Patient hatte vielfachen Kontakt Weiterer Ebola-Verdachtsfall in USA
02.10.2014, 07:27 Uhr
CDC-Mitarbeiter in einem Labor in Atlanta: In den USA und Großbritannien laufen seit September Tests für einen Ebola-Impfstoff.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Gesundheitsbehörden in Texas melden, dass der aktuell erste Ebola-Patient der USA zuvor mit einer Reihe von Menschen Kontakt hatte. Einem Verdachtsfall wird derzeit nachgegangen. Die Suche nach einem Impfstoff intensiviert sich.
Der Patient, der in Texas mit Ebola in eine Klinik eingeliefert worden ist, hat nach Angaben der Gesundheitsbehörde des US-Bundesstaats in ansteckendem Zustand mit mindestens 18 Personen näheren Kontakt gehabt. In einem Fall wird einem Verdacht auf Ansteckung nachgegangen. Laut US-Schulbehörde waren auch fünf Kinder aus vier verschiedenen Schulen mit dem sich nun auf einer Isolierstation befindenden Patienten in Kontakt gekommen.
Die Kinder seien mittlerweile unter Beobachtung gestellt worden, hätten aber bislang keinerlei Symptome der Viruserkrankung gezeigt. Ihre Schulen blieben zwar geöffnet, würden jedoch gründlich gereinigt. Auch die andern mit dem Mann in Kontakt gekommenen Personen, so beispielsweise Personal des Krankenhauses, seien vorerst unter Quarantäne gestellt worden. Der Zustand des Patienten selbst sei zwar ernst, aber stabil.
Der aus Liberia stammende Mann stellt im Zusammenhang mit der aktuell in Westafrika grassierenden Ebola-Epidemie den ersten Erkrankungsfall außerhalb des Kontinents dar. Er war vor rund zehn Tagen aus seinem besonders schwer betroffenen Heimatland zu einem Familienbesuch in die USA gereist. Dort sei mittlerweile zweifelsfrei nachgewiesen worden, dass es sich bei seiner Krankheit um Ebola handelt, wie der Leiter der Gesundheitsbehörde CDC, Thomas Frieden, sagte.
"Wir sind zuversichtlich, dass das Virus isoliert und eingedämmt ist, aber jeder arbeitet unermüdlich daran, seine Ergebnisse doppelt und dreifach zu prüfen. Damit wollen wir sicherstellen, dass wir auf der Suche nach weiteren möglichen Ansteckungsfällen absolut gründlich vorgehen", sagte der Vorsitzende von Dallas County, Richter Clay Jenkins laut "New York Times".
In den USA wächst derzeit die Kritik an der Texas-Health-Presbyterian-Klinik in Dallas, in welcher der schwerkranke Mann behandelt wird. Dieser hatte sich nämlich bereits am 26. September mit Symptomen zu dem Krankenhaus begeben, wo man jedoch auf eine Ebola-Untersuchung verzichtete. Eine Krankenschwester gab die Informationen, dass der Mann kurz zuvor in Liberia war, nicht weiter und schickte ihn stattdessen mit Medikamenten wieder nach Hause. Erst bei einem erneuten Besuch zwei Tage später wurde er dann auf die Krankheit getestet.
Krankheit vor Ausbrechen nicht ansteckend
Der Hamburger Virusexperte Jonas Schmidt-Chanasit hält es indes für ausgeschlossen, dass der Mann vor Ausbruch seiner Erkrankung schon ein Infektionsrisiko darstellte. So seien beispielsweise die Menschen, mit denen er sich auf seiner Reise von Liberia in die USA an Bord des Flugzeuges befunden habe nicht gefährdet.
Wie die Fluggesellschaft United Airlines mitteilte, war der Patient aus der liberianischen Hauptstadt Monrovia über Brüssel nach Washington und anschließend weiter nach Dallas gereist. "Der Mann war nicht erkrankt, als er im Flieger war. Da ist das Risiko null", sagte der Leiter der Virusdiagnostik des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin.
Mitreisende könnten sich nur bei erkrankten Personen infizieren, die Fieber haben oder andere Beschwerden zeigten. Durch den internationalen Flugverkehr sei es möglich, "dass mal so ein Fall nach Deutschland importiert wird". "Es wird aber niemals bei uns zu so einem Ausbruch kommen wie in Westafrika. Unser Gesundheitssystem und unsere kulturellen Voraussetzungen sind ganz andere."
Tests für Impfstoff in USA und Afrika
Mindestens 1500 Dosen eines experimentellen Ebola-Impfstoffes sollen Anfang 2015 für medizinisches Personal und andere Helfer in Westafrika eingesetzt werden. Kanada spendete der Weltgesundheitsorganisation die Substanz, die erstmals in den nächsten Tagen in den USA an gesunden Probanden getestet werden soll. Tests mit einem zweiten erfolgversprechenden Impfstoff laufen bereits seit September in den USA und Großbritannien.
Für Januar oder Februar sind dann breitere Tests in Westafrika geplant. Eine WHO-Sprecherin erklärte, dass in bisher vom Virus verschonten Ländern Probanden aus der Bevölkerung den Impfstoff bekommen sollen, während in den betroffenen Ländern Helfer an den Versuchen teilnehmen.
Der Seuche sind nach jüngsten Angaben der WHO seit Jahresbeginn bereits mindestens 3300 Menschen in Westafrika zum Opfer gefallen, die tatsächliche Zahl könnte noch höher liegen. Allein in Liberia starben fast 2000 Menschen. Da es keine Medikamente, sondern nur die Möglichkeit zur Linderung der Beschwerden gibt, verläuft die Krankheit sehr häufig tödlich.
Quelle: ntv.de, bwe/dpa/AFP/rts