Panorama

Starkregen, Sturm, Schnee Tief "Vaia" wütet in Teilen Europas

Im italienischen Genua sind die Menschen schon mit dem Beseitigen der Unwetterschäden beschäftigt.

Im italienischen Genua sind die Menschen schon mit dem Beseitigen der Unwetterschäden beschäftigt.

(Foto: picture alliance/dpa)

In Deutschland und Europa sorgt Tief "Vaia" für krasse Kontraste. Während sich der Norden und Osten über Sonnenschein freuen kann, leidet der Süden unter massiven Regenfällen und Sturm. Eine Entspannung der Lage ist nicht überall in Sicht.

Deutlich zu warm, überdurchschnittlich sonnig und zu trocken: So geht der Oktober 2018 hierzulande in die meteorologische Geschichtsschreibung ein. Allerdings zeigten die letzten Tage ein ganz anderes Bild. Besonders im Süden und Westen mit Schneefällen bis in tiefere Lagen und teils kräftigem Regen. Gleichzeitig sonnten sich die Menschen im Osten Deutschlands bei 20 bis 22 Grad Celsius.

Krasse Kontraste also, die durch Tief "Vaia" ausgelöst wurden. Mit dem strömte nämlich polare Kaltluft über Frankreich nach Süden und außergewöhnlich warme Mittelmeerluft nach Norden. Dabei wurden zudem verbreitet Sturmböen, auf den Bergen auch Orkanböen gemessen. Weitaus dramatischer als bei uns wütete "Vaia" aber am Mittelmeer und in den Alpen.

n-tv Wetterexperte Björn Alexander

n-tv Wetterexperte Björn Alexander

(Foto: ntv)

Die Geschichte des Unwettertiefs begann in der letzten Woche. Bereits zur Wochenmitte deuteten die Wettercomputer eine schlimme Entwicklung über Südeuropa an. Die wettersteuernde Strömung machte einen weiten Schwenk bis runter ans Mittelmeer. Eine ungünstige Gemengelage, denn gleichzeitig traf die kalte Luft aus dem Norden auf das warme Mittelmeerwasser. Dort betragen die Temperaturen immer noch 20 bis 23 Grad. Gleichzeitig sorgte das entstandene Tief für Schauer und Gewitter mit teils erheblichem Zerstörungspotenzial.

Tornado auf Menorca

Das bekamen beispielsweise die Menschen auf den Balearen zu spüren. Denn bereits zum wiederholten Mal sah man sich dort den Naturgewalten ausgesetzt. So legte ein Tornado über Menorca, der kleineren Nachbarinsel von Mallorca, am Sonntagmorgen die Stromversorgung lahm.

Derweil zogen auch über Italien die Warndienste sämtliche Register. Vielerorts sorgten Sturm und Regen für erhebliche Zerstörungen. Inzwischen drehte nämlich "Vaia" seine Kreise rund um das zentrale Mittelmeer, von wo aus das Tief seine Wolken unaufhaltsam gegen die Alpen drückte.

Zu Wochenbeginn lag der Tiefdruck-Kern ziemlich genau über dem norditalienischen Genua und löste auf der gesamten Alpensüdseite großräumig ergiebigen und anhaltenden Starkregen aus. Die größten Regenmengen in den vergangenen vier Tagen fielen im Tessin mit verbreitet 150 bis 250, stellenweise sogar bis zu 450 Litern Regen pro Quadratmeter. Zum Vergleich: in Berlin fallen durchschnittlich 590 Liter im ganzen Jahr.

Die Unwettergefahr bleibt weiterhin hoch

Doch auch die anderen Regionen entlang des Alpenhauptkammes wurden schwer getroffen. Das galt im Prinzip von den Meeralpen Frankreichs über die Südschweiz und den Süden Österreichs, den Norden Italiens bis herüber nach Slowenien. Erdrutsche, Murenabgänge und lokale Überschwemmungen sorgten für teils katastrophale Zustände. Ganze Täler waren nicht mehr erreichbar, Flüsse traten über die Ufer. Selten zuvor war es so schlimm. Das galt ebenfalls in Venedig, wo die anhaltende starke Südströmung das Wasser derartig heftig in die Stadt gespült hat wie seit mehr als zehn Jahren nicht mehr. Große Teile der Stadt wurden überflutet. Das Wasser am Markusplatz stand zwischenzeitlich 1,57 Meter hoch.

Unterdessen blies der Föhnsturm über die Alpen von Süden hinweg und sorgte neben den Auswirkungen des Regens für weitere Behinderungen. Bäume wurden reihenweise entwurzelt. In der Schweiz (Gütsch) wurden dabei Spitzenböen bis 215 Kilometer pro Stunde (km/h) gemeldet, auf der Idalpe oberhalb von Ischgl blies der Föhn mit 152 km/h, der Patscherkofel bei Innsbruck vermeldete bis 165 km/h. Eine intensive Wetterlage, die außerdem in den Lagen oberhalb von etwa 2000 Metern mit zum Teil heftigem Schneefall einherging. Damit dürften sich die Schneeverwehungen im Hochgebirge inzwischen meterhoch auftürmen.

Auch wenn es wahrscheinlich nicht mehr so heftig regnen wird wie zuletzt, so bleibt das Unwetterpotenzial am westlichen und am zentralen Mittelmeer in den kommenden Tagen groß bis sehr groß. Denn während sich bei uns in Deutschland ein Hoch von Osten her bemerkbar macht und damit in Mitteleuropa für ruhiges Herbstwetter sorgt, bleibt der Süden Europas in dem Einflussbereich der Tiefdruckgebiete. Die sorgen dort weiterhin für zum Teil heftige Regengüsse und Gewitter. Und auch der Alpenraum bekommt in den nächsten Tagen von Süden her immer wieder Regen. Die Lage bleibt auf der Alpensüdseite daher weiterhin angespannt.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen