"Kriegsbotschaften aus Pakistan" Attentäter reißt fünf Menschen in den Tod
10.08.2015, 17:03 Uhr
Der Anschlag legt den Flugbetrieb am Kabuler Flughafen für mehrere Stunden lahm.
(Foto: REUTERS)
Die Anschlagsserie der Taliban geht unvermindert weiter. Am Kabuler Flughafen sprengt sich ein Selbstmordattentäter bei der Kontrolle seines Fahrzeugs in die Luft. Präsident Ghani richtet scharfe Worte ins Nachbarland.
Bei einem Selbstmordanschlag am Kabuler Flughafen sind mindestens fünf Menschen getötet worden. Nach Angaben der Polizei sprengte sich der Attentäter mit einem mit Sprengstoff beladenen Fahrzeug am ersten Kontrollpunkt der Flughafen-Zufahrt in die Luft. 16 weitere Menschen wurden dabei verletzt. Zu dem Anschlag bekannte sich die radikalislamische Taliban-Miliz.
Der Anschlag habe sich am Mittag zur Stoßzeit ereignet, sagte der stellvertretende Kabuler Polizeichef Sajed Gul Agha Ruhani. Über dem Tatort stieg Rauch auf. Krankenwagen rasten herbei, Sanitäter kümmerten sich um Opfer. Laut einem Flughafenvertreter wurden alle Flüge zunächst für "die nächsten Stunden" ausgesetzt. Wie lange die Sperrung anhalten, blieb zunächst unklar. Das Innenministerium sprach von einer "abscheulichen Tat gegen die Werte der Menschlichkeit".
Anschlagsserie am Wochenende
Nach Angaben eines Taliban-Sprechers galt der Anschlag zwei Fahrzeugen der internationalen Truppen. Erst am Freitag hatten die Taliban bei mehreren Anschlägen in der afghanischen Hauptstadt 51 Menschen getötet. Am Samstag wurden bei einem Selbstmordanschlag in der Provinz Kundus, dem früheren Bundeswehr-Einsatzgebiet in Nordafghanistan, 21 Menschen getötet.
Experten gehen davon aus, dass die Taliban mit der Anschlagsserie von internen Spannungen ablenken wollen. Nach der Bekanntgabe des Todes ihres langjährigen Anführers Mullah Omar Ende Juli war Mullah Achtar Mansur zum neuen Chef bestimmt worden. Er wird aber von großen Teilen der islamistischen Bewegung abgelehnt, weil er der Regierung in Pakistan nahesteht und Friedensgespräche mit der Regierung in Kabul befürwortet.
"Kriegsbotschaften aus Pakistan"
Der afghanische Präsident Aschraf Ghani richtete in diesem Zusammenhang scharfe Worte an Pakistan. "Die vergangenen Tage haben gezeigt, dass Training-Camps für Selbstmordattentäter und Bombenfabriken, die unsere Leute töten, genauso aktiv sind wie zuvor", sagte Ghani. "Wir haben auf Frieden gehofft, aber wir erhalten Kriegsbotschaften aus Pakistan."
Er habe den pakistanischen Ministerpräsidenten Nawaz Sharif am Wochenende in einem Telefonat aufgefordert, "Terrorismus in Afghanistan genauso zu sehen wie Terrorismus in Pakistan", sagte Ghani. Islamabad hatte die Taliban in den 90er Jahren unterstützt und sieht sich Vorwürfen ausgesetzt, dies auch weiterhin zu tun, um Einfluss auf Afghanistan auszuüben.
Ghani, der seit vergangenem September Präsident von Afghanistan ist, hatte darauf gehofft, dass Pakistan die Taliban dauerhaft an den Verhandlungstisch holen könnte. Eine erste Gesprächsrunde zwischen afghanischer Regierung und den Taliban hatte im Juli in der pakistanischen Stadt Murree stattgefunden, eine für Ende Juli geplante zweite Runde kam wegen des Machtwechsels bei den Taliban nicht zustande.
Quelle: ntv.de, jgu/AFP