Panorama

Hitzewelle dauert noch Wochen Unwetter überziehen Deutschland

In der Bundeshauptstadt scheint die Sonne erbarmungslos auf das Brandenburger Tor mit der Quadriga.

In der Bundeshauptstadt scheint die Sonne erbarmungslos auf das Brandenburger Tor mit der Quadriga.

(Foto: dpa)

Gewittertief "Olivia" erreicht Deutschland und sorgt in mehreren Bundesländern für schwere Unwetter mit Regengüssen und Orkanböen. Der Flughafen Frankfurt muss vorübergehend geschlossen werden. Allerdings könnte der diesjährige Juli auch einige Hitzerekorde brechen. Ein Ende der hohen Temperaturen ist vorerst nicht in Sicht.

Schwere Unwetter mit heftigen Sturmböen sind über Deutschland gefegt. Am größten Flughafen in Frankfurt am Main musste der Flugverkehr vorübergehend unterbrochen werden. Über mögliche Schäden hatte die Polizei zunächst keinen Überblick. Regengüsse und Orkanböen gab es auch in Rheinland-Pfalz und im Saarland. Aus Trier und Koblenz wurden umgestürzte Bäume und Stromausfälle gemeldet. Im Saarland wurden die Dächer von rund 30 Häusern beschädigt, zehn Autos wurden von herumfliegenden Teilen getroffen. Verletzte gab es nach einem ersten Überblick der Polizei nicht.

In Nordrhein-Westfalen ziehen dagegen Unwetter auf.

In Nordrhein-Westfalen ziehen dagegen Unwetter auf.

(Foto: dpa)

Das Gewittertief "Olivia" zog auch über Nordrhein-Westfalen hinweg. Zunächst trafen heftige Böen mit Windgeschwindigkeiten bis zu 100 Stundenkilometern von Westen her die Aachener Region. Bei der Polizei gingen in kürzester Zeit Notrufe vor allem wegen umgestürzter Bäume ein. Der Deutsche Wetterdienst weitete derweil seine Unwetterwarnungen auf Bayern aus. Damit waren Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Baden- Württemberg und Bayern betroffen.

Schwer traf es auch Belgien. Dort kam bei einem Sturm ein Mann ums Leben, mindestens 15 Menschen wurden verletzt. Der Süden und der Osten Belgiens wurden von starken Windstößen und Regengüssen heimgesucht. Ein Mini-Tornado beschädigte mehrere Häuser in Ciney südlich von Lüttich. Die Stürme behinderten massiv den Verkehr. Auf einem Campingplatz im Osten Frankreichs wurde ein Mann von einem umstürzenden Baum erschlagen, wie die örtliche Feuerwehr mitteilte.

Juli bricht Rekorde

In Zürich zeigten sich Gewitter und ein Regenbogen.

In Zürich zeigten sich Gewitter und ein Regenbogen.

(Foto: dpa)

Die heißen Julitage stellen dagegen alles in den Schatten. Seit mindestens 110 Jahren war es in Deutschland im Juli nicht mehr so heiß, der Monat könnte als heißester Juli seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1900 in die Geschichte eingehen. Ein Ende der Hitzewelle mit Temperaturen um die 30 Grad sei bis mindestens zum übernächsten Wochenende nicht zu erwarten, sagte DWD-Meteorologe Andreas Friedrich.

Hinzu kommen heftige Unwetter - immer dann, wenn es kühlere Luft vom Atlantik nach Mitteleuropa schafft und dort auf die aufgeheizte Luft trifft. Wenn die Gewitter vorbei sind, heizt die Sonne die Luft wieder auf. "Dieses Spiel wiederholt sich alle zwei bis drei Tage", sagte der Meteorologe. Die Unwetterlinien überquerten Deutschland jeweils von West nach Ost mit Gewittern, Starkregen, Hagelschlag und möglicherweise auch Tornados.

Zwischen und 30 und 35 Grad

Am Donnerstag stellt sich im gesamten Westen wieder freundliches Sommerwetter ein. Von der Ostsee bis zum Alpenrand sei jedoch bei schwül-warmer Luft mit weiteren kräftigen Schauern und Gewittern zu rechnen. Landesweit wird mit Höchstwerten von 30 bis 35 Grad gerechnet. Zwischen Rheinhessen, dem Rhein-Neckar-Raum und dem Oberrhein können örtlich auch wieder 37 oder 38 Grad erreicht werden. Etwas angenehmer bleibt es an den Küsten bei Werten knapp unter 30 Grad.

In Köln gewittert es, doch die Hitze kommt sicher wieder.

In Köln gewittert es, doch die Hitze kommt sicher wieder.

(Foto: dpa)

In den ersten 13 Juli-Tagen registrierte der DWD eine Durchschnittstemperatur von 22,3 Grad für Deutschland. "Das sind 5,4 Grad über normal", sagte Friedrich. Der bisherige Rekord liegt bei 22,1 Grad und wurde im Juli 2006 aufgestellt. Das Wetter trug damals zum "Sommermärchen" der Fußball-WM in Deutschland bei. In diesem Jahr ist die Berliner Innenstadt Deutschlands Hotspot: Die Wetterstation Alexanderplatz registrierte seit Monatsbeginn eine Mitteltemperatur von 25,8 Grad, das sind 6,6 Grad mehr als im langjährigen Mittel von 1961 bis 1990.

Tropische Nächte rekordverdächtig

Nachts gibt es nur wenig Abkühlung, vor allem in den aufgeheizten Innenstädten hält sich die Wärme. In der Nacht wurden am Berliner Alexanderplatz 22 Grad als Tiefsttemperatur gemessen, am Stadtrand war es mit 14 bis 17 Grad deutlich angenehmer. Die Station Berlin-Alexanderplatz registrierte die fünfte in Folge. So nennen die Meteorologen Nächte, in denen die Temperatur nicht unter 20 Grad sinkt. Auch die nächsten Nächte sollen Tropennächte werden. "Eine solche Serie tropischer Nächte hat es in den fast 250 Jahre zurückreichenden Messreihen in Berlin wohl noch nie gegeben", sagte Friedrich.

Regen fällt nur dort, wo Gewitter niedergehen. Dann können zwar große Niederschlagsmengen innerhalb kurzer Zeit fallen - nur wenige Kilometer weiter aber bleibt es knochentrocken. Ein sanfter, ergiebiger Landregen, der die ausgedörrten Böden wieder durchfeuchten könnte, ist nicht in Sicht. In etlichen Regionen hat es seit Wochen nicht geregnet, in Offenbach seit 27 Tagen nicht. In Waibstadt und Ingelfingen-Stachenhausen in Baden-Württemberg sowie in Weihenstephan und Kahl am Main bei Aschaffenburg in Bayern meldeten die DWD-Stationen seit Anfang Juli keinen messbaren Niederschlag.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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