Alle Infos über die "Lafodödel" Bericht: Bartsch rüstete sich mit Dossiers
29.09.2015, 15:28 Uhr
Ist über seine Mitstreiter offenbar im Bilde: Dietmar Bartsch.
(Foto: dpa)
Linkspartei-Vize Bartsch soll eine detaillierte Kartei über seine Genossen besitzen. Wie eine Zeitung berichtet, lösen die Kategorien "Zuverlässige", "Unabhängige" und "Lafodödel" Irritationen in seiner Partei aus. Die Fraktion dementiert den Bericht.
Der stellvertretende Vorsitzende der Linkspartei, Dietmar Bartsch, hat offenbar umfangreiche Dossiers über Parteigenossen anfertigen lassen. Das berichtet die "Welt" und beruft sich dabei auf interne E-Mails. Demnach hat Bartsch Thomas Westphal, einen Mitarbeiter der Parteizentrale, damit beauftragt, Informationen über die 44 Mitglieder des Parteivorstandes zusammenzutragen.
Die Linke wies den Bericht zurück. "Das ist absoluter Quatsch", hieß es aus Fraktionskreisen in Berlin. "Bartsch hat das nicht in Auftrag gegeben." Bartsch sagte zu dem Bericht lediglich: "Das kommentiert sich von selbst."
Laut "Welt" soll Westphal "Genossen ausgefragt" und "umfangreiche Recherchen" angestellt haben. Was unter letzterem genau zu verstehen ist, ist unklar. In der Zeitung heißt es lediglich, die Recherchen seien "mit einem Aufwand und einer Akribie" erfolgt, "von der selbst Verfassungsschützer noch etwas lernen könnten".
Ergebnis der Recherchen waren demnach Akten, die Bartsch helfen sollten, einzuschätzen, ob ihm seine Parteigenossen wohlgesonnen sind oder nicht. Dafür ersann Bartsch die Kategorien "Z" für "Zuverlässig", "U" für "Unabhängig" sowie "L" für "Lafodödel" – also Gefolgsleute des führenden Linkspartei-Politikers Oskar Lafontaine. Zur Einteilung dienten vermeintlich objektive Kriterien wie die Zugehörigkeit zu einem Landesverband oder die "Ost-West-Herkunft", aber auch Fragen der Angehörigkeit zu einer innerparteilichen Strömung oder zu einem Lager.
"Wie ein Generalsekretär der KPdSU"
Unter den Linksparteimitgliedern, die nicht zu Bartschs Gefolgschaft gehören, verursachte die Enthüllung viel Unmut. Der Parlamentarische Geschäftsführer der Linksfraktion im saarländischen Landtag, Heinz Biermann, sagte der "Welt": "Eine solche Kategorisierung von Mitgliedern der Parteiführung ist mit der Kultur einer modernen Linkspartei nicht vereinbar. Das sind Methoden, die wir keineswegs akzeptieren können. So etwas macht man nicht." Ein weiteres, nicht namentlich genanntes Vorstandsmitglied sagte: "Die Dokumente belegen, dass Bartsch ein absoluter Machtmensch ist. Er wurde zu DDR-Zeiten in der Sowjetunion geschult und verhält sich wie ein Generalsekretär der KPdSU."
Bartsch selbst hat sich zu den Enthüllungen bislang nicht geäußert. Der ehemalige Bundesgeschäftsführer der Linkspartei soll nach dem Rückzug von Gregor Gysi die Fraktionsführung im Bundestag übernehmen – gemeinsam mit Sahra Wagenknecht, die als Lebensgefährtin von Lafontaine in der internen Kartei Bartschs als "Lafodödel" geführt wird.
Laut "Welt" soll Bartsch auch Gysi in seine Arbeit eingeweiht haben. Er wollte dem Linksfraktionschef die Beurteilungen wohl zur Verfügung stellen. "Aus dem Umfeld Gysis" habe es jedoch geheißen, Gysi sei "wenig amüsiert" gewesen.
Quelle: ntv.de, jog