Politik

Hilfe für syrische Opposition Amerikaner bilden 5000 Rebellen aus

Ein syrischer Rebell posiert vor der Kamera.

Ein syrischer Rebell posiert vor der Kamera.

(Foto: REUTERS)

Was haben die Amerikaner in Syrien vor? Dass sie gegen Assad sind und sich nicht in einen Bodenkrieg ziehen lassen wollen, ist klar. Nun zeigt sich, wie sie den Rebellen helfen wollen. So sollen hunderte Soldaten im Nachbarland Jordanien stationiert werden, tausende Rebellen wollen die Amerikaner zudem ausbilden. Auch Waffenlieferungen bleiben ein Thema.

Syrien kommt nicht zur Ruhe. Mittlerweile sollen über 100.000 Menschen in dem blutigen Konflikt  zwischen Machthaber Assad und den Rebellen gestorben sein. Angesichts des sich seit Monaten abzeichnenden militärischen Patts zwischen Regierungstruppen und Rebellen erlangen die USA und Russland immer mehr Bedeutung. Moskau und Washington wollen zunächst verhandeln - auch wenn abzuwarten ist, ob die geplante Syrien-Konferenz wirklich Bewegung in den Konflikt bringt.  Auf dem G8-Gipfel in Nordirland hieß es in einer gemeinsamen Erklärung, dass das arabische Land eine handlungsfähige Übergangsregierung brauche.  Dass nichts über die Zukunft Assads gesagt wurde, zeigte erneut die Uneinigkeit zwischen Russen und den restlichen Staaten. 

Die Frage ist nun, was die Amerikaner vorhaben. Obwohl das Weiße Haus mittlerweile davon ausgeht, dass die syrischen Regierungstruppen Chemiewaffen eingesetzt hat, will US-Präsident Obama sich nicht in einen Bodenkrieg hineinziehen lassen. Bei seinem Deutschland-Besuch hatte US-Präsident Barack Obama sich noch eher wolkig geäußert. Für Assad sei es unmöglich, seine Legitimität wiederzuerlangen, sagte er. Außerdem drohe der Konflikt sich auszweiten – und das müsse verhindert werden. Bloß wie?  Das wollte Obama noch nicht verraten. Jetzt haben die Amerikaner allerdings erste Maßnahmen getroffen, die zeigen, in welche Richtung die Reise geht. Sie wollen mehr Kämpfer ausbilden und stationieren Soldaten im Nachbarland Jordanien. Außerdem haben die Rebellen bereits Waffenlieferungen erhalten – allerdings ist unbekannt, von wem.

So will die US-Armee in Jordanien mehr als 5000 Kämpfer der Freien Syrischen Armee (FSA) ausbilden. Jordanische Militärs erklärten, das seit dem vergangenen Jahr laufende Ausbildungsprogramm sei zuletzt erheblich ausgeweitet worden. Anfangs habe man den Rebellen nur beigebracht, wie man chemische Waffen entdecke und sichere. Inzwischen lernten sie auch, wie man Luftabwehrwaffen und panzerbrechende Raketen bediene.

Washington schickt 2000 Berater

Die Rebellen sollten damit in die Lage versetzt werden, eine "Flugverbotszone" und "Pufferzonen" entlang der jordanisch-syrischen Grenze zu verteidigen, sagte ein jordanischer Armeeangehöriger. Demnach hat Washington dafür in der vergangenen Woche rund 2000 zusätzliche Berater und Ausbilder nach Jordanien geschickt.

Das Weiße Haus hatte zu einem Bericht der "Los Angeles Times" über die militärische Ausbildung von Rebellen durch das US-Militär in Jordanien nur erklärt: "Wir haben unsere Unterstützung verstärkt." Der jordanische Regierungssprecher Mohammed al-Momani wies den Bericht auf Anfrage lokaler Medien gar als falsch zurück. Ein FSA-Kommandeur aus der Provinz Daraa, der 100 Kämpfer zu dem Training nach Jordanien geschickt hatte, sagte, die Waffen, an denen sie nun ausgebildet worden seien, hätten Daraa noch nicht erreicht. Laut "Los Angeles Times" bildet der Geheimdienst CIA bereits seit Monaten zwischen 20 und 40 Rebellen aus.

Doch nicht nur Rebellen werden ausgebildet, die USA schicken auch eigene Soldaten in die Krisenregion. 700 Soldaten sollen in Syriens Nachbarland Jordanien stationiert werden. Die USA kämen damit einer entsprechenden Bitte der jordanischen Regierung nach, die ein Übergreifen des Bürgerkriegs befürchte, erklärte Obama. Die Soldaten blieben so lange, bis sich die Sicherheitslage so verbessere, dass sie nicht mehr benötigt würden. In Jordanien leben derzeit ungefähr eine halbe Million syrische Flüchtlinge. Erst vergangene Woche hatten die USA angekündigt, auch Patriot-Raketen und Kampfflugzeuge in Jordanien zu stationieren. Russland hatte daraufhin erklärt, jeder Versuch, damit eine Flugverbotszone in Syrien einzurichten, sei illegal.

Rebellen erhalten Waffen aus dem Ausland

Die syrischen Rebellen haben für ihren Kampf gegen Machthaber Baschar al-Assad und die Regierungsarmee auch eine erste Lieferung moderner Waffen aus dem Ausland erhalten. "Die hochqualitativen Waffen samt Munition sind eingetroffen und bereits an die Rebellen an verschiedenen Fronten innerhalb Syriens verteilt worden", sagte Luai al-Mokdad, Logistikexperte der Freien Syrischen Armee (FSA). Woher die Lieferung stammte, wurde nicht gesagt. Nach Al-Mokdads Darstellung wollten "Arabische Länder und verbündete Staaten" weitere Waffen liefern.

Die USA haben erst vor kurzem Waffenlieferungen an die Rebellen angekündigt. Jay Carney, Sprecher des Weißen Hauses, lehnte es ab, Details zu den geplanten Waffenlieferungen an die Rebellen zu nennen. "Ich kann nicht jeden Punkt dieser Hilfe auflisten." Er betonte lediglich, dass die USA den Umfang ihrer Unterstützung erhöhen wollten.

Russland ist darüber alles andere als glücklich. Außenminister Sergej Lawrow warnte vor Waffenlieferungen an die Gegner von Präsident Baschar al-Assad. Die Gefahr sei groß, dass die Unterstützung in den Händen von Extremisten lande. Auch eine Flugverbotszone lehnte Lawrow mit Nachdruck ab. Moskau will weiterhin S-300-Flugabwehrsystemen an Assad liefern. Man respektiere bestehende Verträge, sagte Lawrow. "Bislang sind die Verträge noch nicht in vollem Umfang umgesetzt." Moskau betont, Waffenlieferungen an den Partner Damaskus verletzten nicht internationales Recht, da es kein Embargo gebe.

Angesichts der vertrackten Situation könnte die Syrien-Konferenz eine neue Chance der Annäherung sein. Vertreter der USA und Russland wollen kommende Woche zu vorbereitenden Gesprächen über die geplante Friedenskonferenz zusammenkommen. Die USA und Russland hatten Anfang Juni eine Friedenskonferenz für Syrien vereinbart. Sie dürfte wegen Meinungsverschiedenheiten in der G8 zwischen Russland und den sieben anderen führenden Industrienationen aber nicht vor August beginnen. Eine Sprecherin der Vereinten Nationen sagte, an dem Treffen am Dienstag in Genf werde auch der internationale Syrien-Beauftragte Lakhdar Brahimi teilnehmen. Jeder Dialog sei ein positives Zeichen.

Quelle: ntv.de, vpe/dpa/rts/AFP

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