Fährunglück in Südkorea Taucher suchen nach Vermissten
17.04.2014, 07:26 Uhr
Katastrophales Ende eines Schulausflugs: Rund 460 Menschen sind an Bord der "Sewol", als diese vor Südkorea sinkt. Viele Menschen werden gerettet, aber ein Großteil bleibt vermisst. Vielleicht für immer.
Fieberhaft suchen die Rettungsmannschaften einen Tag nach dem Untergang einer Fähre vor der Südwestküste Südkoreas weiter nach Überlebenden unter den fast 300 Vermissten. Die starke Strömung und schlechte Sicht erschwerten jedoch die Arbeiten an der Unglücksstelle, berichtete der südkoreanische Rundfunksender KBS.
Taucher sollten versuchen, ins Innere des gesunkenen Schiffs vorzudringen. Die Küstenwache befürchtet, dass im Rumpf der "Sewol" ein Großteil der mehr als 470 Menschen an Bord eingeschlossen wurde. Nach Angaben der Küstenwache liegt das Wrack in einem Gebiet, in dem es starke Strömungen gibt. Deswegen hätten Taucher das weitgehend unter Wasser liegende Schiff stundenlang nicht erreichen können.
Es gebe nur wenig Hoffnung, dass die vermutlich im Inneren des gesunkenen Schiffes eingeschlossenen Menschen überlebt haben könnte, sagte Cho Yang Bok von den Rettungskräften dem Fernsehsender YTN. Auch aufgrund der Wassertemperatur von zwölf Grad und der Meerestiefe seien die Überlebenschancen für die Vermissten sehr gering. Der nationalen Nachrichtenagentur Yonhap zufolge beteiligten sich 169 Boote und 29 Flugzeuge an der Suche nach Überlebenden.
Nur der Bugwulst ist noch zu sehen
Ermittler schlossen unterdessen laut KBS ein abruptes Wendemanöver als Unglücksursache nicht aus. Die Zahl der bestätigten Todesopfer stieg nach Angaben des Krisenstabs der Regierung vorerst auf neun. Einige der Opfer waren Schüler. 287 Menschen galten noch als vermisst. An Bord der "Sewol" hatten sich den Angaben zufolge 475 Menschen befunden, darunter 325 Teenager von einer Oberschule aus einer Vorstadt von Seoul. Zusammen mit Lehrern waren sie auf einem Ausflug von der westlichen Küstenstadt Incheon zur südlichen Ferieninsel Cheju unterwegs, als das Schiff am Mittwochmorgen in Seenot geraten war. Wenige Stunden später sank die mehrstöckige Fähre. Nur noch der Bugwulst ragte aus der Wasseroberfläche hervor.
Die Ermittlungszentrale der Küstenwache habe mittlerweile den Kapitän und weitere Besatzungsmitglieder befragt, berichtete KBS. Deren Aussagen ließen vermuten, dass ein ruckartiges Drehen des Schiffes im Zuge einer notwendigen Kursänderung vor der Insel Chindo zu der Katastrophe geführt haben könnte. Mehrere Überlebende berichteten, die Crew habe zunächst Anweisung gegeben, in den Kabinen oder auf den Sitzen zu bleiben. Als die Fähre auf die Seite gekippt sei, sei Panik ausgebrochen.
Auf Videobildern war zu sehen, wie schnell das Schiff sank. Passagiere versuchten verzweifelt, sich in kleine Boote zu retten. Helfer mussten zusehen, wie die "Sewol" unterging. Bislang wurde auch nicht ausgeschlossen, dass die über 140 Meter lange Auto- und Personenfähre auf einen Felsen aufgelaufen sein könnte. Überlebende hatten von einem großen Knall vor dem Sinken des Schiffes gesprochen.
Quelle: ntv.de, sba/dpa/rts