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Arbeitszeit-Debatte bei Lanz Amthor: Viertagewoche bedroht unseren Wohlstand

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Weniger Arbeitszeit könne Deutschland sich im Moment nicht leisten, sagt Amthor.

Weniger Arbeitszeit könne Deutschland sich im Moment nicht leisten, sagt Amthor.

(Foto: ZDF und Cornelia Lehmann)

Die Bundessprecherin der Grünen Jugend, Katharina Stolla, will die Arbeitssituation in Deutschland verbessern. Dazu will sie unter anderem die Viertagewoche einführen. CDU-Politiker Philipp Amthor ist gegen eine Arbeitszeitverkürzung. Ganz im Gegenteil.

Schon seit Langem wird in Deutschland über die Einführung der Viertagewoche diskutiert. In einigen Branchen ist das teilweise bereits passiert. Grund dafür ist häufig der Fachkräftemangel. Das trifft zum Beispiel auf die Gastronomie zu. Nun fordert die Bundessprecherin der Grünen Jugend, Katharina Stolla, die generelle Einführung der 30-Stunden-Woche. Auch wenn ihr Konzept noch etwas unausgegoren wirkt, hat Markus Lanz sie am Mittwochabend zu einer Diskussion eingeladen, ausgerechnet mit dem CDU-Politiker Philipp Amthor. Der ist grundsätzlich gegen eine Arbeitszeitverkürzung, kann aber nicht jedes Argument von Stolla entkräften. Und später rutscht ihm auch noch ein fataler Satz heraus.

Wenn man es genau betrachtet, ist die 30-Stunden-Woche schon rechnerisch schwierig. Damit würde sich in den Berufen, wo es bereits eine 35-Stunden-Woche gibt, die Tagesarbeitszeit bei einer Viertagewoche von derzeit sieben Stunden um eine halbe Stunde erhöhen. Ob Stolla eine Erhöhung der Tagesarbeitszeit oder in Wahrheit die Einführung der 28-Stunden-Woche will, wird nicht ganz klar. Auch einige andere Dinge werden nicht diskutiert. So wird nicht über die Auswirkungen auf das Bildungs-, Sozial- und Rentensystem gesprochen, die eine Arbeitszeitverkürzung hätte. Vielleicht ist das Thema dazu auch noch zu frisch.

Amthor sieht Wohlstand bedroht

Philipp Amthor hat erst einmal ein wenig Verständnis für die Diskussion. "Das Leben ist auch mehr als nur Arbeit", gibt er bei Markus Lanz zu. "Arbeit ist ein Mittel zum Zweck für ein gelingendes Leben", fügt er hinzu. Er könne verstehen, dass für einige Menschen der Druck der Arbeitswelt zu groß sei. "Aber wir haben bei alledem eine politische Ebene, wo uns volkswirtschaftlich natürlich schon klar sein muss, dass wir in einem internationalen Standortwettbewerb sind." Es müsse klar sein: Weniger Arbeit bedeute weniger Wohlstand. Und die großen Wünsche und Erwartungen an den Staat wie mehr Sozialleistungen, Bildung und Aufstiegsmöglichkeiten, die könnten nur erfüllt werden, wenn Deutschland ein starkes Land bliebe. Amthor: "Deswegen muss klar sein: Die Forderung nach weniger Arbeit verbindet sich notwendigerweise mit Wohlstandsverlust, den sich dieses Land im Moment nicht leisten kann."

Wenn man eine Arbeitszeitverkürzung vom rein wirtschaftlichen Standpunkt betrachtet, dürfte es schwer sein, Amthor zu widersprechen. Aber dann geht der CDU-Politiker noch einen Schritt weiter: "Ich kann Ihnen sagen, wir haben sogar Vorschläge zu einer Flexibilisierung gemacht in Richtung zu einer Viertagewoche, in der Gestalt, dass man zum Beispiel sagen kann: 'Wenn man sich entscheidet, dann lieber ein paar Tage lang zwölf Stunden zu arbeiten, um den Freitag freizuhaben, also mehr Flexibilität innerhalb der Wochenarbeitszeit, das halte ich für sinnvoll'". Im Klartext bedeutet Amthors Forderung die Wiedereinführung der 1956 abgeschafften 48-Stunden-Woche.

Verbesserung der Arbeitssituation

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Die Senkung der Arbeitszeit ist nicht das einzige Ziel von Katharina Stolla. Eigentlich will sie mehr: Eine Verbesserung der Arbeitssituation. "Und dazu gehört auch eine Reduktion der Arbeit", sagt sie bei Lanz. Aber nicht nur. So fordert Stolla zum Beispiel eine bessere Bezahlung von Überstunden oder bessere Möglichkeiten vor allem für Frauen, aus Teilzeit- wieder in Vollzeitjobs zu gelangen. Das wichtigste bleibt eine Flexibilisierung der Arbeitszeit, die letztlich zu deren Verminderung führen müsse. "Bei denen, die weniger Arbeitszeit haben, würde man sehen, dass es weniger Krankheitstage gibt, dass man weniger unter Stress steht. Und dass das natürlich auch die Produktivität erhöht", sagt sie.

In bestimmten Branchen könnten durch eine Verbesserung der Arbeitsumstände sogar Menschen überzeugt werden, die aus Frust die Arbeit hingeworfen hätten, wieder zurückzukommen. Ein Beispiel dafür seien Pflegeberufe. Dort herrsche schon jetzt Fachkräftemangel. Stolla: "Wenn man sich noch nicht mal darum bemüht, verschiedenste Maßnahmen zu treffen, um diesen Fachkräftemangel anzugehen, dann sollte man nicht sagen, jetzt können wir uns eine Arbeitszeitverkürzung nicht leisten."

Sie finde es richtig, dass Menschen, die sich auf dem Arbeitsmarkt bewerben, Arbeitsbedingungen einfordern, die für sie gut passen. "Wir wollen nicht leben, um zu arbeiten, sondern arbeiten, um zu leben."

Quelle: ntv.de

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