Blutbad von Las Vegas Was wir wissen und was nicht
04.10.2017, 10:35 Uhr
Der Schütze nahm gezielt Besucher eines Festivals ins Visier.
(Foto: dpa)
Zwei Tage nach dem Blutbad von Las Vegas hat die Polizei bereits zahlreiche Erkenntnisse zusammengetragen, doch vor allem bei der Frage nach dem Warum sind die Ermittler noch immer ratlos.
Was ist eigentlich passiert?
Rund 22.000 Menschen hörten gerade dem Open-Air-Konzert von Country-Star Jason Aldean im Rahmen des "Route 91 Harvest"-Festivals zu, als um 22.08 Uhr (Montag, 07.08 Uhr MESZ) Salven aus einer automatischen Waffe ertönten. Der Täter schoss aus dem 32. Stock des Casino-Hotels "Mandalay Bay" am berühmten Strip mit mehreren Waffen auf die Konzertbesucher auf dem gegenüberliegenden Festivalgelände. Panik brach aus, die Menschen versuchten, sich vor den Schüssen in Sicherheit zu bringen. 58 Menschen starben, gut 500 weitere wurde verletzt.
Wer ist der Täter?
Als Täter hat die Polizei Stephen Craig Paddock identifiziert. Der 64-Jährige war ein pensionierter Buchhalter. Er lebte in Mesquite, einer Rentnergemeinde 130 Kilometer nordöstlich von Las Vegas. Ein Sondereinsatzteam der Polizei stürmte schließlich das Hotelzimmer, aus dem Paddock feuerte. Daraufhin tötete er sich selbst.
Welche Waffen hatte der Täter?
Insgesamt stellte die Polizei nach jüngsten Angaben vom Dienstagabend (Ortszeit) im Hotelzimmer und in zwei Häusern des Täters in Mesquite und in Reno 47 Schusswaffen sicher. Sie seien in Utah, Kalifornien, Texas und Nevada gekauft worden. Außerdem wurden Tausende Schuss Munition, der Sprengstoff Tannerit sowie Ammoniumnitrat entdeckt, das zum Bombenbau verwendet wird.
Hatte er die Tat vorbereitet?
Offenbar hatte Paddock die Bluttat gründlich vorbereitet. Seine Suite im 32. Stockwerk des Hotel-Casinos "Mandalay Bay" bezog der grauhaarige und bärtige Mann laut US-Medienberichten bereits drei Tage vor der Tat. Von dort aus hatte er eine perfekte Aussicht auf das Festivalgelände auf der anderen Straßenseite. Und er schaffte es, vom Hotelpersonal unbemerkt zahlreiche Schusswaffen in die Suite zu bringen, darunter Sturmgewehre, einige mit Zielfernrohr. Allein dafür hatte er mehr als zehn Koffer. An zwölf Waffen fand die Polizei Vorrichtungen, die das Abfeuern von Schüssen beschleunigen können.
War Paddock der Polizei bekannt?
Nein, für die Polizei war der Mann bis zu seiner Tat ein unbeschriebenes Blatt. Sein Bruder Eric schilderte ihn in US-Medien als unauffälligen und wohlhabenden Mann ohne "politische oder religiöse Verbindungen". Er hatte demnach einen Pilotenschein und eine Leidenschaft für Video-Poker, bei dem es um hohe Einsätze ging. Ein Waffennarr sei sein Bruder eigentlich nicht gewesen.
Zumindest eine starke Auffälligkeit gibt es in der Vorgeschichte des Massenmörders allerdings. Sein vor Jahren verstorbener Vater war ein Bankräuber. Er wurde nach einem Gefängnisausbruch acht Jahre lang von der Bundespolizei FBI auf der Liste der zehn meistgesuchten Verbrecher geführt. Auf einem damaligen "Gesucht"-Plakat wurde der Vater als gefährlicher "Psychopath" beschrieben.
Welche Erkenntnisse haben die Ermittler zum Motiv des Schützen?
Er könne sich nicht erklären, was seinen Bruder zu der Tat bewogen habe, sagte Eric Paddock nach der Tat. Auch die Ermittler rätseln noch, was Stephen Paddock zu der Bluttat veranlasste, Paddock hinterließ keine Erklärung. Bisher geht die Polizei von einer klassischen Einzeltat aus. Eine Mitteilung der Dschihadistenmiliz IS, wonach Paddock zum Islam konvertiert war und die Tat als "Soldat des IS" beging, behandeln die Bundespolizei FBI und der Auslandsgeheimdienst CIA mit Skepsis. Dafür gebe es keinerlei Belege. Sheriff Lombardo bezeichnete Paddock als einsamen "Psychopathen".
Welche Ermittlungsansätze verfolgt die Polizei nun?
Zur Zeit konzentrieren sich die Ermittler auf Paddocks mutmaßliche Lebensgefährtin. Von der 62-jährigen australischen Staatsbürgerin mit philippinischen Wurzeln erhoffen sich die Ermittler Hinweise. Paddock habe möglicherweise den Ausweis von Marilou Danley zur "Buchung des Hotels oder Ähnlichem" benutzt, erklärte die australische Außenministerin Julie Bishop. Nach ihrer Rückkehr in die USA wird die Frau derzeit von FBI-Beamten vernommen. Danley war zur Tatzeit nicht in den USA. Australischen Medienberichten zufolge war sie mit Freundinnen im Urlaub auf den Philippinen. Danley sei demnach im September eingereist, sagte ein Sprecher der philippinischen Bundespolizei NBI. Die philippinischen Ermittler gingen Berichten nach, wonach sie dort eine Überweisung in Höhe von 100.000 Dollar (rund 85.000 Euro) von Paddock erhalten habe.
Quelle: ntv.de, sba/AFP/dpa