Wortführer des Brexit-Lagers Boris Johnson wird neuer Außenminister
13.07.2016, 20:53 Uhr
Einer der größten Befürworter des Brexits, Boris Johnson, hat einen neuen Job: Premierministerin Theresa May macht den ehemaligen Londoner Bürgermeister zum neuen Außenminister Großbritanniens. Eine Wahl, die nicht jedem im Vereinigten Königreich gefallen dürfte.
Die neue britische Premierministerin Theresa May macht Boris Johnson, einen der Wortführer des Brexit-Lagers, zu ihrem Außenminister. Das wurde am Abend in London mitgeteilt. Johnson soll Philip Hammond ersetzen, der wiederum George Osborne als Finanzminister ablöst. Osborne hatte zuvor seinen Rücktritt eingereicht. Johnson hatte Ende Juni Fassungslosigkeit bei den Briten ausgelöst, nachdem er erklärte, nicht als Kandidat für die Nachfolge von David Cameron zur Verfügung zu stehen. Er galt als Favorit für das Amt des Premiers, nachdem Cameron seinen Rücktritt angekündigt hatte.
Den neu geschaffenen Posten des "Brexit-Ministers" besetzt May mit David Davis. Davis wurde zum Staatssekretär für den Austritt aus der Europäischen Union ernannt, wie das Büro der Regierungschefin weiter mitteilte. Damit ist er der britische Chefunterhändler in den Verhandlungen mit Brüssel. Aber auch Hammond dürfte als neuer Finanzminister bei den anstehenden Austrittsverhandlungen mit der EU eine wichtige Rolle spielen. Zudem rückt die Abgeordnete Amber Rudd an die Spitze des Innenministeriums - tritt also die Nachfolge von May in diesem Amt an.
May will Königreich wieder einen
May war am frühen Abend, drei Wochen nach dem Brexit-Referendum, von Königin Elizabeth II. zur neuen Premierministerin ernannt worden. In ihrer Antrittsrede sagte May, sie wolle ihrem Land nach dem EU-Austritt eine "kühne, neue, positive Rolle" verschaffen. "Nach dem Referendum steht uns eine Zeit großen nationalen Wandels bevor", sagte May am Abend nach ihrer Ernennung zur neuen Regierungschefin vor ihrem Amtssitz in der Londoner Downing Street. "Da wir Großbritannien sind, weiß ich, dass wir dieser Herausforderung gewachsen sein werden", fügte die 59-Jährige hinzu.
Zugleich machte sie deutlich, dass sie sich für den Zusammenhalt des Königreiches einsetzen wolle. "Wir glauben an die Union, das wertvolle Band zwischen England, Schottland, Wales und Nordirland", sagte sie. Das Land solle nicht "für einige Privilegierte, sondern für alle arbeiten". May will in ihrer Amtszeit insbesondere gegen "die brennende Ungerechtigkeit" kämpfen. "Gemeinsam werden wir ein besseres Britannien bauen."
Juncker drängt auf baldige Gespräche
Bereits zuvor hatte May angekündigt, die engen wirtschaftlichen Beziehungen zur Europäischen Union erhalten zu wollen. Zugleich will sie aber auch den Zuzug von EU-Ausländern begrenzen, was ein Stolperstein in den Verhandlungen werden dürfte. Die USA appellierten an die EU, sich gegenüber den Briten flexibel zu zeigen.
EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker betonte in einem Glückwunschschreiben an die neue Regierungschefin, das Ergebnis des Referendums habe "eine neue Lage geschaffen, die das Vereinigte Königreich und die Europäische Union bald angehen müssen". Er freue sich, Mays diesbezügliche Absichten zu erfahren und hoffe auf ein Treffen in nächster Zukunft. May sei nun mit der Bildung einer neuen Regierung beschäftigt: "Ich wünsche Ihnen allen Erfolg bei der bevorstehenden Aufgabe", erklärte Juncker.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat der neuen britischen Premierministerin Theresa May telefonisch gratuliert und ihr für ihr neues Amt Glück gewünscht. Dies teilte ihr Sprecher Steffen Seibert mit. Beide seien sich einig gewesen, dass die Zusammenarbeit im Geiste der freundschaftlichen Beziehungen beider Länder fortgesetzt werden solle. Dies gelte auch für die anstehenden Verhandlungen über den Austritt Großbritanniens aus der EU.
Quelle: ntv.de, bad/jug/dpa/AFP