Politik

Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch Bartsch rechnet mit Wagenknecht-Partei

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
"Dann hätte ich doch als Sesselkleber gegolten" - Bartsch verteidigt seinen Rückzug.

"Dann hätte ich doch als Sesselkleber gegolten" - Bartsch verteidigt seinen Rückzug.

(Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress)

Die Linke steckt in einer existenziellen Krise. Die frühere Fraktionschefin Wagenknecht kokettiert seit Monaten mit der Gründung einer neuen Partei. Der amtierende Vorsitzende der Bundestagsfraktion Bartsch erwartet die Spaltung - und hält sie für "falsch und verantwortungslos".

Der scheidende Linken-Fraktionsvorsitzende Dietmar Bartsch rechnet mit einer Abspaltung einer Gruppe um Sahra Wagenknecht von seiner Partei. Es gebe "einen Teil in meiner Fraktion, der über die Gründung einer neuen Partei nachdenkt. Die Wahrscheinlichkeit dieser Trennung ist hoch, sehr hoch", sagt er dem "Stern". Allerdings halte er diesen Schritt für "falsch und verantwortungslos", heißt es weiter. "Die historische Erfahrung zeigt, dass es nie zum Erfolg führt, wenn die Linke sich spaltet. Ich werde bis zuletzt dafür kämpfen, dass es nicht dazu kommt." Darüber rede er "selbstverständlich" auch mit Wagenknecht. "Ich war immer mit ihr im Gespräch, und ich bin es weiterhin."

Bartsch hatte vergangene Woche angekündigt, bei den Fraktionsvorstandswahlen am 4. September nicht mehr zu kandidieren. Im Interview mit dem "Stern" tritt er aber dem Eindruck entgegen, er gebe sein Amt auf, weil die Linke mit dem Austritt Wagenknechts und weiterer Abgeordneter ihren Fraktionsstatus verlieren dürfte. "Nein, das ist kein Grund für mich", sagte Bartsch. Er verstehe seinen Schritt "als Weckruf". Die Linke brauche "eine neue Aufstellung, programmatisch und personell".

Er werde sich weiter dafür engagieren, "dass die Linke nicht in der Bedeutungslosigkeit versinkt". Zwar sei er "reichlich" gebeten worden, sein Amt weiterzuführen. "Aber stellen Sie sich vor, ich hätte anders entschieden, dann hätte ich doch als Sesselkleber gegolten, als alter weißer Mann, der nicht aufhören kann. Deshalb war diese Entscheidung richtig und notwendig." Bei der Bekanntgabe des Verzichts hatte Bartsch gesagt, die Entscheidung sei bereits vor langer Zeit gefallen.

Wissler: Linke hat stabiles Fundament

Mehr zum Thema

Derweil hat Parteichefin Janine Wissler eine eigene Kandidatur nicht ausgeschlossen. In den nächsten Tagen würden Gespräche geführt, sagte sie. Sie werde alles dafür tun, eine tragfähige Lösung zu finden - sie sei zuversichtlich, dass dies gelinge. Sie hat mit ihrem Co-Vorsitzenden Martin Schirdewan ein Vorschlagsrecht. Neben Bartsch will auch Amira Mohamed Ali bei Neuwahl der Fraktionsspitze nicht mehr antreten. Mohamed Ali hatte ihren Rückzug ausdrücklich mit dem Umgang der Parteispitze mit Wagenknecht begründet: Wissler und Schirdewan hatten sie zur Aufgabe ihres Bundestagsmandats gedrängt.

Bei der Bundestagswahl 2021 erreichte die Linke nur noch 4,9 Prozent. In Fraktionsgröße zog die Partei ins Parlament ein, weil sie drei Direktmandate gewann. In Umfragen liegt sie derzeit bei 4 bis 6 Prozent. Wissler meinte dennoch, ihre Partei habe ein stabiles Fundament, und sie werde angesichts der gesellschaftlichen Krise gebraucht. Sie sagte auch: "Ich sehe die Linke tatsächlich nicht vor der Spaltung."

Quelle: ntv.de, jwu/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen