Eidgenosse führte Christenmiliz Anti-IS-Kämpfer vor Schweizer Militärjustiz
12.03.2015, 15:23 Uhr
Johan Cosar (Mitte) mit Mitstreitern seiner assyrischen Miliz.
(Foto: twitter @johancosar)
In Syrien befehligte ein ehemaliger Schweizer Unteroffizier eine kleine Christenmiliz und kämpfte mit ihr gegen IS-Terroristen. Das könnte Johan Cosar in seiner Heimat nun zum Verhängnis werden.
Gegen einen Schweizer, der in Syrien mit einer christlichen Miliz gegen die Terrororganisation IS kämpfte, ermittelt nun die eidgenössische Militärjustiz. Schweizer Medien berichten, Johan Cosar sei bei seiner Rückkehr aus dem Kriegsgebiet vor einigen Wochen verhaftet worden wegen des Verdachts, in einem fremden Militär gedient zu haben. Das ist Schweizer Bürgern zum Schutz der Neutralität des Landes verboten.
Cosar hat eine abenteuerliche Karriere hinter sich. Der 32-jährige diente mehrere Jahre lang als Unteroffizier in der Schweizer Armee. Dort wurde er unter anderem zum Spezialisten im Häuserkampf ausgebildet. 2012 ging Cosar nach Syrien, das Land seiner Vorfahren, die der assyrisch-christlichen Minderheit im Nordosten des Landes angehören. Ursprünglich, so gab er in mehreren Interviews unter anderem mit dem "St. Galler Tagblatt" an, war sein Plan, als freier Journalist über den Bürgerkrieg gegen das syrische Regime zu berichten.
Als die assyrische Gemeinschaft immer weiter in die Gewalt hineingezogen wurde, begann er zunächst militärische Ratschläge zu erteilen. Bald wurde er jedoch zum Kommandeur einer etwa 500 Mann umfassenden Truppe ernannt. Mit diesen meist nur rudimentär ausgebildeten Männern versuchte Cosar, der den Kampfnamen Omid annahm, die christlichen Dörfer gegen die Terrormiliz IS zu verteidigen. Über seinen Twitter-Account @johancosar berichtete er regelmäßig über den Alltag im Krieg.
Vater von Islamisten entführt
Dabei musste die kleine Christenmiliz bittere Verluste hinnehmen. Die Islamisten entführten unter anderem Cosars Vater. Bis jetzt ist sich der Schweizer Ex-Soldat nicht sicher, ob dieser lebt oder umgebracht wurde.
Warum Cosar Ende Februar in die Schweiz zurückkehrte, ist nicht bekannt. Dass er gegen die dortigen Gesetze verstoßen hatte, war ihm allerdings klar. "Ich habe der Schweiz niemals etwas zuleide getan, und ich bin sicher, dass die Schweizer genau verstehen, warum ich nach Syrien gegangen bin", hatte er im vergangenen Herbst dem "St. Galler Tagblatt" gesagt.
Ihm drohen nun bis zu drei Jahren Haft. Dass die Militärjustiz dieses Strafmaß ausschöpft, ist allerdings keineswegs sicher. Nach eingehenden Befragungen wurde Cosar erst einmal wieder auf freien Fuß gesetzt. Zudem kann der Schweizer Bundesrat Ausnahmen von dem Verbot erteilen. In der Schweizer Geschichte gibt es einen Präzedenzfall für die Rehabilitierung von Bürgern, die im Ausland gegen Unrecht gekämpft hatten. Mit einem Gesetz wurden die Verurteilung schweizerischer Kämpfer gegen den spanischen Diktator Franco aufgehoben - allerdings erst rund 70 Jahre nach Ende des Spanischen Bürgerkriegs.
Quelle: ntv.de, mbo