Politik

100 Jahre Erster Weltkrieg Belgien erinnert an deutschen Einmarsch

Auch belgische Veteranen nehmen an den Gedenkveranstaltungen teil.

Auch belgische Veteranen nehmen an den Gedenkveranstaltungen teil.

(Foto: dpa)

Am 4. August 1914 begann für Belgien der Erste Weltkrieg: Das Deutsche Reich marschierte in das neutrale Land ein, um nach Frankreich zu gelangen. In Lüttich erinnert auch Bundespräsident Gauck an den Ausbruch des Krieges - und an deutsche Gräueltaten.

Nach seinem Besuch in Frankreich hat Bundespräsident Joachim Gauck auch in Belgien an einer Gedenkzeremonie zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges vor hundert Jahren teilgenommen. Er wurde vom belgischen König Philippe und Königin Mathilde in Lüttich empfangen, wo die zentrale Gedenkfeier stattfand.

Zu den Feierlichkeiten in der Stadt an der Maas, wo am 4. August 1914 rund 25.000 deutsche Soldaten einmarschiert waren, kamen Staats- und Regierungschefs aus rund 20 Ländern, unter ihnen Frankreichs Staatschef François Hollande, der österreichische Präsident Heinz Fischer und der britische Prinz William mit seiner Frau Kate. Eingeladen waren auch Repräsentanten aus über 80 Staaten und ehemaligen Kolonialgebieten, die am Ersten Weltkrieg teilgenommen hatten.

In seiner Rede in der Gedenkstätte der Alliierten mahnte Gauck, Konsequenzen aus den historischen Erfahrungen zu ziehen. Aus der Geschichte erwachse eine gemeinsame Verantwortung für die Welt. "Wir können nicht gleichgültig bleiben, wenn Menschenrechte missachtet werden, wenn Gewalt angedroht oder ausgeübt wird." Auf aktuelle Konflikte wie im Nahen Osten oder in der Ukraine ging Gauck aber nicht ein. Der Bundespräsident erinnerte an die deutschen Verbrechen im Ersten Weltkrieg: "Der Nationalismus hat beinahe alle Herzen und Hirne verblendet."

Danach war ein Besuch in der flämischen Stadt Löwen geplant, wo deutsche Soldaten vom 25. bis 29. August 1914 mehr als 200 Zivilisten erschossen und 650 andere in Viehwaggons nach Deutschland deportieren ließen. Außerdem setzten deutsche Truppen einen Großteil des historischen Stadtzentrums in Brand, darunter die berühmte Alte Universitätsbibliothek mit wertvollen Handschriften, Inkunabeln, Büchern und Dokumenten. Außerdem wollte Gauck auf Einladung des britischen Premiers David Cameron an einer Gedenkzeremonie am deutsch-britischen Soldatenfriedhof St. Symphorien bei Mons teilnehmen.

Hart umkämpfte Stadt

Lüttich, das mit seinem Ring aus zwölf Festungen damals als eine der bestgeschützten Städte in Europa galt, hatte sich erbittert gegen die Angreifer gewehrt. Nach zwölftägigen Kämpfen mit tausenden Toten fiel die Festung schließlich - und die deutschen Truppen begannen ihren Eroberungsfeldzug in Richtung Frankreich.

Nach der Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien am 28. Juli 1914 hatte Deutschland am 1. August Russland den Krieg erklärt und zwei Tage später Frankreich. Nach dem Einmarsch im damals neutralen Belgien erklärte Großbritannien am 4. August Deutschland den Krieg. Damit waren die Voraussetzungen für den ersten weltweiten Konflikt geschaffen.

Auch in Großbritannien begannen die Gedenkfeierlichkeiten zum Beginn des Ersten Weltkrieges. Bei einem Gottesdienst im schottischen Glasgow wurde vor allem des Beitrages von Soldaten aus ehemaligen britischen Kolonien gedacht. Auch Premier David Cameron und Thronfolger Prinz Charles nahmen an dem Gottesdienst teil. "Es ist richtig, an die außergewöhnlichen Opfer zu erinnern, die eine ganze Generation gebracht hat, und wir stehen alle in der Schuld dieser Menschen, weil ihr Erbe unsere Freiheit bedeutet", sagte Cameron. Für den Abend waren die Menschen in ganz Großbritannien aufgefordert, eine Stunde lang das Licht auszuschalten. Der damalige britische Außenminister Edward Grey hatte am Vorabend des britischen Kriegseintritts in einem berühmt gewordenen Zitat erklärt: "Jetzt gehen die Lichter aus über Europa und niemand von den Lebenden wird sie mehr leuchten sehen."

Neuseeland, das damals als britische Kolonie am Krieg teilnahm, erinnerte mit 100 Salutschüssen und 100 weißen Kreuzen auf dem Parlamentsgelände an den Beginn der Kämpfe. Bei einer Zeremonie auf den Stufen des Parlaments in Wellington wurde die Erklärung der damaligen Abgeordneten verlesen. Premier John Key erinnerte daran, dass mehr als 100.000 Neuseeländer im Ersten Weltkrieg dienten - damals zehn Prozent der Bevölkerung. 18.000 kamen ums Leben.

Von 1914 bis 1918 beteiligten sich mehr als 70 Staaten und damalige Kolonialgebiete an dem Krieg, unter ihnen auch die USA und Japan. Insgesamt wurden fast 70 Millionen Soldaten mobilisiert und mehr als 16 Millionen Menschen getötet.

Quelle: ntv.de, mli/AFP/dpa

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