Schlafen statt schwitzen Tipps für Tropennächte
14.07.2010, 14:49 UhrDie heißen Nächte sorgen derzeit für Unbehagen in den deutschen Schlafzimmern. Erholsamer Schlaf scheint bei den derzeitigen Außentemperaturen unmöglich. Es gibt einige Dinge, die man beachten sollte - dann klappt's vielleicht auch mit dem Einschlafen.

Die meisten Menschen schlafen lieber mit Decke - im Sommer aber mit einer möglichst dünnen.
(Foto: pixelio/Rolf van Melis)
Deutschland leidet: Nicht nur tagsüber sind die Temperaturen zurzeit unerträglich hoch. Vor allem nachts raubt die Hitze vielen Menschen ihren wohlverdienten Schlaf. Es gibt kein Patentrezept, aber einige Tipps und Tricks, wie man bei dem tropenähnlichen Wetter besser schläft.
"Derzeit sind die Temperaturen in unseren Schlafzimmern zu hoch, um erholsamen Schlaf zu finden", stellt der Schlafforscher Jürgen Zulley fest. Er leitet das Schlafmedizinische Zentrum der Universität Regensburg und forscht seit über 35 Jahren auf dem Gebiet. Der Professor ist einer der renommiertesten Schlafforscher Deutschlands.
Es führt also kein Weg daran vorbei, die Raumtemperatur so niedrig wie möglich zu halten. "Das geht am besten, indem man italienische Verhältnisse schafft: Fenster am Tag geschlossen halten und mit möglichst dunklen Vorhängen verhindern, dass Tageslicht hineinkommt." Schon Tageslicht strahle zu viel Wärme aus. "Lüften kann man dann vor allem in der zweiten Nachthälfte und früh am Morgen, wenn es draußen kühl ist", rät der Wissenschaftler. Die optimale Schlaftemperatur betrage 18 Grad oder weniger – wenn also draußen die Luft kühler ist, sollte man die Fenster aufreißen.
Auch Ventilatoren oder Klimageräte könnten helfen, meint der Forscher. Gleichzeitig warnt er aber: "Dabei besteht das Risiko, durch die Zugluft Muskelverspannungen oder gar eine Erkältung zu bekommen". Wenn, dann sollte man die Geräte nur auf eine ganz schwache Stufe stellen, damit sie die Luft nur wenig bewegen.
Eispakete auf den Unterarm
Eine eiskalte Dusche vor dem Schlafengehen kühlt den Körper und ist bei solchen Temperaturen sehr erfrischend - aber wenig sinnvoll, sagt der Experte: "Eine kalte Dusche hat einen anregenden Effekt - wenn man schlafen will, ist das keine gute Strategie." Zulley empfiehlt deswegen, sich nicht zu heiß und auch nicht zu kalt abzuduschen. "Und dann am besten nicht ganz abtrocknen. Denn der Feuchtigkeitsfilm auf der Haut hat einen Kühlungseffekt, den man nutzen kann", weiß der Schlafforscher.
Sinnvoll sei es auch, gezielt die Füße kalt abzuduschen oder Eispads auf den Unterarm zu legen, denn dort fließe das Blut in den Adern nah an der Hautoberfläche.
Nicht im Adamskostüm
Bei tropischen Temperaturen in der Nacht ist die Versuchung groß, im Bett möglichst viel Kleidung abzulegen. Schon aus hygienischen Gründen sei es aber nicht empfehlenswert, ganz ohne zu schlafen. "Wir schwitzen pro Nacht mindestens einen halben Liter Flüssigkeit", sagt der Professor. Besser sei, einen leichten Pyjama zu tragen.

Professor Jürgen Zulley, Jahrgang 1945, ist einer der renommiertesten Schlafforscher in Deutschland und hat zahlreiche Bücher zum Thema veröffentlicht.
Er rät auch, nicht völlig unbedeckt zu schlafen, sondern sich zumindest mit einem Laken zuzudecken. "Das hat den Vorteil, dass die Feuchtigkeit, die auf der Haut trocknet, wieder von der Haut gerieben wird". Wäre das nicht der Fall, würde der Kühleffekt ein wenig verloren gehen. "Viele mögen es auch gar nicht, ganz ohne Abdeckung zu schlafen." Dem sollte man nachgeben, damit man sich wohlfühlt.
Leicht essen, Mineralwasser trinken
Bei der Ernährung sollte man darauf achten, möglichst leichte Kost zu sich zu nehmen und das Abendessen relativ früh anzusetzen. "Andererseits darf man auch nicht hungrig schlafen gehen, dann wird man unruhig", sagt der Mann aus Regensburg. Man müsse genug trinken, die Flüssigkeit jedoch tagsüber zu sich nehmen und nicht am Abend. Sonst meldet sich nachts die Blase. Leitungswasser sei hierbei aber nicht das optimale Getränk. Es enthält nicht genug Mineralien - "und die schwitzen wir sehr massiv wieder aus", sagt Zulley.
Trotz der hohen Temperaturen brauche man sich aber nicht zu viele Gedanken zu machen, dass man zu wenig schläft. "Wenn wir im Sommer schlechter oder kürzer schlafen, ist das gar nicht so schlimm", meint der Experte. Im Sommer benötigen wir ohnehin weniger Schlaf als im Winter. Durch die langen Tage und das viele Licht wird das "Schlafhormon" Melatonin unterdrückt. Das Hormon macht müde und drückt die Stimmung. "Im Sommer sind wir also wacher - und eigentlich in besserer Stimmung als im Winter", sagt der Schlafforscher.
Quelle: ntv.de