Osloer Schloss weiteres Ziel Breivik erfährt Zahl seiner Opfer
30.07.2011, 19:02 Uhr
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Nichts regt sich im Gesicht des norwegischen Massenmörders Breivik, als ihm die Polizei die Zahl seiner Opfer mitteilt. Und ähnlich eiskalt hatte Breivik vor, das Osloer Schloss und das Hauptquartier der Sozialdemokraten zu zerstören. Dies seien die beiden weiteren Ziele gewesen, heißt es.
Der rechtsradikale, möglicherweise geisteskranke Attentäter Anders Behring Breivik hat vor einer Woche auch Bombenanschläge am Osloer Schloss und dem Hauptquartier der norwegischen Sozialdemokraten geplant. Das berichtete die Zeitung "VG" unter Berufung auf Polizeikreise. Weiter hieß es, der Massenmörder sei an der Ausführung durch "logistische Probleme" gehindert worden. Das Schloss befindet sich in staatlichem Besitz, dient aber der königlichen Familie als Residenz.
Breivik hatte am Freitag letzter Woche 77 Menschen durch eine Bombe im Osloer Regierungsviertel und ein Massaker an jungen Sozialdemokraten auf der Insel Utøya getötet. Sein Anwalt Geir Lippestad berichtete, die Polizei habe dem 32-Jährigen bei einem Verhör erstmals die Zahl seiner Opfer mitgeteilt. "Ich habe keine Reaktion feststellen können. Ich konnte weder ein Lächeln noch Anzeichen für Enttäuschung bemerken", sagte der Verteidiger.
Als Motiv für sein Handeln hatte der fanatische Islamhasser angegeben, dass er Norwegens regierende Sozialdemokraten "so hart wie möglich" treffen wollte. Nach Polizeiangaben ist Breivik in den Verhören "sehr auskunftsfreudig". Er habe Details früherer Aussagen bestätigt und neue Fragen der Ermittler beantwortet. Nicht bestätigten wollte die Polizei, dass der Attentäter auch den Königspalast und die Zentrale der regierenden Sozialdemokraten im Visier hatte.
"Möglicherweise inspiriert"
Erstmals gab unterdessen ein britischer Rechtsextremist zu, Verbindungen zu Breivik gehabt zu haben. Ein früherer Aktivist der extrem rechten Gruppierung British Defence League sagte der "Times", seine strikte Anti-Muslim-Ideologie habe Breivik möglicherweise inspiriert. Sollte dies so gewesen, tue ihm das leid.
Er habe direkten Online-Kontakt mit Breivik gehabt, sagte der 35 Jahre alte Paul Ray. Er habe sich aber verbeten, von Breivik als "Freund" auf der Social-Media-Plattform Facebook aufgeführt zu werden. Ray gehörte der britischen Tempelritter-Bewegung an. "Ich gehöre zu seinen Mentoren. Ich kann für ihn mit Sicherheit eine Inspiration gewesen sein", behauptete der Rechtsextremist. "Aber was er getan hat, ist das pure Böse." Was er getan habe, passe nicht zu irgendetwas von dem, womit er zu tun habe.
Quelle: ntv.de, dpa/rts