Politik

Vier Tage vor Manchester-Attacke Attentäter machte Stopp in Düsseldorf

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Am Düsseldorfer Flughafen soll sich Abedi nur im Transitbereich aufgehalten haben.

(Foto: picture alliance / dpa)

Nach dem Anschlag von Manchester sammelt die Polizei neue Erkenntnisse: So soll Abedi die Bombe selbst gebaut haben - eine Werkstatt wird laut Medien in seinem Haus entdeckt. Auch hielt sich der Attentäter wenige Tage vor dem Anschlag in Deutschland auf.

Die Ermittlungen nach dem Anschlag von Manchester mit 22 Toten kommen nach Darstellung der britischen Polizei gut voran. Er könne den Menschen versichern, dass die insgesamt acht Festnahmen bedeutsam seien, sagte der Chef der Polizei von Manchester, Ian Hopkins.

Unter den in Großbritannien festgenommenen Personen soll sich unbestätigten Medienberichten zufolge auch ein Bruder des Selbstmordattentäters Salman Abedi befinden. Zudem wurden sein Vater und ein jüngerer Bruder in Libyen festgenommen. Der Bruder stehe im Verdacht, Beziehungen zum IS zu unterhalten und einen Anschlag in der Hauptstadt Tripolis geplant zu haben.

Zudem wurden laut Hopkins bei Durchsuchungen Gegenstände entdeckt, die für die weiteren Untersuchungen sehr wichtig seien. Der US-Sender ABC News berichtete, die Polizei habe in Abedis Wohnung eine Art Bombenwerkstatt gefunden. Er habe offenbar genug Chemikalien gelagert, um weitere zu bauen. Ermittlerkreisen zufolge hat Abedi die Bombe wohl selbst hergestellt. Der britischen Online-Zeitung "Independent" zufolge wurden auch bei weiteren Razzien Materialien zum Bombenbau entdeckt. Ein verdächtiger Gegenstand sei kontrolliert zur Explosion gebracht worden.

Umstieg in Düsseldorf

Abedi soll sich vier Tage vor dem Anschlag in Düsseldorf aufgehalten haben. Auf dem Weg nach Manchester sei er dort umgestiegen, hielt sich nach Angaben der Düsseldorfer Polizei aber nur im Transit- und Sicherheitsbereich des Flughafens auf. Erkenntnisse über Kontakte nach Nordrhein-Westfalen gebe es nicht.

Vom Flug Abedis vergangene Woche von Düsseldorf nach Manchester berichteten das Magazin "Focus" und das ZDF. Beiden Medien zufolge war Abedi auch bereits 2015 in Deutschland und flog von Frankfurt nach Großbritannien. Zuvor sei er offenbar zur paramilitärischen Ausbildung in Syrien gewesen, habe Scotland Yard dem BKA mitgeteilt, so der "Focus".

Laut ZDF ergab eine Prüfung, dass Abedi nicht an den deutschen Flughäfen registriert wurde. Dies lege nahe, dass er jeweils nur im Transitbereich gewesen sei. Am 18. Mai sei er von der Türkei nach Düsseldorf geflogen und dann weiter nach Großbritannien.

May will sich bei Trump beschweren

Unterdessen stoppte die britische Polizei vorerst die Weitergabe von Informationen zu dem Anschlag an die US-Behörden, nachdem in dortigen Medien Erkenntnisse zu den Ermittlungen veröffentlicht worden waren. Dies wurde aus Kreisen der Anti-Terrorismus-Fahnder bestätigt.

Premierministerin Theresa May kündigte an, sie wolle sich beim Nato-Treffen in Brüssel darüber bei US-Präsident Donald Trump beschweren. Sie wolle ihm deutlich machen, dass zwischen den Behörden beider Staaten geteilte Geheimdienstinformationen sicher bleiben müssten. So hatte etwa die "New York Times" Fotos vom Tatort veröffentlicht, die unter anderem Reste der Bombe sowie den Rucksack des Attentäters zeigten.

Eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums erklärte, die britischen und die deutschen Behörden stünden in engstem Kontakt. "Selbstverständlich sind auch etwaige Bezüge in andere Länder sowie mögliche Reisewege Teil dieser Ermittlungen."

Queen besucht Kinderkrankenhaus

Die in Syrien und dem Irak aktive Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) hat die Tat von Manchester für sich reklamiert. Die britische Regierung geht davon aus, dass Abedi nicht allein gehandelt hat. Die Polizei sprach von einem Netzwerk. Der französische Innenminister Gerard Collomb hatte von "belegbaren" Verbindungen Abedis zum IS gesprochen.

Bei dem Anschlag starben am Montag 22 Menschen, darunter auch Kinder und Jugendliche. In Großbritannien gilt erstmals seit zehn Jahren die höchste Terror-Warnstufe "kritisch". Dies bedeutet, dass ein weiterer Anschlag unmittelbar bevorstehen könnte.

Königin Elizabeth besuchte ein Kinderkrankenhaus in Manchester, in dem 19 Verletzte des Anschlags behandelt werden. Nach Angaben des Nationalen Gesundheitsdienstes werden in acht Kliniken 116 Verletzte des Attentats behandelt. 23 von ihnen schweben noch in Lebensgefahr. In der Stadt im Nordwesten Englands gedachten am Donnerstag die Menschen mit einer Schweigeminute der Opfer.

Quelle: ntv.de, kst/rts

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