Panorama

Überbuchung gewaltsam gelöst US-Polizei schleift Passagier aus Flugzeug

Überbuchte Fluge sind ein regelmäßiges Ärgernis. Selten allerdings artet die Situation dabei so aus wie an Bord von Flug 3411 von Chicago nach Louisville am Sonntagabend. Die Mitreisenden reagieren geschockt, doch die Airline zeigt keinerlei Mitleid.

Weinende Kinder, schreiende Passagiere und Polizisten, die einen älteren Herrn zunächst brutal aus seinem Sitz zerren und anschließend - mit blutigem Gesicht und anscheinend ohnmächtig - über den Gang nach draußen zerren. Dass einzelne Passagiere ihren Flug trotz gültiger Tickets nicht antreten können, kommt vor allem in den USA häufig vor. Viele Fluggesellschaften überbuchen ihre Maschinen regelmäßig. Nicht alltäglich ist jedoch die Szene, die sich am Sonntagabend vor dem Start des vollbesetzten Flug 3411 von Chicago nach Lousiville abspielte.

Laut Zeugen, die sich in US-Medien äußerten, hatte schon vor dem Boarding in Chicagos internationalem Flughafen O'Hare das Personal von United Airlines unter den Passagieren nachgefragt, ob jemand im Gegenzug für eine Zahlung von 400 Dollar bereit sei, sich auf den folgenden Tag umbuchen zu lassen. Obwohl sich niemand meldete, durften zunächst alle Passagiere einsteigen, bis die Maschine voll war - zu voll.

Wie weiter berichtet wird, bot die Airline nun 800 Dollar für Freiwillige, die das Flugzeug verlassen würden. Denn vier Mitarbeiter, die auf einer "must fly"-Liste standen, sollten unbedingt noch an Bord. Da auch diesem Aufruf niemand folgte, gab ein United-Manager bekannt, dass nun ein Computer nach Zufallsprinzip diejenigen aussuchen werde, die nicht mitfliegen dürften. Es traf ein Paar, das ohne weitere Diskussionen das Flugzeug verließ, sowie einen älteren Herrn und dessen Frau.

Im Gegensatz zum ersten Paar reagierte der zweite Mann äußerst aufgeregt. Er soll gerufen haben, dass er Arzt sei und am nächsten Morgen dringend seine Patienten behandeln müsse. Eine hitzige Diskussion endete schließlich damit, dass drei Beamte der Flughafenpolizei an Bord kamen, den Mann mit derartiger Kraft überwältigten, dass er im Gesicht blutete, und ihn regungslos nach draußen schleiften.

Kinder in Panik

Auf Videos von der Szene, die mehrere Passagiere in sozialen Netzwerken posteten, sind die Schreie des Mannes ebenso wie die geschockter Fluggäste zu hören. Audra Brigdes, die eines der Videos bei Facebook teilte, sagte dem "Courier Journal" in Louisville, der Mann sei den Sicherheitskräften offenbar kurz nach dieser Szene entkommen und verletzt sowie orientierungslos wieder in der Maschine erschienen. Daraufhin seien Sanitäter an Bord gekommen und hätten sich um ihn gekümmert, während die anderen Passagiere das Flugzeug verließen.  

Erst zwei Stunden später sei der Flug schließlich gestartet. Vor allem habe der Zwischenfall die Kinder an Bord in Panik versetzt, berichtete Bridges weiter. Die Stimmung sei eisig gewesen. Weitere Erklärungen des Personals - etwa wie es dem verletzen Mann gehe - seien nicht erfolgt.

Auch der Sprecher von United Airlines äußerte sich nur denkbar knapp zum Vorfall. "Nachdem unser Team nach Freiwilligen suchte, weigerte sich ein Kunde, das Flugzeug freiwillig zu verlassen, und Sicherheitskräfte wurden zum Gate gerufen", teilte das Unternehmen in einer Stellungnahme mit. Während sich der Sprecher für die Überbuchung entschuldigte, erwähnte er die brutale Szene im Flugzeug mit keinem Wort. Fragen nach "weiteren Details zum entfernten Passagier" sollten an die Behörden gerichtet werden.

Quelle: ntv.de, mbo

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