Bis zu minus 20 Grad Tief "Axel" öffnet der Polarkälte die Tür
03.01.2017, 13:06 Uhr
Die erste Januar-Woche bleibt ungemütlich. n-tv Meteorologe Björn Alexander sagt einen "kalten Streifschuss" voraus. Die Winterdienste auf Deutschlands Straße bekommen jedenfalls eine Menge zu tun.
n-tv.de: Björn, viele von uns hat die erste Woche des neuen Jahres im wahrsten Sinne des Wortes kalt erwischt. Bleibt es winterlich?
Björn Alexander: Im Bergland auf jeden Fall. Aber auch in den tieferen Lagen müssen wir uns auf einen arktisch kalten Streifschuss gefasst machen. Denn am Donnerstag und Freitag schaut kurz mal Polarluft bei uns vorbei.
Wie kalt wird es?
Am Freitag, dem kältesten Tag in dieser Wetterwoche, erreichen die Höchsttemperaturen maximal noch zwischen minus 11 und 1 Grad, stellenweise bleibt es auch noch kälter. Nachts sind unter Aufklarungen und über Schnee zum Teil um die minus 20 Grad möglich. Vor der Wetterberuhigung wird es aber noch richtig ungemütlich und sehr turbulent.
Das heißt?
Dass am Mittwoch Sturmtief "Axel" mit Schauern und sogar Gewittern richtig aufdreht. Verbreitet weht ein kalter und starker bis stürmischer Wind aus nordwestlichen Richtungen. In freien Lagen der Mittelgebirge und an den Küsten sind auch Windspitzen um 120 km/h drin. An den Küsten der Nord- Ostsee droht dadurch eine Sturmflut bis etwa 1,50 Meter über Normal. Außerdem schneit es im Bergland teilweise kräftig. Dort sind zudem erhebliche Schneeverwehungen zu erwarten. Ein Schneesturm also, der auf den Bergen hochwinterliche Verhältnisse bringt. Aber auch in den tieferen Lagen mischen sich am Abend und in der Nacht zum Donnerstag wieder Schneeflocken unter und können auch dort neuerlich für Glätte sorgen. Zumal es nachts nach wie vor verbreitet frostig wird.
Die Winterdienste kommen nicht zur Ruhe.
So ist es. Vor allem im Süden und im Südosten sind nämlich auch am Donnerstag noch Schneeschauer unterwegs. Die Schneeauflage in den Mittelgebirgen und den Alpen wächst also weiter an, was dann wiederum die Wintersportler unter uns freuen dürfte. Selbst im bislang meistens schneelosen Schwarzwald dürfte es am Wochenende wieder häufiger heißen: Ski und Rodel gut beziehungsweise überhaupt erst einmal möglich.
Und mit dem Schnee kommt die Blitzkälte?
Genauer gesagt: dahinter. Denn wenn Tief "Axel" durch ist, dann dreht der Wind anschließend auf Nordost und damit wird die Tür für arktische Kälte geöffnet. Die Atmosphäre beruhigt sich und damit sinken in der Nacht zum Freitag die Temperaturen rapide ab. Frostig wird es überall, am kältesten wird es über Schnee. Im Umfeld der Mittelgebirge sowie in Teilen Süddeutschlands berechnen die Modelle häufig Tiefstwerte zwischen minus 9 und minus 20 Grad. Im übrigen Land bringt die Nacht zum Freitag oft zwischen minus 4 und minus 8 Grad. Außer Konkurrenz sei hier die Wetterstation am Funtensee im Süden Bayerns erwähnt. Hier wird die Temperatur locker in den Bereich von minus 30 Grad runter rasseln.
Warum "außer Konkurrenz"?
Weil der Funtensee in einem abgelegenen und unbewohnten Hochtal im Berchtesgadener Land im Süden Bayerns liegt und er durch diese extreme Lage einfach mal besondere Temperaturextreme bringt. Der absolute Kälterekord liegt am Funtensee bei um die minus 45 Grad. Zum Vergleich: ansonsten ist die tiefste in Deutschland gemessene Temperatur bei knapp minus 38 Grad aus dem Jahr 1929. Ist also schon ein paar Jahrzehnte her.
Wie kalt ist es am Freitag?
Im äußersten Westen und direkt an der Nordsee maximal noch 0 bis 1, sonst werden es meistens minus 4 bis 0, im Bergland minus 5 bis minus 10 Grad. Auf den höchsten Berggipfeln im Osten und Süden werden es zum Teil nicht mehr als minus 12 bis minus 15 Grad. Und auch wenn der Wind schwächer weht als noch zur Wochenmitte, die gefühlte Temperatur wird in der Südosthälfte vielfach bei minus 10 bis minus 20 Grad liegen. Und auch in Berlin, Hamburg oder Köln liegt der sogenannte Windchill am Freitagmittag bei minus 4 bis minus 8 Grad.
Da hilft wohl nur dick einpacken.
Und natürlich die passende Wind- und Wettercreme, die bisher vielleicht noch etwas angestaubt im Regal steht und besonders empfindliche Haut von Kindern vor der Kälte schützt. Allerdings wird der Freitag nicht nur der kälteste, sondern auch der schönste Tag der Woche. Außerhalb von einzelnen Nebel- und Wolkenfeldern überwiegt nämlich die Wintersonne.
Wie kalt wird unser Wochenende?
Deutlich weniger kalt. Zwar startet der Samstag noch frostig. Tagsüber werden es im Nordwesten und Westen dann aber wieder mildere 4 bis 7 Grad. Im übrigen Land sind es minus 5 bis plus 1 Grad. Die Südhälfte und der Südosten bleiben dauerfrostig. Dabei wird es im Süden länger schön, während im großen Rest Wolken aufkommen und etwas Regen oder Schnee mitbringen. Im Übergang zur Frostluft ist auch gefrierender Regen mit erheblicher Glättegefahr denkbar.
Und am Sonntag?
Wird es vielfach wolkig oder wechselhaft mit weiteren Schauern. Im Nordwesten und Westen bei bis zu 8 Grad mit Regen, der in Richtung Süden und Südosten bzw. im Bergland bei Werten um den Gefrierpunkt in Schnee übergeht.
Der Wettertrend für nächste Woche?
Sehr wahrscheinlich unbeständig und immer wieder windig. Im Flachland nasskalt mit Regenschauern. Auf den Bergen voraussichtlich Schnee - zumindest in höheren Berglagen. Dazu erreichen die Temperaturen zuerst einmal häufig 0 bis 7 Grad.
Quelle: ntv.de