Nach Sprengstoff-Funden in Luftfracht Behörden finden weitere Pakete
30.10.2010, 16:07 UhrNach dem Fund zweier Pakete, die mit Sprengstoff versehen in die USA geschickt werden sollten, finden jemenitische Behörden nun 26 weitere verdächtige Poststücke. Zudem nehmen sie mehrere Menschen fest. Während die USA ihre Sicherheitsvorkehrungen hochfahren, sieht Innenminister de Maiziere für Deutschland keinen Grund zur Besorgnis.

Nachdem die beiden Sprengsätze gefunden wurden, suchten die Behörden intensiv nach weiteren bedrohlichen Paketen.
(Foto: REUTERS)
Nach dem in Luftfrachtmaschinen haben die Behörden im Jemen 26 weitere verdächtige Pakete entdeckt und mehrere Menschen festgenommen. Die 26 verdächtigen Pakete würden derzeit untersucht, verlautete in Sanaa aus jemenitischen Ermittlerkreisen.
Zudem seien Mitarbeiter von Luftfrachtgesellschaften und der Frachtabteilung des internationalen Flughafens Sanaa festgenommen worden, um sie zu den verdächtigen Vorkommnissen zu befragen. In Dubai und Großbritannien waren zuvor zwei aus dem Jemen stammende Pakete mit Sprengstoff entdeckt worden, die nach Angaben der US-Regierung an jüdische Organisationen in den USA adressiert waren.
Paket war keine Attrappe
Nach den Funden auf dem britischen Flughafen East Midlands Airport sowie in Dubai hatte ein jemenitischer Behördensprecher mitgeteilt, dass sein Land eine Untersuchung der Vorfälle eingeleitet habe. Er sicherte zugleich zu, dass der Jemen im Kampf gegen Terrorismus weiter mit der internationalen Gemeinschaft zusammenarbeiten werde. .
Wie inzwischen bekannt wurde, war zumindest das Paket, das in Großbritannien entdeckt wurde, voll explosionsfähig. Es hätte an Bord des Flugzeuges in die Luft gehen können. "Das Ziel könnte das Flugzeug selber gewesen sein, und wäre es zur Explosion gekommen, hätte das Flugzeug abstürzen können", sagte die britische Innenministerin Theresa May nach einem Treffen des nationalen Sicherheitskomitees in London. Den Untersuchungsergebnissen zufolge könne man davon ausgehen, dass die mutmaßlichen Attentäter nicht gewusst haben, wo genau der Sprengsatz hochgehen würde.
"Ohnehin ein sehr hoher Standard"
Für Deutschland gibt es nach Angaben von Bundesinnenminister Thomas de Maiziere jedoch keinen Grund, die Sicherheitsvorkehrungen zu verschärfen. Es gebe keine konkreten Hinweise auf Anschlagsplanungen gegen Deutschland. Die Vorfälle fügten sich in die bekannte Gefährdungslage ein, erklärte de Maiziere in Berlin. Die Regierung unternehme gemeinsam mit Verbündeten und den Sicherheitsbehörden alles, was möglich sei für den Schutz der Bevölkerung. "Die Sicherheitsmaßnahmen in Deutschland liegen auf einem hohen und lageangepassten Niveau."
Die für Personenkontrollen zuständige Bundespolizei erhöht nach eigenen Angaben ihre Sicherheitsvorkehrungen nicht. "Wir haben ohnehin einen sehr hohen Standard", sagte eine Sprecherin des Bundespolizeipräsidiums in Potsdam. Diesen werde man beibehalten. Das für Luftfracht zuständige Bundesverkehrsministerium verwies auf das Innenressort.
Extremisten testen Sicherheitsvorkehrungen
Die Arabische Halbinsel gilt als neue Hochburg des in Afghanistan und Pakistan militärisch unter Druck geratenen Al-Kaida-Netzes. Dessen Gruppe im Jemen gilt seit längerem als der aggressivste Arm der Extremistenorganisation, die am 11. September 2001 die Anschläge in den USA verübt hatte.
Ein Vertreter der US-Regierung und mehrere Analysten äußerten die Vermutung, dass die Pakete nur ein Test der Extremisten sein könnten, um die Frachtkontrollen und die Reaktion der Sicherheitsbehören zu prüfen. Der entscheidende Hinweis auf die beiden Paketbomben kam nach US-Angaben aus Saudi-Arabien. "Die USA danken dem Königreich für seine Hilfe bei der Übermittlung von Informationen, die die unmittelbare Bedrohung aus dem Jemen deutlich gemacht haben", erklärte Obamas Anti-Terror-Beauftragter John Brennan. Auch Großbritannien, die Vereinigten Arabischen Emirate und "andere Freunde und Partner" hätten dazu beigetragen, die verdächtigen Sendungen auf den Flughäfen East Midlands nahe Birmingham und Dubai aufzuspüren.
Die mutmaßlichen Anschlagversuche schrecken die US-Bürger wenige Tage vor den auf. Der Wahlkampf wurde bislang nicht vom Thema Terrorismus bestimmt, sondern von der schleppenden Konjunkturentwicklung und der anhaltend hohen Arbeitslosigkeit. Analysten rechnen bisher damit, dass die Demokratische Partei im Repräsentantenhaus die Mehrheit verlieren wird. Nicht ausgeschlossen wird, dass die Republikaner nach der Wahl auch den Senat dominieren werden.
Quelle: ntv.de, fma/AFP/rts/dpa