Politik

"Seine Hände waren überall" Auch österreichischer Politiker tritt zurück

Grünen-Politiker Peter Pilz

Grünen-Politiker Peter Pilz

(Foto: imago/photonews.at)

Die Rücktrittswelle europäischer Politiker hält an. Diesmal zieht der österreichische Grünen-Abgeordnete Peter Pilz Konsequenzen. Auch ihm wird sexuelle Belästigung vorgeworfen.

Der prominente österreichische Grünen-Politiker Peter Pilz ist nach Vorwürfen von sexueller Belästigung zurückgetreten. Seinen Sitz im Parlament werde er abgeben, kündigte Pilz bei einer Pressekonferenz an. Dabei nahm er zu den in der Wochenzeitung "Falter" erhobenen Vorwürfen Stellung. Pilz hatte dem Bericht zufolge beim Europäischen Forum Alpbach 2013 eine junge Frau sexuell belästigt.

Die Frau, eine Mitarbeiterin der Europäischen Volkspartei EVP, sagte demnach, der Politiker habe sie begrapscht. Pilz sei betrunken gewesen. "Seine Hände waren überall. Zuerst umklammerte er meinen Arm, mit der anderen Hand war er an meinem Hals und dann an meinem Busen und Rücken", sagte die Frau dem "Falter". "Das ging alles ziemlich schnell. Ich konnte mich nicht bewegen, nicht atmen, geschweige denn wehren."

Obwohl es Zeugen gab, war die Frau zunächst nicht an die Öffentlichkeit gegangen. Sie hatte Zweifel, dass man dem Vorfall Glauben schenken würde "wenn eine EVP-Mitarbeiterin Anschuldigungen gegen den Saubermann Peter Pilz vorbringt." Der 63-Jährige sagte, er könne sich an den Vorfall nicht erinnern. "Ich bedauere das, ohne die genauen Details zu kennen, dieser Frau gegenüber." Er habe möglicherweise der Frau wirklich Unrecht getan, dafür übernehme er die Verantwortung.

Bleibt Pilz Parteichef?

Am Freitag hatten andere Medien von Belästigungsvorwürfen einer ehemaligen Mitarbeiterin von Pilz berichtet. In diesem Fall sei die Gleichbehandlungsanwaltschaft eingeschaltet worden, berichtete etwa "Die Presse." Diese Anschuldigungen wies Pilz zurück. Der neu gewählte österreichische Nationalrat soll am 9. November zum ersten Mal zusammen treten. Pilz sagte, er werde seinen Parlamentssitz nicht annehmen. Am Wochenende stellte sich seine Liste Pilz hinter ihren Gründer. "Wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, um die politische Urheberschaft der Angriffe auf Peter Pilz aufzudecken," hieß es in einer Mitteilung. Noch ist allerdings unklar, ob Pilz weiterhin Parteichef bleibt, und wie die Liste in Zukunft heißen soll.

Der Skandal schwächt die nach den Parlamentswahlen vom 15. Oktober bereits angeschlagene linke Opposition noch weiter. Die sozialdemokratische SPÖ wurde auf den zweiten Platz und in die Opposition verwiesen, während die Grünen all ihre Parlamentssitze verloren. Pilz, ein Gründungsmitglied der österreichischen Grünen, hatte sich nach internen Querelen vor der Wahl von der Partei abgespalten. Er trat mit seiner Liste Pilz an, der Grünen-Ableger erhielt 4,4 Prozent der Stimmen und damit acht Sitze. Die Grünen wiesen Anschuldigungen von Pilz zurück, der Skandal sei eine Racheaktion wegen ihres Wahldebakels gewesen.

Alle anderen Parteien hielten sich mit Reaktionen auffällig zurück, hatte doch jede von ihnen in vergangenen Jahre mit sexistischen Äußerungen oder Belästigungsvorwürfen in den eigenen Reihen zu tun. Pilz gab den österreichischen Politikern am Ende seiner Pressekonferenz noch dies mit auf den Weg: "Wir älteren und in meinem Fall noch - gerade noch - mächtigen Männer müssen bereit sein, auch etwas dazuzulernen."

Zuletzt waren bereits der schottische Staatssekretär Mark McDonald und der britische Verteidigungsminister Michael Fallon zurückgetreten - auch im Zusammenhang mit Belästigungsvorwürfen.

Quelle: ntv.de, cro/dpa

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