V-Mann "Primus" sorgt für Rätsel Bundesanwaltschaft dementiert NSU-Berichte
08.04.2016, 11:00 Uhr
Haben Uwe Mundlos und Beate Zschäpe vorübergehend für den V-Mann Ralf Marschner gearbeitet?
(Foto: dpa)
Das NSU-Trio lebt von 1998 bis 2011 im Untergrund. Neue Berichte legen nahe, dass es in dieser Zeit teilweise für einen V-Mann des Verfassungsschutzes gearbeitet haben könnte. Die in Bedrängnis gebrachten Ermittlungsbehörden verteidigen sich.
Die Bundesanwaltschaft hat Berichten widersprochen, wonach das verstorbene NSU-Mitglied Uwe Mundlos und die in München angeklagte Beate Zschäpe für einen V-Mann des Verfassungsschutzes gearbeitet haben. "Die Ermittlungen haben bislang keinerlei Anhaltspunkte dafür ergeben, dass Mitglieder des NSU in einem von Ralf M. betriebenen Unternehmen beschäftigt waren, teilte die Behörde "Spiegel Online" mit.
Bei Ralf M. handelt es sich um Ralf Marschner, einen Neonazi aus Zwickau und ehemaligen V-Mann. Ein Autorenteam der "Welt" hatte berichtet, Mundlos habe von 2000 bis 2002 und damit zu Beginn der NSU-Mordserie in einer Baufirma von diesem gearbeitet. Die Nachrichtenagentur dpa meldete zudem, auch Beate Zschäpe habe zwischen 2008 und 2011 für Marschner gearbeitet - in dem Zwickauer Szeneladen "Heaven & Hell".
"Spiegel Online" berichtet dagegen unter Berufung auf Ermittlerkreise, dass Marschners früheres Personal in den vergangenen Jahren eingehend zum NSU-Trio befragt worden sei. Belastbare Anhaltspunkte, wonach Mundlos oder Zschäpe bei ihm beschäftigt gewesen sein könnten, hätten sich daraus nicht ergeben.
Zweifel im Untersuchungsausschuss
Marschner war unter dem Tarnnamen "Primus" jahrelang als Informant für das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) tätig. Der NSU-Untersuchungsausschuss im Bundestag will den Hinweisen erneut nachgehen. Der erste Untersuchungsausschuss hatte sie erfolglos geprüft.
Clemens Binninger - CDU-Obmann des ersten Ausschusses und nun Vorsitzender des zweiten - hat nach wie vor Zweifel: "Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass es gar keinen V-Mann gab, der zumindest wusste, wo sich das Trio aufhielt."
Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe lebten von 1998 bis 2011 im Untergrund - zunächst in Chemnitz, später in Zwickau. Die Fahndung nach dem Trio war bis zum Auffliegen im November 2011 erfolglos geblieben. Nach dem Tod ihrer Kumpane stellte sich Zschäpe der Polizei. Sie ist seit Mai 2013 die Hauptangeklagte im Münchner NSU-Prozess und muss sich für alle Verbrechen des NSU als mutmaßliche Mittäterin verantworten.
Quelle: ntv.de, chr/AFP/dpa