Neuer Chef will Respekt Taliban verüben wieder Anschlag
09.08.2015, 11:13 Uhr
In Kabul zünden Menschen Kerzen an, nachdem dort eine Lastwagenbombe explodiert war.
(Foto: REUTERS)
Extremisten überziehen Afghanistan mit einer Welle der Gewalt. Nach mehreren Anschlägen in Kabul tötet ein Selbstmordattentäter der Taliban nun mehr als 20 Menschen in der Provinz Kundus. Offenbar will der neue Taliban-Chef Mansur die Basis beeindrucken.
Ein neuer Anschlag mit mehr als 20 Toten hat Afghanistan erschüttert. Ein Selbstmordattentäter aus den Reihen der Taliban brachte nach Behördenangaben in der Nacht zum Sonntag in der nördlichen Provinz Kundus ein mit Sprengstoff beladenes Fahrzeug zur Explosion. Einem Polizeisprecher zufolge galt das Attentat einer Versammlung regierungstreuer Milizen im Bezirk Chanabad. Mindestens 22 Menschen starben.
Unter den Getöteten seien vier lokale Kommandeure, sagte der Gouverneur des Distrikts Chanabad, Hajatullah Amiri. Die Taliban beschrieben die Versammlung als "wichtige Zusammenkunft von Anti-Taliban-Milizionären".
Kundus gilt als die in diesem Jahr bislang gefährlichste Provinz für Zivilisten. Das ehemalige Einsatzgebiet der Bundeswehr wurde kürzlich beinahe von den Taliban überrannt. Lokale Milizen, etwa aus Dörfern, stellen sich hier den Taliban entgegen. Beobachtern zufolge sollen einige von ihnen jedoch auch Zivilisten ermordet und illegal Steuern eingetrieben haben.
Seit dem frühen Freitagmorgen war Kabul Ziel der schwersten Anschlagserie in der Hauptstadt seit Jahren. Dutzende Menschen wurden dabei getötet, Hunderte verletzt.
Die Sicherheitsberaterin von US-Präsident Barack Obama, Susan Rice, sprach am Samstag telefonisch mit dem afghanischen Präsidenten Aschraf Ghani über die Attentate. Dabei sagte sie ihm anhaltende Unterstützung der Vereinigten Staaten im Kampf gegen den Terrorismus zu.
"Mansur nicht besser als Omar"
Der Welle der Gewalt hängt offenbar mit einem Führungswechsel bei den Taliban zusammen. Mullah Achtar Mansur wurde zum neuen Anführer bestimmt, doch wird er von großen Teilen der islamistischen Rebellenbewegung wegen seiner Nähe zur Regierung in Pakistan und seiner Befürwortung von Friedensgesprächen mit der Regierung in Kabul abgelehnt. Auch die Familie des bisherigen Taliban-Chefs Mullah Omar verweigerte dem neuen Anführer die Gefolgschaft.
Die aktuelle Eskalation der Gewalt ist nach Ansicht von Politikwissenschaftlern auf den Versuch Mansurs zurückzuführen, den Respekt der Basis zu gewinnen und die Aufmerksamkeit von internen Differenzen abzulenken. Der Militärexperte Mirsa Mohammed Jarmand in Kabul sagte: "Die neue Angriffswelle zeigt, dass Mullah Mansur nicht besser ist als Mullah Omar."
Die afghanischen Sicherheitskräfte müssen erstmals einer Sommeroffensive der Taliban praktisch allein die Stirn bieten, nachdem die internationalen Truppen ihren Kampfeinsatz im Dezember beendeten. Für Ausbildungs- und Anti-Terror-Einsätze sind aber noch rund 13.000 ausländische Soldaten im Land.
Quelle: ntv.de, hul/AFP/dpa