Politik

Nach Attacke auf Polizisten Angreifer am Pariser Flughafen erschossen

Am Pariser Flughafen Orly kommt es zu einer Schießerei: Ein Mann versucht, einer Soldatin die Waffe zu entreißen und wird erschossen. Kurz zuvor soll er im Pariser Vorort Stains auf drei Polizisten gefeuert haben.

Am Pariser Flughafen Orly ist ein Mann bei einer Attacke auf patrouillierende Soldaten erschossen worden. Der Angreifer versuchte nach Angaben des französischen Innenministeriums, einer Soldatin ihr Sturmgewehr zu entreißen, andere Soldaten eröffneten daraufhin das Feuer. Das Motiv des polizeibekannten Franzosen war zunächst unklar, die Pariser Anti-Terror-Staatsanwaltschaft übernahm die Ermittlungen. Fünf Wochen vor der Präsidentschaftswahl weckte der Vorfall neue Sorgen vor Anschlägen.

Der Angriff im Süd-Terminal von Orly ereignete sich gegen halb neun Uhr morgens. Der mit einer Schrotpistole bewaffnete 39-jährige Ziyed Ben Belgacem griff eine Soldatin an, die im Rahmen der Anti-Terror-Mission "Sentinelle" patrouillierte. Unterschiedliche Angaben gab es zu der Frage, ob er der Soldatin das Sturmgewehr vom Typ Famas entreißen konnte oder nicht, bevor er erschossen wurde.

Ein Augenzeuge berichtete sogar, der Angreifer habe die Soldatin "als Geisel" genommen. "Er hat sie am Genick gehalten und bedrohte die beiden anderen Soldaten mit dem Gewehr der Frau." Verletzt wurde bei dem Vorfall niemand. Sprengstoff wurde bei dem Mann nicht gefunden.

Nach der Attacke wurde der Süd-Terminal von Orly komplett geräumt. Die Passagiere im West-Terminal durften das Gebäude zunächst nicht verlassen. Betroffen waren Tausende Passagiere. Der Flugverkehr in Orly wurde vorübergehend ausgesetzt und dann schrittweise wieder aufgenommen.

Vater und Bruder in Gewahrsam

Der Mann hatte vor der Attacke in Orly bei einer Straßenkontrolle im nördlichen Pariser Vorort Garges-lès-Gonesse mit seiner Schrotpistole einen Polizisten am Kopf leicht verletzt, wie Innenminister Bruno Le Roux sagte. Er floh und raubte später im Süden von Paris ein Auto und bedrohte Gäste einer Bar. Zum Motiv des Angreifers lagen zunächst keine Angaben vor.

Polizeiangaben zufolge war der 39-Jährige wegen Straftaten wie bewaffnetem Raubüberfall und Drogenhandel mehrfach vorbestraft. 2015 stand er zudem unter Radikalisierungsverdacht. Eine Wohnungsdurchsuchung habe damals aber nichts ergeben, verlautete aus Polizeikreisen. In einer Datei mit mutmaßlichen dschihadistischen Gefährdern wurde er nicht geführt. Polizisten durchsuchten nach seinem Tod seine Wohnung in Garges-lès-Gonesse.

Der Vater und der Bruder des Mannes gingen von sich aus zur Polizei und wurden in Gewahrsam genommen. Ihren Angaben zufolge stand der Angreifer am Morgen noch mit ihnen in Kontakt und sagte: "Ich habe Mist gebaut, ich habe auf Leute geschossen und man hat auf mich geschossen", wie aus Ermittlerkreisen verlautete.

"Immer extrem vorsichtig sein"

Frankreichs Staatschef François Hollande würdigte den "Mut und die Schlagkraft" der Polizisten und Soldaten. Bei dem Angreifer habe es sich um einen "besonders gefährlichen" Mann gehandelt. Er mahnte: "Wir müssen immer extrem vorsichtig sein."

Marine Le Pen vom Front National kritisierte dagegen die Sicherheitspolitik der Regierung. Frankreich sei von der Gewalt überfordert, erklärte die Präsidentschaftskandidatin auf Twitter. Dies sei die Folge zu großer Nachgiebigkeit der Regierungen. Der sozialistische Premierminister Bernard Cazeneuve wies Le Pens Kritik zurück. Le Pen übertreibe, politisch Verantwortliche müssten angesichts der zugespitzten Sicherheitslage hingegen Würde zeigen, teilte der Regierungschef der französischen Nachrichtenagentur AFP mit.

Die Attacke von Orly weckt Erinnerungen an einen Angriff auf Soldaten nahe des Pariser Louvre-Museums vor eineinhalb Monaten. Ein mit zwei Macheten bewaffneter Ägypter griff Anfang Februar eine Soldatenpatrouille an und schrie dabei "Allahu Akbar" (Gott ist groß), bevor er niedergeschossen und schwer verletzt wurde. Der Angriff von Orly ereignete sich zudem knapp ein Jahr nach dem Anschlag auf den Brüsseler Flughafen mit 32 Toten vom 22. März 2016.

Frankreich wurde seit Anfang 2015 von einer Reihe islamistischer Anschläge mit insgesamt 238 Toten getroffen. Seit der Anschlagsserie in Paris vom 13. November 2015 gilt in ganz Frankreich der Ausnahmezustand. Am 23. April und 7. Mai finden in Frankreich Präsidentschaftswahlen statt - auch deshalb gilt im Land erhöhte Alarmbereitschaft.

Quelle: ntv.de, mli/sgu/jug/AFP/dpa

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