Politik

Knappe Mehrheit für Rot-Grün Bremen-SPD kassiert historische Schlappe

Jens Böhrnsen kann sich ein drittes Mal zum Bürgermeister Bremens wählen lassen. Doch seine Koalition hat massiv an Stimmen verloren.

Jens Böhrnsen kann sich ein drittes Mal zum Bürgermeister Bremens wählen lassen. Doch seine Koalition hat massiv an Stimmen verloren.

(Foto: picture alliance / dpa)

Ohne die SPD geht in Bremen auch nach der Wahl vom Sonntag nichts. Doch die komfortable Mehrheit von Rot-Grün ist dahin - beide Parteien verlieren drastisch. Die FDP erlebt ein Comeback.

Herbe Schlappe für Rot-Grün in Bremen: Nach massiven Verlusten beider Parteien bei der Bürgerschaftswahl hat die seit acht Jahren regierende Koalition ihre Mehrheit nur knapp behauptet. Die SPD von Regierungschef Jens Böhrnsen gewann die Wahl nach einer amtlichen Hochrechnung zwar klar und kann erneut die Regierung bilden. Sie rutschte aber auf das schlechteste Ergebnis seit 1946 ab. Die Grünen mit Spitzenkandidatin Karoline Linnert verzeichneten nach dem starken Ergebnis 2011 bundesweit einmalige Verluste. Nach der Hochrechnung des Landeswahlleiters hat die zuvor mit Zwei-Drittel-Mehrheit regierende Koalition nur noch einen Vorsprung von zwei Sitzen.

Die CDU mit Spitzenkandidatin Elisabeth Motschmann erholte sich leicht. Die FDP - 2011 noch an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert - kehrt in die Bürgerschaft zurück. Auch die Linke legte in dem von hoher Verschuldung, einem starken sozialen Gefälle und einer schlechten Bildungssituation geprägten Land deutlich zu. Die erstmals in Bremen angetretene AfD zog ebenfalls in das Landesparlament ein.

Nach den Hochrechnungen kommt die seit 1946 ununterbrochen regierende SPD auf 33,1 Prozent. Die CDU wird mit 22,6 Prozent zweitstärkste Kraft, gefolgt von den Grünen mit 15,1 Prozent. Die Linke holt 9,3 Prozent. Mit 6,4 Prozent schafft die FDP deutlich den Einzug in die Bürgerschaft. Der rechtskonservativen AfD gelingt dies mit 5,7 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei unter 50 Prozent - so niedrig wie nie zuvor in einem westdeutschen Bundesland. 

Das ergibt folgende Sitzverteilung: SPD 29, CDU 20, Grüne 14, Linke 8, FDP 6, AfD 5. Die rechtspopulistische Gruppierung "Bürger in Wut" (BIW) holte wieder ein Mandat.

"Schallende Ohrfeige für Rot-Grün"

Lange Gesichter bei der SPD

Lange Gesichter bei der SPD

(Foto: dpa)

CDU-Generalsekretär Peter Tauber zeigte sich mit dem Abschneiden zufrieden. Bremen sei für die CDU "kein Stammland". Das Ergebnis sei eine "schallende Ohrfeige für Rot-Grün". SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi sagte, die SPD habe einen "klaren Regierungsauftrag" erhalten. Sie hoffte auf eine Fortsetzung von Rot-Grün an der Weser. 

 Böhrnsen machte deutlich, dass er dies als "erste Option" ansieht. Ein rechnerisch mögliches rot-rot-grünes Bündnis sei dagegen "keine Option". Er zeigte sich überrascht von der Höhe der SPD-Verluste: "Es gab schönere Wahlabende, das ist ein bitterer für die Bremer SPD." Für die Grünen betonte Spitzenkandidatin Linnert: "Bremen braucht die Grünen."

"Sensation" für die FDP

FDP-Spitzenkandidatin Lencke Steiner, bisher parteilos, will nun in die FDP eintreten.

FDP-Spitzenkandidatin Lencke Steiner, bisher parteilos, will nun in die FDP eintreten.

(Foto: dpa)

Die Bremer CDU bot umgehend eine Regierungsbeteiligung an. Rot-Grün habe ein klares Signal bekommen, sagte Spitzenkandidatin Motschmann: "Ein 'Weiter so' geht nicht mehr. Der Wähler will das nicht mehr." Die CDU hatte das kleinste Bundesland schon von 1995 bis 2007 als Juniorpartner gemeinsam mit der SPD regiert. 

Von einer "Sensation" sprach FDP-Spitzenkandidatin Lencke Steiner. "Seit über 20 Jahren ist das das beste Ergebnis, das die FDP hier hingelegt hat", sagte die Parteilose, die nun in die FDP eintreten will. Der FDP-Bundesvorsitzende Christian Lindner wertete das Ergebnis als "eine Richtungsanzeige, dass wir auf die richtigen Themen setzen, aber noch viel zu arbeiten haben".

Die neue Regierung steht in der kommenden Wahlperiode vor schwierigen Aufgaben. Das Land mit der bundesweit höchsten Pro-Kopf-Verschuldung muss nach Einschätzung von Finanzexperten kräftig sparen, um ab 2020 die Vorgaben der Schuldenbremse zu erfüllen und ohne neue Kredite auszukommen.

Quelle: ntv.de, bad/che/dpa

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