Millionen-Bau für Spione BND-Vorhut bezieht neue Zentrale
31.03.2014, 11:58 Uhr
Auf zehn Hektar erstreckt sich die neue Zentrale. Waren dafür anfangs Baukosten von 730 Millionen Euro eingeplant, rechnet der BND inzwischen mit über einer Milliarde Euro.
(Foto: imago/PEMAX)
Siebeneinhalb Jahre nach dem ersten Spatenstich schickt der Bundesnachrichtendienst seine ersten Agenten in die neue Zentrale. Ein willkommener Anlass für den unter Druck geratenen BND, sich selbst ordentlich zu feiern.
Die Bundesregierung hat sich inmitten der Kritik an den Geheimdiensten wegen der NSA-Affäre hinter die Arbeit des Bundesnachrichtendienstes (BND) gestellt. Die Informationen des BND stellten eine wichtige Entscheidungsgrundlage für die Politik dar, sagte Kanzleramtschef Peter Altmaier beim Festakt zum Einzug der ersten 174 Mitarbeiter in die neue Zentrale des Geheimdienstes in Berlin.
Der Neubau im Berliner Bezirk Mitte misst rund 260.000 Quadratmeter Bürofläche. Dies entspricht 35 Fußballfeldern. Das Bauprojekt hatte in den vergangenen Jahren wegen Kostensteigerungen und Verzögerungen für Kritik gesorgt. Beim ersten Spatenstich 2006 hatte der Bauherr, das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR), mit Kosten von 720 Millionen Euro gerechnet. Inzwischen geht das Bundesamt von 912,4 Millionen Euro aus. BND-Chef Gerhard Schindler bezifferte die Gesamtkosten inklusive des Umzugs der Mitarbeiter vor anderthalb Jahren auf rund 1,3 Milliarden Euro.
"Mächtig, riesig und ungeheuer teuer"
Der Bezug des BND-Neubaus sei "kein guter Tag für den deutschen Steuerzahler", kritisierte der Grünen-Bundestagsabgeordnete Christian Ströbele im RBB-Rundfunk. Das Gebäude sei "nicht nur mächtig, riesig, hässlich, es ist auch ungeheuer teuer."
BND-Präsident Gerhard Schindler sagte zuvor, die Zusammenführung der verschiedenen Einheiten im Neubau bedeute eine weitere Verbesserung der Arbeitsabläufe.
Altmaier sagte, gerade bei internationalen Krisen sei es unabdingbar, dass die Informationen des BND zeitnah zur Verfügung stünden. Die künftige räumliche Nähe des Dienstes mit seiner Zentrale mitten in Berlin trage dem Rechnung. Schindler sprach von einem Meilenstein auf dem Weg zum bis Ende 2016 geplanten Gesamtumzug. Dass der BND in die Mitte der Hauptstadt komme, sei der Beginn einer neuen Ära und ein klares Zeichen nach innen und außen. Der BND verstehe sich als Dienstleister für die politischen Entscheidungsträger in Regierung und Politik.
BND-Chef: Wir hören die USA nicht ab
Der BND bleibt nach eigenen Angaben trotz NSA-Affäre eindeutig bei der Linie, die USA nicht abzuhören. "Wir arbeiten nach klaren Vorgaben. Diese Vorgaben gibt uns die Bundesregierung, und in diesen Vorgaben ist die USA als Aufklärungsobjekt nicht enthalten. Und wo nichts aufgeklärt wird, wird auch nichts abgehört", sagte Schindler im ZDF.
Schindler will trotz immer neuer Enthüllungen zur National Security Agency (NSA) an einer Kooperation mit dem US-Dienst festhalten. "Wir haben routiniert mit der NSA vorher zusammengearbeitet und werden es auch in der Zukunft tun." Ohne internationale Zusammenarbeit sei Geheimdienstarbeit nicht möglich.
Am Sonntag berichtete der "Spiegel" über eine NSA-Datenbank, in der mehr als 300 Berichte über Bundeskanzlerin Angela Merkel gespeichert sein sollen. Neben Merkel sollen über 100 weitere Staats- und Regierungschefs offiziell als Spionageziele erfasst sein.
Quelle: ntv.de, dsi/dpa