Gespräche mit Patientinnen Abtreibung: Ärzte sollen sensibilisiert werden
18.08.2020, 22:42 Uhr
In Workshops für angehende Frauenärztinnen simuliert eine Papaya die Gebärmutter. So wird das Absaugen eines Embryos geübt.
(Foto: imago images / Sabine Gudath)
Für ungewollt Schwangere ist es in manchen Teilen Deutschlands noch immer schwierig, einen Arzt zu finden, der Abtreibungen durchführt. Die Große Koalition strebt an, diesen Versorgungsengpass möglichst zu beheben. Nun gibt es offenbar einen ersten Plan.
Für eine bessere Versorgung von Frauen, die eine Abtreibung vornehmen lassen wollen, haben Bundesgesundheitsministerium und Bundesärztekammer einem Bericht zufolge ein gemeinsames Konzept erarbeitet. Beratungsgespräche mit Patientinnen sollten stärker in der Medizinerausbildung verankert werden, berichtete die "Süddeutsche Zeitung" aus dem Papier. "Das gilt hingegen ausdrücklich nicht für die praktische Durchführung eines Abbruchs."
In manchen Regionen ist es für Schwangere schwierig, einen Arzt zu finden, der Abtreibungen vornimmt. Die Große Koalition hatte 2019 vereinbart, die Qualität der Versorgung für die Betroffenen zu verbessern. Das entsprechende Konzept von Gesundheitsministerium und Ärztekammer befindet sich laut dem Zeitungsbericht nun in der Ressortabstimmung.
Das Gesundheitsministerium fragte demnach deutsche Hochschulen an und fand heraus, dass dort die Grundlagen über Schwangerschaftsabbrüche "theoretisch überwiegend in Form von Vorlesungen, weniger im Rahmen von Seminaren", gelehrt würden. Praktische Kompetenzen erlangten angehende Ärzte in der Weiterbildung.
Das Problem, eine gute Versorgung zu gewährleisten, liege dem Papier zufolge anderswo: "Neben ethisch-moralischen Gründen ist auch häufig die fehlende Akzeptanz Grund für Ärztinnen und Ärzte, die Verfahren nicht durchzuführen." Um mehr Zuspruch unter den Ärzten zu erlangen, werde auf die Beratungsgespräche mit Patientinnen gesetzt.
Leitlinie zur sicheren Durchführung soll entstehen
Lediglich Ärzte, die ihre Ausbildung bereits hinter sich haben, sollen dem Bericht zufolge künftig ein besseres Angebot für freiwillige Fortbildungen erhalten. Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe und der Berufsverband der Frauenärzte beabsichtigten demnach, "jährlich auf dem jeweils stattfindenden Kongress das Thema 'Schwangerschaftsabbruch' aufzugreifen und dazu einen Beitrag anzubieten".
Außerdem solle in Deutschland eine fachliche "Leitlinie zur sicheren Durchführung von Schwangerschaftsabbrüchen" entstehen. Das Gesundheitsministerium werde die Fachgesellschaften bei der Entwicklung dieser Richtlinien "mit finanziellen Mitteln unterstützen", heißt es laut der Zeitung weiter in dem Papier.
Quelle: ntv.de, fzö/AFP