Verwandte der Terroristen Anti-IS-Allianz tötet offenbar 106 Zivilisten
26.05.2017, 15:55 UhrDie Anti-IS-Allianz fliegt schwere Angriffe auf die syrische Stadt Al-Majadin. Menschenrechtler sprechen von bis zu 106 zivilen Opfern. Eine Journalisteninitiative sieht bei den enthemmten Attacken einen folgenschweren Trend seit dem Amtsantritt von Donald Trump.
Bei schweren Luftangriffen der von den USA angeführten Anti-IS-Allianz auf die syrische Stadt Al-Majadin sind womöglich mindestens 106 Zivilisten getötet worden. Unter den Opfern in der vom Islamischen Staat (IS) gehaltenen Stadt seien auch Familienangehörige von Kämpfern der Extremistenmiliz, teilte die in Großbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Mindestens 42 der Toten waren demnach Kinder. Die Berichte wurden allerdings bislang nicht von unabhängiger Seite bestätigt.
Ein Sprecher der Anti-IS-Allianz erklärte, Flugzeuge des Bündnisses hätten am Mittwoch und Donnerstag Ziele nahe Al-Majadin bombardiert. Die Ergebnisse würden ausgewertet. Man versuche, zivile Opfer zu vermeiden und überprüfe entsprechende Berichte. Die Raketen, meldeten die Menschenrechtler, hätten mehrere Häuser getroffen. Ein Angriff habe auch ein Verwaltungsgebäude gegolten und zehn IS-Kämpfer getötet. Die meisten Todesopfer seien Syrer und Marokkaner. Der Beobachtungsstelle zufolge waren sie aus der nordsyrischen IS-Hochburg Al-Rakka nach Al-Majadin geflohen.
Die internationale Koalition fliegt seit September 2014 Angriffe gegen den IS in Syrien. Sie unterstützt derzeit die Offensive einer von Kurden angeführten Allianz auf Al-Rakka. Die Angreifer sind bis auf wenige Kilometer an die Stadt herangerückt. Nach Angaben der Journalisteninitiative Airwars erreicht die Zahl der Todesopfer im März und April dieses Jahres den höchsten Stand seit Beginn der Luftangriffe im August 2014. Airwars-Direktor Chris Woods erklärte, die Daten seit dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump hätten einen "klaren Trend" ergeben. Vor allem in Syrien scheine der Schutz von Zivilisten reduziert worden zu sein.
Das US-Militär hat dagegen immer wieder erklärt, die Einsatzregeln unter Trump nicht geändert zu haben. Am Donnerstag räumte das Pentagon ein, dass bei einem Angriff der Anti-IS-Koalition am 17. März auf ein Gebäude im nordirakischen Mossul unbeabsichtigt mehr als 100 Zivilisten ums Leben gekommen seien. IS-Terroristen hätten in dem Gebäude Sprengstoff platziert. Weder die Kräfte der Koalition noch lokale Sicherheitskräfte im Irak hätten davon Kenntnis gehabt, dass sich in dem Gebäude Zivilisten versteckt hielten. Der Angriff sei mit Präzisionswaffen erfolgt.
Quelle: ntv.de, tno/dpa/rts