist noch völlig offen. Im Fall der Air-France-Maschine entschied ein französisches Gericht, dass die Angehörigen einer Flugbegleiterin 20.000 Euro Entschädigung erhalten. Das wären hochgerechnet auf die 239 Menschen an Bord von MH 370 weitere 4,8 Millionen Euro.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen