"Nordkorea nicht unterschätzen" BND nimmt Drohungen ernst
16.03.2013, 07:57 Uhr
Die nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA veröffentlicht immer wieder martialische Bilder von Militärübungen.
(Foto: dpa)
Das Säbelrassen in Nordkorea nimmt kein Ende. Nach der Aufkündigung des Waffenstillstands und Raketentests schließt der BND auch begrenzte militärische Provokationen nicht aus. Einen Krieg dürfte das Regime nicht riskieren, sagt Geheimdienst-Chef Schindler, warnt aber gleichzeitig vor einer Kettenreaktion.
Der Bundesnachrichtendienst (BND) schließt begrenzte militärische Provokationen Nordkoreas nicht aus. In einem Interview der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte BND-Präsident Gerhard Schindler, der neue Machthaber Kim Jong Un dürfte zwar einen Krieg nicht riskieren wollen. "Das schließt begrenzte militärische Provokationen nicht aus, die in der gespannten Lage aber gefährliche Weiterungen haben können."
N ordkorea sei zwar absehbar nicht zu einem Nuklearschlag in der Lage, habe aber Fortschritte in der Atom- und Raketentechnik erreicht. "Wir dürfen Nordkoreas militärische Fähigkeiten nicht unterschätzen", sagte Schindler.
Zuletzt hatte Nordkorea wiederholt mit einem Angriff gedroht und auch zwei Testraketen mit kurzer Reichweite abgefeuert. Anlass war unter anderem das jährlich stattfindende amerikanisch-südkoreanische Großmanöver. Zudem wurden das seit 1953 gültige Waffenstillstandsabkommen sowie alle Entspannungsabkommen mit Südkorea aufgekündigt. Zuvor hatte das Regime in Pjöngjang mit einem Atomtest am 12. Februar internationale Kritik hervorgerufen. Der Sicherheitsrat hatte daraufhin stärkere Sanktionen gegen das Land verhängt.
Diktator ist "keine Marionette"
Aufgrund der Drohungen verstärken die USA nun ihre Raketenabwehr an der Westküste. US-Verteidigungsminister Chuck Hagel teilte am Freitag mit, dass dazu in den USA bis Ende 2017 zusätzlich 14 bodengestützte Abwehrraketen aufgestellt werden sollen. Außerdem werde nach einer Vereinbarung mit Tokio ein zweites Radarsystem in Japan stationiert.
Nach Schindlers Einschätzung sitzt Kim Jong Un relativ fest im Sattel. Dieser sei "keine Marionette". "Trotz der weiterhin großen Abhängigkeit von den politischen und militärischen Eliten, ist er derjenige, der auch beim Atomprogramm letztlich die Entscheidung trifft.
Kim habe zudem erkannt, dass er die wirtschaftliche Situation seines Landes verbessern müsse. "In Fragen von Reformen muss er aber mit Widerständen in Politik und Militär umgehen", sagte Schindler. "Indizien dafür gibt es bereits, dass er diesen Spagat mit ersten Schritten wagt", sagte der BND-Chef.
Quelle: ntv.de, rts