Politik

"Rache" für den Tod ihres Mannes Attentäterin identifiziert

Nach den Terroranschlägen in der Moskauer Metro identifizieren die Behörden eine 17-Jährige aus Dagestan als eine der beiden Selbstmordattentäterinnen. In Moskau steigt inzwischen die Zahl der Toten der Anschläge auf mindestens 40.

Dschennet Abdurachmanowa und Umalat Magomedow.

Dschennet Abdurachmanowa und Umalat Magomedow.

(Foto: AP)

Vier Tage nach den Anschlägen auf die Moskauer Metro haben die Ermittler offenbar eine der beiden Selbstmordattentäterinnen identifiziert: Dabei handelt es sich um die 17-jährige Witwe eines Rebellen aus aus dem Konfliktgebiet Nordkaukasus, berichtete die Zeitung "Kommersant".

Mindestens 40 Tote

Unterdessen stieg die Zahl der Toten der Anschläge vom vergangenen Montag auf mindestens 40. Ein 51-jähriger Mann starb am Freitag in einer Moskauer Klinik, wie die Agentur Interfax meldete. Zwei der mehr als 80 Verletzten schweben nach Angaben der Behörden noch in Lebensgefahr. Am Donnerstag hatte Präsident Dmitri Medwedew überraschend die Kaukasusrepublik besucht und eine Verschärfung des Anti-Terrorkampfs angekündigt.

"Emir von Dagestan" von Polizei erschossen

Dschennet Abdurachmanowa war 17 Jahre alt.

Dschennet Abdurachmanowa war 17 Jahre alt.

(Foto: AP)

"Kommersant" veröffentlichte ein Foto der mutmaßlichen Attentäterin. Es zeigt die ganz in Schwarz gehüllte, blutjunge Dschennet Abdurachmanowa und ihren Partner Umalat Magomedow aus der Teilrepublik Dagestan, beide halten lässig Pistolen in den Händen. Dschennet habe Magomedow im Internet kennengelernt, als sie 16 Jahre alt war, berichtete das Blatt unter Berufung auf Ermittler aus Dagestan.

Magodemow, der sich auch "Emir von Dagestan" nannte, soll dem mutmaßlichen Drahtzieher der Moskauer Anschläge, Doku Umarow alias der "Emir vom Kaukasus", nahegestanden haben. Er wurde am 31. Dezember während einer Polizeikontrolle im Westen Dagestans erschossen. Die Ermittler glauben, dass seine Witwe den ersten der beiden Sprengstoffanschläge in Moskau verübte, bei denen inzwischen 40 Menschen in den Tod gerissen wurden.

Berichte über zweite "Schwarze Witwe" unklar

Bei der zweiten "Schwarzen Witwe" soll es sich laut russischen Zeitungen um eine 20-jährige Tschetschenin handeln, deren Mann im Oktober 2009 getötet wurde, während er einen Anschlag auf den tschetschenischen Präsidenten Ramsan Kadyrow plante. Ein Vertreter des tschetschenischen Geheimdienstes zog den Bericht jedoch in Zweifel: Das Foto der jungen Frau passe nicht zu den Leichenfotos der Attentäterinnen, sagte er der Nachrichtenagentur RIA Nowosti.

Die Opfer des Anschlags in Moskau werden beerdigt.

Die Opfer des Anschlags in Moskau werden beerdigt.

(Foto: dpa)

Die beiden Frauen gehörten "Kommersant" zufolge wahrscheinlich zu einer Gruppe von rund 30 Selbstmordattentätern. Sie sollen vor allem im Internet von Rebellenführern angeworben und in Tschetschenien trainiert worden sein. Die beiden Attentäterinnen seien mit dem Bus von der Stadt Kisljar in Dagestan aufgebrochen. In derselben Stadt waren am Mittwoch bei einem Doppelanschlag zwölf Menschen ums Leben gekommen, eine dritte Bombe konnten die Sicherheitskräfte auf einem Friedhof entschärfen, wie die Medien berichteten. In Dagestan explodierte zudem in der Nacht zum Donnerstag offenbar aus Versehen ein mit Sprengstoff präpariertes Fahrzeug, mindestes zwei Menschen wurden getötet.

Medwedew für mehr Investitionen im Nordkaukasus

Medwedew bei seiner Ankunft in Dagestan.

Medwedew bei seiner Ankunft in Dagestan.

(Foto: dpa)

Bei seinem Besuch in Dagestans Hauptstadt Machatschkala forderte Medwedew erneut schärfere Anti-Terrormaßnahmen. Gleichzeitig aber rief er die russischen Oligarchen zu verstärkten Investitionen im Nordkaukasus auf. In den hauptsächlich von Muslimen bewohnten Republiken Dagestan, Tschetschenien und Inguschetien kämpft Russland seit Jahren gegen islamistische Aufständische.

In einem Bekenner-Video erklärte Rebellenchef Umarow unterdessen, er selbst habe den Befehl zur Zündung der Sprengsätze in Moskau gegeben. Die Anschläge seien "Rache" für die "anhaltende Ermordung von Zivilisten im Kaukasus". Gleichzeitig kündigte er weitere Attentate an. Umarow hatte im Oktober 2007 in der Konfliktregion das "Kaukasus-Emirat" ausgerufen. Seine Gruppierung hat in der Vergangenheit schon mehrere Anschläge verübt.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

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