Massenflucht vor IS-Terror 70.000 Flüchtlinge in nur 24 Stunden
21.09.2014, 21:27 Uhr
Flüchtlingsdrama an der Grenze: Zehntausende Kurden retten sich aus den umkämpften Gebieten, türkische Sicherheitskräfte setzen Tränengas ein.
(Foto: AP)
Die USA konzentrieren ihre Luftangriffe auf die IS-Hochburg Mossul im Irak. Die Dschihadisten selbst attackieren kurdische Dörfer in Nordsyrien - und zwingen Zehntausende zur Flucht in die Türkei. Die Lage an der Grenze ist angespannt.
Die Offensive der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) im Norden Syriens geht weiter, gleichzeitig verschärft sich die Flüchtlingssituation im Nachbarstaat Türkei. An der Grenze ist es zu Zusammenstößen gekommen. Türkische Sicherheitskräfte setzten Tränengas und Wasserwerfer gegen Kurden ein, die sich ihrerseits mit Feuerwerkskörpern zur Wehr setzten.
Über die Gründe für die gewaltsamen Auseinandersetzungen gibt es widersprüchliche Angaben. Der staatlichen türkischen Nachrichtenagentur Anadolu zufolge sollen kurdische Demonstranten mit Steinen auf türkische Sicherheitskräfte geworfen haben, die Flüchtlinge daran hinderten, sich der Grenze zu nähern. Laut dem türkischen Privatsender NTV sollen Sicherheitskräfte versucht haben, eine Gruppe syrischer Kurden aufzuhalten, die nach eigenen Angaben belagerten Kurden in Syrien zu Hilfe eilen wollten.
Wegen des Vormarschs ders IS erwarten die Vereinten Nationen einen gewaltigen Flüchtlingsstrom in die Türkei. Allein zwischen Freitag und Samstag hätten 70.000 vor allem kurdische Flüchtlinge Zuflucht im Nachbarland gesucht, teilte das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR in Ankara mit. Die Menschen waren geflohen, nachdem IS-Extremisten Ende vergangener Woche Angriffe auf kurdische Dörfer im syrisch-türkischen Grenzgebiet gestartet hatten.
Über eine Million Bürgerkriegsflüchtlinge
Die Türkei hatte am Freitag ihre Grenze geöffnet, nachdem sich Tausende aus Angst vor IS-Massakern davor versammelt hatten. Die Terrormiliz hat in der Region rund um die Stadt Ain al-Arab (Kurdisch: Kobane) mehr als 60 Dörfer erobert. Nach UNHCR-Angaben hatten sich wegen des Bürgerkriegs in Syrien rund 200.000 Flüchtlinge aus anderen Teilen des Landes nach Ain al-Arab geflüchtet, weil die Stadt als relativ sicher galt. Nun drohe eine Flucht von Hunderttausenden Menschen weiter über die türkische Grenze. Im Grenzgebiet selbst kämpfen kurdische Einheiten gegen den Vormarsch der IS-Extremisten.
In der Türkei halten sich nach Regierungsangaben bereits rund 1,3 Millionen Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien auf. Weitere 1,8 Millionen vor allem irakische Flüchtlinge suchen nach UN-Angaben in der kurdischen Autonomieregion im Nordirak Zuflucht. Die IS-Terrormiliz hatte im Juni begonnen, von Mossul ausgehend Teile des Iraks zu erobern. In Syrien kontrollieren die Dschihadisten rund zwei Drittel des Landes. Ihre Eroberungen hat die IS-Miliz in einem selbst ernannten "Kalifat" zusammengefasst. Die USA weiteten am Wochenende ihre Luftangriffe gegen die irakische IS-Hochburg Mossul aus.
Anwohner berichteten von US-Luftangriffen auf Stellungen der Terrormiliz im Stadtzentrum. Am Sonntag sei zudem ein IS-Hauptquartier westlich von Mossul angegriffen worden, meldete die unabhängige irakische Nachrichtenseite Al-Sumaria News. Eine Bestätigung vom US-Zentralkommando für die neuen Angriff lag zunächst nicht vor. Die 400 Kilometer nördlich von Bagdad gelegene Stadt Mossul ist neben dem syrischen Al-Rakka eine der Hochburgen der Terrormiliz.
Quelle: ntv.de, dsi/dpa