Politik

"Alle Kräfte auf die Straße" Brasilia-Sicherheitschef nach Kongress-Sturm entlassen

Polizisten führen einen Demonstranten vor dem Kongress ab.

Polizisten führen einen Demonstranten vor dem Kongress ab.

(Foto: REUTERS)

Wegen der Ausschreitungen in Brasília hat der Gouverneur des Bundesbezirks nach eigenen Worten alle Sicherheitskräfte auf die Straße geschickt, um die Verantwortlichen festzunehmen. Gleichzeitig setzte er den Sicherheitschef ab. Dieser soll ein enger Bolsonaro-Vertrauter sein.

Nach dem Angriff auf Regierungsgebäude durch radikale Anhänger des ehemaligen brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro ist der Sicherheitschef der Hauptstadt Brasília, Anderson Torres, entlassen worden. "Ich habe die Entlassung des Sicherheitsministers des Bundesdistrikts beschlossen und gleichzeitig alle Sicherheitskräfte auf die Straße geschickt, um die Verantwortlichen festzunehmen und zu bestrafen", schrieb der Gouverneur des Bundesbezirks, Ibaneis Rocha, auf Twitter. "Ich bin in Brasília, um die Demonstrationen zu beobachten und alle Maßnahmen zu ergreifen, um die antidemokratischen Ausschreitungen im Regierungsviertel einzudämmen."

Schreiende und mit Stöcken bewaffnete Demonstranten umstellten während der Ausschreitungen einen Polizisten einer Reiterstaffel und stießen ihn vom Pferd. Auf sozialen Medien wurden Bilder verbreitet, die auf eine Plünderung des Gerichtsgebäudes durch die in Gelb und Grün gekleideten Angreifer hindeuteten. Später teilte das Oberste Gericht mit, die Sicherheitskräfte hätten die Kontrolle über das Gebäude wiedererlangt. Einige Demonstranten seien im Parkhaus festgenommen worden. Eine Stellungnahme von Bolsonaro gibt es derzeit noch nicht.

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Zuvor hatten aufgebrachte Anhänger des abgewählten Ex-Präsidenten Bolsonaro den Kongress, den Obersten Gerichtshof und den Regierungssitz Palácio do Planalto gestürmt. Im Fernsehen war zu sehen, wie sie Straßensperren niederrissen und die wenigen Polizisten zurückdrängten. Zwar setzten die Beamten Pfefferspray und Blendgranaten ein, sie konnten die Angreifer allerdings nicht stoppen.

Der entlassene Torres gilt als Anhänger von Bolsonaro, dem er zuvor als Justizminister diente. Der rechte Präsident Bolsonaro war im vergangenen Oktober dem Linkspolitiker Lula in der Stichwahl unterlegen und zum Jahreswechsel aus dem Amt geschieden. Ausdrücklich erkannte er seine Niederlage nie an. Radikale Anhänger des Ex-Militärs hatten bereits nach der Wahl immer wieder gegen Lulas Sieg protestiert und die Streitkräfte des Landes zu einem Militärputsch aufgerufen.

Quelle: ntv.de, ysc/dpa

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