Nach antisemitischer Attacke Bonner Polizist nach Übergriff versetzt
16.07.2018, 17:49 Uhr
Nach der antisemitischen Attacke in Bonn versetzt die Polizei den Beamten, der den israelischen Professor geschlagen hat.
(Foto: imago/photo2000)
"Ihr habt ein Problem mit brutaler Polizeigewalt", sagt der jüdische Professor, der vorige Woche in Bonn nach einer antisemitischen Attacke fälschlicherweise von der Polizei festgesetzt wurde. Nun muss einer der beiden Beamten die Quittung dafür zahlen.
Die Bonner Polizei zieht erste Konsequenzen nach einem antisemitischen Vorfall in der vergangenen Woche. Der diensthabende Polizist, der bei einem Einsatz einen jüdischen Professor aus den USA geschlagen hat, ist in eine andere Dienststelle versetzt worden. Das erklärte der Polizeisprecher Bonn.
Der israelische Hochschullehrer Jitzchak Jochanan Melamed war von einem Deutschen mit palästinensischen Wurzeln in der Nähe der Bonner Universität attackiert worden. Die alarmierten Beamten hielten Melamed irrtümlich für den Angreifer und überwältigten ihn. Ein Polizist schlug ihm ins Gesicht. Strittig ist allerdings, wie oft. Melamed spricht von "Dutzenden Malen".
Die Polizei verweist auf die laufenden Ermittlungen. Ein Augenzeuge beschrieb dem Bonner "General-Anzeiger" den Vorfall als "äußerst brutal". Er beobachtete demnach allerdings nur, dass ein Polizist mit dem Wissenschaftler gerungen habe. Nach Angaben von NRW-Innenminister Herbert Reul von der CDU wurden gegen alle an dem Einsatz beteiligten Beamten Disziplinarverfahren eingeleitet.
Professor wirft Polizei Lügen vor
Der Hochschullehrer, der an der Universität von Baltimore unterrichtet, erhebt weitere Vorwürfe gegen die Bonner Polizei. Sie habe ihn nicht nur mit einem judenfeindlichen Angreifer verwechselt und blutig geschlagen, sondern danach auch versucht, ihn von einer Beschwerde abzuhalten. Sollte er sich über sie beschweren, wären sie gezwungen, ihn zu beschuldigen, sich widersetzt zu haben. Die Polizei verbreite "Lügen" über den Vorfall, sagte Melamed.
"Ich war nicht zu 100, sondern zu 500 Prozent passiv", sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Die Polizisten seien sofort auf ihn losgegangen, er habe kaum noch atmen, geschweige denn Widerstand leisten können. "Das ist ein abscheuliches Polizeiverhalten, wie man es sonst nur in einem Entwicklungsland findet."
Der Philosophie-Professor sieht in dem Vorfall ein Zeichen für größere Probleme in der deutschen Gesellschaft. Neben Antisemitismus habe Deutschland eindeutig auch ein Problem mit der Polizeigewalt.
Quelle: ntv.de, swi/dpa/AFP