Anti-Terror-Kampf trifft Zivilisten Ägyptische Armee zerstört Tausende Häuser
22.09.2015, 12:58 Uhr
Panzer der Armee zerstören willkürlich Wohnhäuser von Zivilisten, wenn sie darunter Tunnel vermuten. Moderne Technik zur Tunnelaufspürung setzt die Armee laut HRW nicht ein.
(Foto: REUTERS)
Die Sinai-Halbinsel ist militärisches Sperrgebiet. Was die ägyptische Armee in ihrem erklärten Kampf gegen Islamisten tut, weiß niemand so genau. Menschenrechtler erheben nun schwere Vorwürfe gegen das Sisi-Regime.
Ägyptens Armee hat nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) die Häuser von 3200 Familien auf der Sinai-Halbinsel zerstört. Seit 2013 habe das Militär Gebäude an der Grenze zum Gaza-Streifen abgerissen, um eine Pufferzone zu schaffen und damit angeblich die Bedrohung durch Schmugglertunnel zu bekämpfen.
"Ägypten muss erklären, warum es verfügbare Technik zum Aufspüren und Zerstören der Tunnel nicht benutzt und stattdessen ganze Wohngegenden von der Karte tilgt", forderte die HRW-Direktorin für den Nahen Osten, Sarah Leah Whitson, bei der Veröffentlichung eines entsprechenden Berichts in Beirut (eine deutsche Übersetzung hier).
Dem Bericht zufolge wurden die Bewohner der zerstörten Häuser nicht oder viel zu spät informiert. Sie erhielten auch keine Ersatzunterkünfte, geschweige denn angemessene Entschädigungen. HRW betont, dies verstoße gegen internationale Abkommen unter anderem der UN.
Der Norden der unruhigen Sinai-Halbinsel ist ein Rückzugsort für Extremisten und zu großen Teilen militärisches Sperrgebiet. Auch Journalisten dürfen nicht mehr auf den Sinai reisen. Die Angaben von HRW können deshalb nicht überprüft werden.
Ägyptens Regierung behauptet, durch die Tunnel beim Gaza-Streifen würden Waffen geschleust, die von den Dschihadisten im Kampf gegen das Militär genutzt würden. Auf dem Sinai kommt es regelmäßig zu Anschlägen und Kämpfen mit der Armee. Dort ist auch ein Ableger der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) aktiv.
Quelle: ntv.de, nsc/dpa